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Förderverein Genthiner Stadtgeschichte bringt eine neue Schriftreihe heraus Die Unterwelt kommt ans Tageslicht

Von Simone Pötschke 16.10.2014, 03:08

Der Förderverein "Genthiner Stadtgeschichte" publiziert in einer neu aufgelegten Schriftenreihe zur Historie der Kanalstadt. Thematisch bewegt er sich damit auf Neuland und entdeckt auch bisher Verborgenes. Zudem zeichnet er verantwortlich für die Herausgabe eines "Genthiner Volkskunstkalenders 2015".

Genthin l Broschüren nach dem Muster "Genthin wie es einmal war" seien heute einfach nicht mehr zeitgemäß, erklärt Lisa Wolf vom Förderverein, warum sich die Mitglieder dazu entschlossen haben, wieder Stadtgeschichte zum Gegenstand von Publikationen zu machen, auch wenn er dafür bei Sponsoren kräftig die Werbetrommel rühren musste.

In der neuen Schriftreihe hat der Förderverein nun fünf Hefte herausgebracht, die sich Themen der Stadthistorie zuwenden, denen bisher wenig oder kaum Beachtung geschenkt wurde, was sicherlich in dem einen oder anderen Fall auch politische Gründe hatte.

Erschienen ist zunächst das Heft "Das geistig-kulturelle Leben im VEB Waschmittelwerk Genthin von 1946 bis 1990", das die Handschrift von Ingrid Kroll trägt.

Zur Reihe gehört ebenso der Titel "Gedenkstätte Genthin-Wald. Erinnerung und Mahnung an das KZ-Außenlager Ravensbrück". Die inhaltliche Darstellung erstreckt sich in diesem Heft über die Ereignisse des Diebstahls der Skulptur hinaus und ist somit hochaktuell. Dankenswerter Weise hat Dipl. Historiker Klaus Börner die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Forschungen an dieser Anlage für eine Veröffentlichung in diesem Heft zur Verfügung gestellt und sie damit bereichert.

Ein erlesenes Dokument der Zeitgeschichte sind die "Tagebuchnotizen eines Genthiner Bürgers über seine Erlebnisse während des 2. Weltkrieges in seiner Heimatstadt". Autobiografisch und hochemotional schildert Peter Reisewitz, Direktor der "Spar- und Gewerbebank Genthin", den Einmarsch der Roten Armee in Genthin und den Entschluss zum gemeinschaftlichen Selbstmord mit seiner Frau und seiner Tochter. Das Heft "Genthiner Unterwelt. Die Bunkeranlagen unter dem Genthiner Marktplatz", geht vorallem auf die profunden Kenntnisse von Altbürgermeister Wolfgang Bernicke zurück.

Es liegt ebenso ein Heft über das Eisenbahnunglück am 22. Dezember 1939 in Genthin, Deutschlands größte Verkehrskatastrophe, vor, die sich in diesem Jahr zum 75. Mal jähren wird. Im Rahmen einer Lesung mit Gerd Loschütz, die zu diesem Anlass geplant ist, wird dieses Heft der Öffentlichkeit vorgestellt und auch veräußert.

Die Auflagenstärke der einzelnen Hefte, sagte Lisa Wolf auf Nachfrage, sei bisher minimal, weitere Exemplare könnten bei entsprechender Nachfrage jedoch jederzeit beim Verlag nachgeordert werden.

Der Förderverein hatte beim Kartoffelfest im September die neue Reihe zur Stadtgeschichte vorgestellt. "Dabei haben wir festgestellt, dass insbesondere das Heft über die Genthiner Unterwelt auf großes Interesse stößt. Dabei habe sich herausgestellt, dass auch Genthiner kaum etwas über die Bunkeranlagen wüssten. Der Förderverein will deshalb gemeinsam mit der Touristinformation den offensichtlich großen Informationsbedarf abdecken, unterstrich Lisa Wolf. Wer Interesse an einer Führung habe, die Altbürgermeister Wolfgang Bernicke übernimmt, sollte deshalb bei der Touristinformation eine Anmeldung vornehmen. Dort sei dann auch das Heft erhältlich.

Der Erwerb der Hefte (zu je 5 Euro) wird ab November zu den öffentlichen Sprechzeiten des Fördervereins möglich sein, die jeden Dienstag im Raum 16 des Lindenhofes stattfinden werden.

Fertiggestellt: Kalender 2015

Der "Genthiner Volkskunstkalender" ist bereits jetzt schon für einen Preis von zwölf Euro in der Touristinformation erhältlich.