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Schule früher und heute Was haben die Griffel- und Handygeneration gemeinsam?

Die Aula der Ludwig-Uhland-Grundschule in Genthin verwandelte sich in
der vergangenen Woche wieder in eine große Theaterbühne, als die
Theatergruppe und die Tanzgruppen ihren großen Auftritt hatten. Die
Reihe der großen Programme zum Schuljahresabschluss wurde unter großem
Beifall fortgesetzt.

14.07.2014, 01:47

Genthin l Drei Vorstellungen voller höchster Konzentration für die Darsteller, zwei für Gäste und eine für die Mitschüler, jeweils unter brütender Hitze - die kleinen Akteure der Grundschule hatten sich den Applaus mehr als verdient, der ihnen am Freitagabend auf den Heimweg mitgegeben wurde. Ein gewaltiger Probenaufwand, in der Schlussphase dreimal wöchentlich, dazu kam noch eine ganztägige Generalprobe an einem Sonnabend, hatte sich für die Grundschüler gelohnt - eine wichtige Erfahrung für sie.

Diesmal hatte Programm-Macherin Angela Engel das Thema "Schule früher und Schule heute" in eine kindgerechte Aufführung gegossen.

Sie habe eine ähnliche Geschichte gehört und sich dann an die Arbeit gemacht, eine Inszenierung für die Uhland-Schule zu erarbeiten, erzählte sie. Trotz aller Erfahrung, über die die Lehrerin als Leiterin der Theatergruppe verfügt, sei sie nicht sicher gewesen, ob eine solche Aufführung ankommen würde. Schließlich handele es sich diesmal nicht um ein Märchen oder eine Geschichte, die erzählt werde. Mit der Vorgabe des Themas werde vielmehr ein Zustand oder eben ein Vergleich der früheren Schulzeit mit der der heutigen Kinder beschrieben.

Der Anlass, einen solchen thematischen "Testballon" zu starten, lag dabei eigentlich auf der Hand: das 35-jährige Schuljubiläum der Grundschule, woran auch Schulleiterin Angelika Wiegmann eingangs der Theateraufführung erinnerte, bevor sie die Aufführung einen guten und pannenfreien Verlauf wünschte.

35 Schüler stehen auf der Bühne

Insgesamt 35 kleine Mitwirkende vereinte die Aufführung, die im Hintergrund unterstützt wurde von den Lehrerinnen Edith Pisch, Dana Wawers und Angela Rieling sowie Dr. Christian Kühnel am Mischpult.

Auf die Bühne in Angesicht zu Angesicht mit dem Publikum zogen zwei Klassen ein: eine übernahm den historischen Part, die andere wiederum präsentierte sich zeitgemäß. Auf der einen Seite der Bühne hatte die "historische Klasse", bekleidet in originaler Mode mit Spitzenblüschen, Schürze, Schiebermütze und Holzpantinen, auf alten Schulbänken sitzend ihre Position eingenommen. Seit an Seit war sie in der Aufführung mit ihrer modernen Enkelgeneration in Jeans, bunten Kleidern und Leggings verbunden, deren Schulausstattung inzwischen deutlich komfortabler geworden ist.

Das Gestern und Heute stellte die Regisseurin in verschiedenen, ganz typischen Schulsituationen gegenüber, diese Gestaltungsidee diente zugleich als Leitfaden des Stücks, den die Theatergruppe dankbar aufnahm und leidenschaftlich spielte.

Der Einsatz im Stück von der Schulmaus Lili, dem Fehlerteufel Blitzi und dem Schulkobold Korbi, der alles sammelt, was Schüler vergessen, war dabei allerdings "generationsübergreifend" angelegt.

Dieses Trio und Moderatorin Clara Ritzke schlugen die Brücken zu den einzelnen Episoden.

Hier zeigten die kleinen Darsteller, was in ihnen steckt.

