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Genthiner Blasorchester zeigt beim musikalischen Herbstfest am Sonnabend enormes Repertoire Abba, Beatles und "Alte Kameraden"

Von Kristin Schulze 05.11.2014, 01:17

Eine Europarundreise in knapp drei Stunden. Geht nicht? Doch, das Genthiner Blasorchester machte es auf dem musikalischen Herbstfest möglich. Im ausverkauften Stadtkulturhaus präsentierten die Musiker ihr enormes Repertoire.

Genthin l Adria, Antike, Azzurro. Die Tour durch Europa beginnt in Italien. Moderator Dr. Axel Lorenz hat sich in ein landestypisches Kostüm gehüllt, berichtet von seiner Adriareise und überlässt dann dem Blasorchester die Bühne. Schon bei den ersten Klängen von "Azzurro" wird im Saal geschunkelt und gesummt.

Nahtlos weiter geht es nach Griechenland, die Kapelle punktet mit "Griechischer Wein". Was nicht punktet, ist die Bewirtung im Stadtkulturhaus. Auf den Wein, von dem die Bläser spielen, müssen die Gäste eine ganze Weile warten.

Die Stimmung ist trotzdem blendend. In Ungarn wird mitgeklatscht, in Spanien laut "Ole" gerufen. Perfekt durch die musikalischen Höhepunkte führt Moderator Axel Lorenz. Als es nach Holland geht, kommt er mit grüner Latzhose und singt seine Interpretation vom "Blumenmann". Nebenbei erzählt er von Grachten, Windmühlen und den Holländern als ewigen Nicht-Weltmeistern. Dafür schwärmt er von ihrem Käse. Das Publikum lauscht verzückt, die Hauptdarsteller des Blasorchesters haben Gelegenheit zu verschnaufen. Wer einmal versucht hat, der Tuba einen Ton zu entlocken, weiß, was die Männer und Frauen auf der Bühne leisten.

Es geht weiter nach London, ein Beatles-Medley erklingt. Als man in Schweden ankommt, hallen Abba-Klassiker durch das ausverkaufte Stadtkulturhaus. Axel Lorenz animiert die Gäste immer wieder zum Mitsingen. In Österreich ist der Bann gebrochen. "Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge", singt der ganze Saal. Auf der Bühne geht es vielfältig zu: verschiedene Instrumente von Querflöte bis Tuba, völlig unterschiedliche Musiker von Nesthäkchen Luise Dietert an der Trompete bis zum Kapellenältesten Peter Kruber am Flügelhorn. Dirigent Klaus Deicke hat sie alle perfekt aufeinander abgestimmt. Die Belohnung sind knapp 400 begeisterte Zuschauer und -hörer.

"Am Anfang hat man uns kaum zugetraut, dass wir 200 Leute zum Herbstfest locken", erinnert sich Gründungsmitglied Gerhard Zenkner. Dass es nun fast doppelt so viele sind, verdankt die Truppe wohl vor allem ihrer Disziplin. Wenn andere Leute auf der Couch liegen, treffen sich die Bläser im Stadtkulturhaus zur Probe. Jeden Dienstag, immer von 20 bis 22 Uhr. Meistens wird es später.

Die Europareise geht weiter. Über die Donau, einer der größten Flüsse Europas, der zehn Länder durchzieht. In Russland zaubert der Moderator ein Ass aus dem Ärmel, die Männer vom CCW tanzen Ballett. Die Bläser spielen von der russischen "Katjuscha", was auf deutsch so viel wie Kathrinchen heißt.

Die Kapelle kann auch anders. Das wird in Irland deutlich. "Amazing Grace" ist für die Iren mehr als ein Lied, das Seelenheil eines Mannes, ja eines ganzen Volkes ist in diesen Text gepackt, der auch von der Unabhängigkeit der Iren, die sie 1921 erkämpften, erzählt. Auch dieser ernsthafte Hintergrund ist für die Genthiner Bläser kein Problem. Jeder Ton sitzt.

Ein weiteres Erfolgsgeheimnis ist vielleicht, dass hier jeder wertgeschätzt wird. So wie die Musiker bei ihrer Rundreise auch die europäischen Zwergstaaten wie Andorra, Lichtenstein und die gerade 800 Einwohner zählende Vatikanstadt bedenken, wird auch in der Aufzählung der Mitglieder niemand vergessen. Der Name des Vorsitzenden Gunnar Köppen wird im gleichen Atemzug genannt wie die der Kuchenbäcker und der Helfer an Einlass und Garderobe. Auch Alfred Jansky, langjähriger Moderator der Traditionsveranstaltung, bekommt den verdienten Applaus. An der Lautstärke des Beifalls wird deutlich, dass hier viele Stammgäste zugegen sind, denen man nicht erklären muss, wer Alfred Jansky ist.

Ein besseres Ende für die gelungene Veranstaltung als die Europahymne "Freude schöner Götterfunken" kann es eigentlich nicht geben. Doch als danach der Applaus nicht enden will, findet sich doch noch ein passenderer Schluss, die "Alten Kameraden". Nun ist wirklich Schluss. Natürlich mit Aussicht auf ein Wiedersehen. Am 22. November spielen die Bläser im Gartenbau Kühne auf, um sich für die herbstliche Deko des Stadtkulturhauses zu bedanken.