1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Kleinwulkower wollen Kriegsopfer nicht vergessen

Denkmal von 1923 ist aufwändig saniert und um die Namen der Toten des 2. Weltkriegs ergänzt worden Kleinwulkower wollen Kriegsopfer nicht vergessen

Von Sigrun Tausche 27.03.2014, 02:26

Gestern war Abnahme für die Sanierungsarbeiten am Kriegerdenkmal in Kleinwulkow. Die Namen der im 1. Weltkrieg Gefallenen waren kaum noch zu lesen, der Sockel teilweise schon sehr marode. Nun ist alles wieder in Ordnung gebracht, und auch die Namen der Opfer des 2. Weltkriegs wurden ergänzt.

Kleinwulkow l Michaela Petermann von der Unteren Denkmalbehörde hatte nichts zu bemängeln. Die Arbeiten waren mit dem Amt abgestimmt worden, und die Denkmalbehörde hatte auch zugestimmt, dass anstelle der Platten mit den kaum mehr lesbaren Namen neue angebracht werden, weil die alten schon zu sehr verwittert waren. Sie stehen nun in der Kirche. Auch am Sockel mussten Teile erneuert werden, ebenso ist die Umrandung komplett neu.

Der Hauptinitiator für die Aufarbeitung des Denkmals sei Reiner Busse gewesen, berichtete Ortsbürgermeister Robert Krebs. Er habe auch die Dokumente gesichtet, die in einem Glas im Sockel waren, und die neue Urne mit alten und neuen Unterlagen gefüllt. Busse betonte, dass auch seine Nachbarn Erhard Knopf und Wilfried Wagener wesentlich mitgearbeitet haben. Wagener habe die Geschichte der Kleinwulkower Feuerwehr zusammengestellt. Dieses Papier ist nun auch in der neuen Urne enthalten.

"Die Feuerwehr legt alle fünf Jahre einen Kranz am Denkmal nieder", berichtete Wagener. Das sollte auch zum 80-jährigen Bestehen, das am 8. Februar gefeiert wurde, wieder erfolgen. "Deshalb war das auch unser Wunschtermin für die Fertigstellung."

Dass das nicht zu schaffen sein würde, war Thies-Jan Knake vom Rathenower Natursteinwerk allerdings sofort klar, als er sich mit den Wulkowern im vergangenen Herbst das erste Mal vor Ort getroffen hatte. Dabei war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht abzusehen, dass noch weitere Arbeiten dazukommen würden. Das zeigte sich erst beim Abnehmen der äußerlich sichtbaren schadhaften Teile.

Heimatverein trägt die Kosten in Höhe von 5 600 Euro

Dann ging es aber doch noch recht zügig voran, und auch der Kostenrahmen wurde nicht gesprengt. "Wir wissen, dass das Geld hierfür nicht so üppig vorhanden ist, und bieten deshalb Varianten an, die auch finanzierbar sind", sagte Knake. Die Kosten von 5 600 Euro übernimmt komplett der Wulkower Heimatverein, erklärte Robert Krebs.

Das Geld hierfür zu investieren, war den Initiatoren dieses Vorhabens wichtig. "Wir haben das gemacht, weil wir es wollen, nicht um es anderen nachzumachen", betont Reiner Busse angesichts ähnlicher Bemühungen in anderen Orten, gerade jetzt, hundert Jahre nach Beginn des 1. Weltkriegs.

Nur noch wenige ältere Einwohner gebe es heute im Dorf, die man noch fragen konnte nach Namen und Familien. Er sei insbesondere Annelies Bengsch und Lothar Müller sehr dankbar für ihre Hilfe.

"Das Schlimme an solchen Kriegen ist, dass die Menschen, die umgekommen sind, fehlen, was zum Niedergang ganzer Familien geführt hat", sagt Reiner Busse. Es dürfe nicht vergessen werden, wie die Leute damals in den Krieg getrieben wurden, ja oftmals sogar überzeugt waren, das Richtige zu tun, und dann habe sich herausgestellt, dass doch alles falsch war.

Das Kriegerdenkmal wurde am 14. November 1923 eingeweiht. 1968 waren schon einmal Reparaturen erfolgt. Damals wurden auch schon die Dokumente herausgeholt und zusammen mit einigen Ergänzungen in ein großes Glas gepackt und wieder im Sockel sicher verwahrt.

Kapsel enthält nun Dokumente aus drei Zeitabschnitten

Von 1923 waren etwas Hartgeld, Geldscheine aus der Zeit der Inflation, also in Millionenhöhe, sowie eine Chronik der Gemeinde in Kurzfassung enthalten. In dem Papier steht unter anderem, wie viele Landwirte es damals im Ort gab, welche Flächen sie bewirtschafteten, wie die Preise waren und so weiter.

Bezahlt wurde das Denkmal damals mit 28 Zentner Getreide, auch das steht hier. Denn in der Zeit der Inflation war Geld nichts wert.

Von 1968 gibt es ein ähnliches Schreiben. Darauf festgehalten sind die Ereignisse in der Zwischenzeit, die politischen Veränderungen unter anderem. Auch einige Namen von im 2. Weltkrieg gefallenen Kleinwulkowern sind aufgeführt. Und eine kleine Preisliste ist dabei: Ein Ei kostete damals 35 Pfennig, ein Zentner Getreide 23 Mark...

Am Denkmal wurde damals eine zusätzliche Granittafel angebracht, auf der an die Gefallenen des 2. Weltkriegs erinnert wurde, ohne hier jedoch Namen zu nennen.

Neu dazu gekommen sind nun die Chronik der Feuerwehr, eine Liste der Häuser des Dorfes mit den Bewohnern damals und heute, die Ergänzung der Chronik von 1968 bis heute, worin auch steht, wie lange es noch Schule und Kindergarten im Dorf gab, wohin die Kinder heute zur Schule und zur Kita gehen, welche Vereine es gibt, welche regelmäßigen Veranstaltungen, wie sich der Ort durch die Dorferneuerung entwickelt hat...

Die Kranzniederlegung am erneuerten Denkmal, die sich die Kleinwulkower Feuerwehr eigentlich zu ihrem Jubiläum gewünscht hatte, soll im Sommer nachgeholt werden.