Für den Fall der Fälle sprang die ganz dicht an der Bühne sitzende Regisseurin Angela Engel ein, die kaum vernehmbar half, Texthürden zu nehmen oder Bewegungsabläufe korrigierte.

Das Textbuch der Aufführung gab viele knackige, kurzweilige Episoden her, deren Umsetzung voll auf die kleinen Darsteller zugeschnitten war. Während Frau Heinrich beispielsweise den heutigen Unterricht mit einer gemeinsamen Yoga-Übung beginnen lässt, gibt es bei dem gestrengen "Herrn Lehrer", gekleidet in Schlips und Kragen, nur ein knappes gemeinsames "Guten Morgen, Herr Lehrer. Setzen".

Stockschläge für Verspätung

Und während es beim "Herrn Lehrer" Stockschläge für Hans setzte, der zu spät kommt, weil er auf dem Schulweg in einen Bach gefallen ist, geht es Jahrzehnte später in der modernen Klasse bei Frau Heinrich wesentlich gelassener zu. Ein Schüler hatte sich verspätet, nachdem er noch schnell etwas im Supermarkt zu erledigen hatte und deshalb den Bus verpasste.

In der Gegenüberstellung des Lebens der strengen Schule von einst und der jetzigen, zeitgemäßen Schule - Spielszenen zeigten das Treiben in der Pause, das Erlernen des Alphabetes und des Einmaleins - hielten sich die Grundschüler aber auch liebenswürdig den Spiegel vor. Stänkereien und Rangeleien auf dem Schulhof, Petzen beim Lehrer - Angela Engel schöpfte hier wohl aus dem Vollen.

Wieder einmal machten auch verschiedene, anspruchsvolle Tanzeinlagen den besonderen Unterhaltungswert der Aufführung aus. Dazu gehörten alte Volkslieder, Rock und Pop wie ein Handylied bis hin zu Pharrell Williams Radiohit "Happy". Wohl niemand im Publikum zweifelte daran, dass die Kinder mit vollem Herzen und Einsatz dabei waren.

Bei aller Unterschiedlichkeit des Unterrichts von Einst und Heute, so die Botschaft der Schüler, gebe es viele Gemeinsamkeiten. Das war das Fazit der einstündigen Aufführung: "Ob Schule früher oder heut, sie ist oft schwer für uns kleine Leut.

Ist aber auch lustig,

spannend und fidel, oftmals ermüdend, oft zeitfressend schnell.

Wir lieben Turnen, mögen Zeichnen, Singen und Religion, dafür plagen wir uns seit Jahren mit dem Rechnen schon. In Deutsch lernen wir den Umgang mit Wort und Schrift.

Im Werken den richtigen Einsatz von Nadeln und Stift.

Wir lernen viel fremde Länder kennen

und können heimische Bäume und Gräser benennen.

So wird mit jedem Tag unser Wissen größer, werden unsere Chancen für später immer besser.

Ist die Schulzeit einmal vorbei und für immer aus,

denken wir gerne zurück an die Zeit in diesem Haus,

denn eines wissen wir gewiss, dass Schule früher und heute doch was Schönes ist.

Sind wir später einmal Mann und Frau, haben Kinder, nehmen wir es wir es wie unsere Eltern gaaanz genau."

Unterstützung durch viele Leihgeber

Die Aufführung gewann auch durch die liebevolle Dekoration, die zahlreiche Leihgeber, darunter das Kreismuseum, Jerichower Land, Chronisten und Privatleute beigesteuert hatten. So lagen alte Hefte, Lesebücher, Duden und Klassenbücher aus den Jahren 1871, 1920 und 1925 aus. Auffällig dabei, sagte Angela Engel: Es gab nie eine Eins oder eine Fünf. Ein besonderer Blickfang war auch ein alter Kinderwagen. Angela Engel, die passend in der Garderobe der Hohenseedner Gruppe "Annodazumal" eingekleidet war, sprach nach den gelungenen Aufführung allen, die die Schulaufführung in irgendeiner Form unterstützt haben, ein herzliches Dankeschön aus.