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Jahreshauptversammlung am Freitagabend Heftige Diskussionen bei der Güsener Feuerwehr

Von Sigrun Tausche 31.01.2011, 05:31

Der Bericht über ein Jahr mit vielen Aktivitäten, mehrere Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft sowie Beförderungen, aber auch eine sehr hitzige Diskussion waren Inhalt der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Güsen. In der Diskussion ging es vor allem um den Streitpunkt Gemeindewehrleiterwahl sowie um die keineswegs neuen Probleme um die Löschwasserbereitstellung im Dorf.

Güsen. Deutliche Worte gab es in Güsen zur umstrittenen Gemeindewehrleiterwahl und neuen Feuerwehrsatzung. Insbesondere kritisierten Güsener Kameraden heftig die "Art und Weise, wie mit uns umgegangen wird." Dass sie zweimal zur Wahl gerufen wurden und das Ergebnis dann einfach außer Kraft gesetzt worden sei, weil nicht der richtige Mann gewählt wurde, empfinden sie als "einen Schlag ins Gesicht."

Zunder versuchte erneut zu erklären, dass die kommissarische Gemeindewehrleitung deshalb eingesetzt wurde, weil im Ergebnis der Wahl nur ein Kandidat zur Verfügung stand, da der andere (Steve Flügge als Stellvertreter) seine Bereitschaft zurückgezogen habe. Dies allerdings wurde von den Güsenern besonders heftig kritisiert. "Eigentlich müsste er aus der Wehr aus- geschlossen werden, denn unser Vertauen hat er nicht mehr. Erst sagt er: Ich mache es nicht, und dann plötzlich doch!" Flügge verteidigte sich: Er sei frei in seinen Entscheidungen.

Als eine "Frechheit" empfindet der ehemalige Güsener Ortswehrleiter Dieter Mewes die neue Feuerwehrsatzung. "Der Gemeinderat entscheidet über die neue Wehrleitung, egal, ob vielleicht nur ein paar Kameraden dahinterstehen. Fährt der Gemeinderat zum Einsatz?"

Zuletzt sagte auch der ehemalige und eigentlich wiedergewählte Gemeindewehrleiter Michael Schwarz noch einige Worte. "Es ist schade, dass ich nach neun Jahren Dienst so abgekanzelt werde." Bei den Kameraden bedankte er sich für die Zusammenarbeit. Er informierte, dass er wegen der Wahl rechtliche Schritte eingeleitet habe und kritisierte außerdem, dass seitens der Gemeinde erst zweieinhalb Monate nach der Gemeindewehrleiterwahl eine Reaktion kam. "Wenn wir als Feuerwehrleute so ,schnell‘ reagieren würden …"

Trotz aller Differenzen war letztlich aber zu spüren, dass dort, wo es um die eigentliche Feuerwehrarbeit geht, die Güsener Kameraden ganz bei der Sache sind, dass sie dabei bleiben wollen und darum kämpfen, dass die Sicherheit der Bürger gewährleistet ist.

Ausbildungsfortschritte, aber keine Jugendwehr

Der Güsener Ortsfeuerwehr gehören derzeit 36 Mitglieder an, davon 23 Aktive in der Einsatzgruppe und 13 in der Alters- und Ehrenabteilung sowie passive Mitglieder. 18-mal sind die Kameraden im vorigen Jahr ausgerückt. Eine Einsatzübung in Hohenseeden zählt dazu, berichtete im Auftrag von Ortswehrleiter Enrico Arnold seine Stellvertreterin Carolin Gäde. Weiterhin gab es technische Hilfeleistungen von Sturmschaden bis Verkehrsunfall sowie acht Brandeinsätze, die Mehrzahl allerdings in anderen Ortsteilen, wohin die Güsener zur Unterstützung gerufen wurden.

In der Standortausbildung seien durchschnittlich 43 Stunden pro Kamerad geleistet worden. Zusätzlich wurden viele Stunden an der BKS und bei der Kreisausbildung absolviert. Hinzu kamen 137 freiwillige Stunden zu Pflege des Objekts sowie 146 Stunden, die durch die Alters- und Ehrenabteilung geleistet wurden.

Ausbildungshöhepunkt des Jahres sei die Zusammenarbeit mit dem Funktrupp des Jerichower Landes gewesen, was allen sehr gefallen habe.

In der Qualifizierung habe sich in der Güsener Wehr in den vergangenen Jahren viel getan. Die Wehr verfüge über einen Verbandsführer, drei Zugführer, zwei Gruppenführer, fünf Truppführer, 13 Maschinisten, acht Atemschutzgeräteträger und zehn Kameraden mit Ausbildung zur technischen Hilfeleistung.

Die Beteiligung am Dorfleben wie dem Osterfest, dem Waldfest und dem Fackelumzug der Kita sowie Fahrten und gesellige Veranstaltungen innerhalb der Wehr ergänzten die Aktivitäten.

Kritisch angemerkt wurde im Bericht unter anderem, dass die Güsener keine Kameraden mehr in der Jugendfeuerwehr haben. Gedanken habe man sich deshalb schon darüber gemacht, mit einer Kinderfeuerwehr wieder neu anzufangen.

Problematisch sei zudem der relativ hohe Altersdurchschnitt der Einsatzgruppe, was befürchten lasse, dass in einigen Jahren die Einsatzfähigkeit nicht mehr gegeben sein könnte.

Problem: Versorgung mit Löschwasser

Der amtierende Ortswehrleiter Dietmar Kohrt sagte einiges zur Elbe-Pareyer Wehr insgesamt, lobte dann die Top-Ausbildung in der Güsener Wehr, kündigte aber auch an, dass im Zusammenhang mit der Risikoanalyse auch hier noch viel zu tung sei. Das betreffe unter anderem die Atmeschutzgeräteträger: 20 wären laut Analyse notwendig, acht gibt es aber nur, und die seien im Moment nicht einsatzfähig.

Hauptamtsleiter Volker Zunder informierte, dass das Problem Löschwasserversorgung in Güsen jetzt angegangen werde: In den Haushalt 2011 sei eine beträchtliche Summe für einen Löschwasserteich eingestellt worden. Vorgesehen sei, diesen auf einer gemeindeeigenen Fläche oberhalb von Gerätehaus zu errichten. Ein erstes Gespräch mit dem Planer sei für den 1. Februar vorgesehen. Für einen Löschteich müssten bestimmte Anforderungen erfüllt werden, zum Beispiel ein Volumen von mindestens 1 000 Kubikmeter Wasser.

Die Pläne für einen Löschteich an diesem Standort stoßen bei den Güsener Kameraden allerdings auf Kritik: Wo solle das Wasser dafür herkommen? Nicht nur nach der Errichtung oder nach einem Einsatz müsse der Teich aufgefüllt werden, sondern auch die erhebliche Verdunstung müsste ständig ausgeglichen werden, aber es gebe hier keine Zuläufe wie zum Beispiel Regenrinnen. Und wer übernehme die Wartung, das heißt unter anderem, die Entschlammung?

Da für die Absicherung der Löschwasserbereitstellung bei der Sporthalle ohnehin ein Notstromaggregat angeschafft werden müsste, wäre es sinnvoller, auch in diesem Bereich des Dorfes einen Tiefbrunnen zu bohren und das Notstromaggregat dann auch für diesen zu nutzen, meinen die Kameraden. Angesprochen wurde auch, dass es im Zuge des Kanalausbaus immer noch keine Pläne für einen direkten Zugang zum Dorf gebe, um Löschwasser aus dem Kanal entnehmen zu können.