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Anette Seiffert aus Burg gibt Ratschläge für den Einstieg in die Bienenzucht Imkerei - Ein Hobby in der Natur

Von Mike Fleske 22.01.2015, 02:12

Imkerei - Ein Thema das viele Genthiner interessiert. Das bewies der bestens besuchte Vortrag von Anette Seiffert in der Stadt- und Kreisbibliothek. Die Referentin erläuterte das Thema in vielen Facetten und gab besonders den Einsteigern hilfreiche Tipps.

Genthin l "Ich bin überwältigt", entfuhr es Anette Seiffert aus Burg beim Anblick der voll besetzten Zuschauerreihen. Dass es ein so großes Interesse am Vortrag "Hobby-Imkerei: Wie fange ich an?" geben würde, hatten weder die Referentin noch die Verantwortlichen erwartet. Die Stuhlreihen mussten kurz vor Beginn der Bibliotheks- und Kreisvolkshochschulveranstaltung noch einmal reichlich erweitert werden. Seiffert richtete sich in ihrem Vortrag in erster Linie an die Einsteiger in das Hobby, auch wenn es einige Zuhörer gab, die bereits mehrere Jahrzehnte Erfahrung mit der Imkerei haben oder kurz davor stehen, die Imkerei zu ihrem Beruf zu machen. Faustformel sei, dass ein Hobby-Imker zehn bis 20 Völker habe, darüber komme man in den Nebenerwerbsbereich. Die Referentin, von Beruf Heilpraktikerin, kam vor rund vier Jahren zur Imkerei. "Ich habe mir die Bienen zur Bestäubung der Blumen im Garten angeschafft", erläuterte sie. Auch dass die Vermehrung der Bienen recht schnell vonstatten geht, konnte die 50-Jährige am eigenen Beispiel deutlich machen: "Ich habe mit zwei Bienenvölkern angefangen und bin jetzt bei sechs."

Seiffert machte deutlich, dass das Hobby durchaus aufwendig und auch körperlich anstrengend sei. "Besonders im Juli müssen Sie alle acht Tage kontrollieren, sonst schwärmen Ihnen die Bienen weg." Zudem sei die Imkerei nichts für Menschen, die ungern klebrige Finger bekommen würden. "Sobald Sie etwas anfassen, kommen Sie nicht umhin mit Klebrigem in Berührung zu kommen." Für den Start riet die Hobby-Imkerin, sich einen Paten zu suchen.

Es dauere fünf bis sechs Jahre, bis man mit der Imkerei wirklich Bescheid wisse. Weiterhelfen könnten auch örtliche Imkereivereine (siehe Infokasten). Sie könnten am Anfang auch weiterhelfen, wenn es um die Auswahl der Grundausstattung gehe. Bei Bienenzüchtern gibt es zum Teil leidenschaftliche Diskussionen um die richtige Haltung. Es gibt die Bienenhäuser in der mit der so genannten Hinterbehandlung geimkert werde und auch die Imkerei in Magazinen. "Beides ist durchaus gebräuchlich", machte Seiffert deutlich. Vor dem Start ins Imker-Dasein müsse man sich fragen, welchen Weg man gehen wolle: "Möchten Sie viel Honig ernten?; Wie viel Freiraum möchten Sie den Bienen gewähren?; Wie viel Gewicht können Sie heben?" Denn die Zargen könnten bis zu 20 Kilo schwer werden.

Zudem müsse man sich fragen, welche Bienenart man sich zulegen wolle. In Deutschland sind Buckfast und Carnica gebräuchlich. Während die Buckfast-Bienen größere Völker bildeten und sehr viel Honig produzierten, seien die Carnica-Bienen eher an der Umwelt orientiert und hätten ihren Brutbeginn bereits im Januar.

"Schauen Sie, welche Bienenart in der Umgebung gebräuchlich ist", riet sie. Denn eine Vermischung der Arten ist oft nicht gewünscht. Grundsätzlich riet die Burgerin den Einsteigern ihre Bienen eher in der Umgebung zu erwerben. "Es gibt im Internet Angebote, bei denen Sie Völker aus dem Ausland bekommen können, diese sind aber nicht an unser Klima angepasst und anfällig für Krankheiten." Allgemein haben die Imker große Sorgen, was den Krankheitsbefall bei Bienenvölkern angeht. In den vergangenen Jahren sei besonders die Varroamilbe zum Problem geworden, sie schädigt die Bienenbrut schwer. 20 bis 30 Prozent Verluste sind keine Seltenheit. Aus diesem Grund müsse der Imker besonders im Juli und August dem Befall mit der Milbe vorbeugen und Ameisensäure auftragen. Neben der Varroa und anderen Schädlingen ist auch der Faulbrutbefall eine Gefahr für die Bienen. "Das ist meldepflichtig und der Bestand muss vernichtet werden." Allerdings habe man diesen Befall im Jerichower Land noch nicht gehabt.

Krankheiten sind aber nicht nur ein Problem bei den Bienenvölkern, sondern auch bei den Imkern. "Wer schwere Allergien gegen Bienenstiche hat, sollte die Finger von der Imkerei lassen", riet Seiffert. Zudem könne es im Verlaufe der Imkerei auch zu Allergien kommen. "Dann muss man das Hobby aufgeben." Denn dass man dann und wann gestochen werde, sei nicht zu vermeiden. Für solche Unannehmlichkeiten entschädige das Leben in und mit der Natur, das für Imker ganz typisch sei. Natürlich auch die Honiggewinnung.

"Honig ist ein Urprodukt und kann wie eigenes Gemüse verkauft werden", so die Hobby-Imkerin. Allerdings seien dabei immer Lebensmittel- und Hygienegesetze zu beachten. Auch das Wachs lasse sich sinnvoll verwerten. Zum Schluss ging die Referentin auch auf die Fördermöglichkeiten von Jungimkern ein, die an bestimmte Vorgaben geknüpft seien. Alles in allem sei, so das Fazit der Burgerin, die Imkerei ein Hobby das viel Freude bereite, da jedes Imkerei-Jahr anders ist. "Aber man muss auch einiges dafür tun."