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Geschäftsbesuche vom Tierschutzverein "Kollege Hund" bringt Leben in den Laden

Wie reagieren Kunden, wenn sie in ein Geschäft oder Büro kommen und
statt dem Inhaber oder Mitarbeiter erstmal seinem Hund gegenüberstehen?
In Parey haben das auch am Tag des "Kollegen Hund" deren Besitzer nicht
restlos ausgereizt, obwohl auch hier einige ihren Liebling mit hatten,
manche nicht nur an diesem Tag.

Von Sigrun Tausche 30.06.2014, 03:40

Parey l Christa Rutt vom Genthiner Tierschutzverein hatte sich vergangenen Donnerstag wieder zu einigen "Geschäftsbesuchen" in Parey angemeldet. Einige Hundehalter, die hin und wieder ihre Tiere auch auf der Arbeit dabei haben, kennt sie gut. Mit ihr auf Hunde-Besuchstour zu gehen, macht richtig Spaß.

Als erster stand "Pepe" auf ihrer Liste. Der dreieinhalbjährige Border Collie-Schäferhund-Mix gehört zu Familie Kühne. Lutz Kühne ist Inhaber eines Elektrofachgeschäfts - zu Pepes Glück auf dem eigenen Grundstück, wo der Hund viel Auslauf hat.

Pepe, der die Gene zweier Hütehunderassen in sich trägt, macht seinem Herrchen viel Freude. Er ist sehr intelligent. "Er will jeden Tag was Neues lernen", erzählt Lutz Kühne. Die Grundkommandos kann er sowieso, daneben hat er auch schon "Männchen machen", "Winkewinke" und manches andere gelernt - und er kann Zahlen lesen! Bis zur Fünf klappt das schon. Herrchen hält einen Zettel mit einer großen "3" hoch - und Pepe bellt dreimal. Dann ergänzt Kühne "3-1" - und Pepe bellt zweimal. Herrchen schmunzelt. Der Trick verblüfft jeden. Wie er das schafft, verrät Lutz Kühne nicht ...

Sein Grundstück beschützt Pepe sorgfältig - aber aus sicherer Entfernung: Verbellen ja, aber beißen nicht. Kommt ein Fremder zu nahe, geht der Hund auf Distanz. Also keine Gefahr für die Kundschaft. Und auch auf die Straße gelaufen ist Pepe noch nie, obwohl die Einfahrt offen ist.

Zwei Häuser weiter wohnt "Monti". Genau genommen heißt der schicke Collie von Familie Schreiber "Monti of Kassiopeia", denn er stammt aus einer Zucht dieses Namens in Kusey/Altmark. Monti ist jetzt vier Jahre alt. Im Alter von zwölf Wochen kam er zu Familie Schreiber. Er ist nicht deren erster Collie - sie haben sich in die schmucke Rasse verliebt. Dass die Fellpflege bei so einem Tier etwas aufwändiger ist, gehört eben dazu.

Monti lebt friedlich in Gemeinschaft mit drei Katzen. Den Tagesablauf auf seinem Grundstück kennt er genau. Pünktlich um 18 Uhr (ob er die Glocken läuten hört?) kommt er in den Laden, was heißen soll: "Feierabend! Jetzt bin ich dran!" schmunzelt Christine Schreiber. Sie oder ihr Mann sind abends und am Wochenende des öfteren im Dorf oder in der Landschaft rings um Parey zu finden, denn seine Spaziergänge fordert Monti ein. Und das ist schließlich für Hund und Mensch gleichermaßen gut.

Carmen Dahlke bringt ihre Hunde nur ausnahmsweise mit in ihr "Modeeck". Bei "Krümel" wäre das freilich kein Problem, denn er ist ein Chihuahua-Mischling. Christa Rutt kennt den Kleinen, der jetzt zweieinhalb Jahre alt ist. Der Tierschutzverein hat ihn aus schlechter Haltung gerettet. Im August werden es zwei Jahre, dass Krümel sein neues Zuhause bei Carmen Dahlke und Hans-Joachim Wolter genießen darf. "Chef" auf dem Grundstück war damals noch ein alter Kaukase. Trotz des enormen Größenunterschieds haben sich die beiden sofort verstanden.

Inzwischen gibt es einen neuen Kaukasen in der Familie. "Biggi" ist jetzt neun Monate alt und ein richtig verschmuster Kuschelhund. Aber allein ihre Größe macht Eindruck, und nicht jede Kundin, die den Laden betritt, bleibt da angstfrei. Außerdem könnten Biggis Schmuseeinheiten für ihr "Opfer" durchaus "umwerfend" sein, also bleibt sie in der Regel besser auf dem Familiengrundstück.

Biggi stammt von einem Züchter in Tschechien. Übers Internet hat ihre neue Familie sie gefunden. Verwandte haben die damals acht Wochen alte Hündin dort abgeholt und mit nach Aschersleben genommen, dort haben Carmen Dahlke und Hans-Joachim Wolter sie dann abgeholt. Ein Kaukase sollte es unbedingt wieder sein. Das war "Herrchens" Wunsch.

"Teddy" ist ein Jahr alt und soll ein Mischling aus Jack Russell und Pekinese sein, sagt Christin Böhm, die eine Praxis für medizinische Fußpflege hat. Der kleine Hund stammt vom Hohengöhrener Damm. Christin Böhms Mutter hat ihn dort abgeholt, aber sein Zuhause fand er ganz schnell bei der Tochter. "Er ist ganz lieb", sagt Christin Böhm, und sogar ihre Patientin Ingeborg Serfas, die eigentlich große Angst vor Hunden hat, traut sich ganz nah heran. "Wenn meine Familie das Bild sieht - das glaubt keiner", lacht sie.

Nicht leiden kann Teddy fremde Hunde. "Dann bellt er wie verrückt", sagt Christin Böhm.

Herrin vom Autohaus Liebich ist an diesem Tag Beagle-Hündin "Lilly". Sie ist jetzt acht Jahre alt. Als Welpe kam sie zu Familie Liebich, war eigentlich für die Kinder gedacht, blieb dann aber doch bei Frank und Petra Liebich. Sie ist ein sehr freundlicher Hund, vor dem niemand Angst zu haben braucht - ein echter Familienhund, der auch keine Kunden "in die Flucht jagt".

Trotzdem wäre es nichts für Lilly, den ganzen Tag hier im Autohaus zu verbringen, denn sie ist viel zu bewegungsfreudig. Denn schließlich ist der Beagle ja eigentlich ein Jagdhund. Spaziergänge morgens und abends gehören deshalb zu ihrem normalen Tagesablauf dazu. Oft sieht man Herrchen auch per Fahrrad in der Umgebung mit Lilly an der Leine - einmal mehr ein Beweis dafür, dass Hunde sehr oft für die Gesundheit ihrer Halter sorgen - für viel Bewegung an der frischen Luft.