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Wer wird Lokalmatador? Union-Theater-Chef Lars Hoffmann im Porträt Gute Filme, schlechte Filme

Von Kristin Schulze 23.01.2015, 01:04

Auch in diesem Jahr sucht die Volksstimme unter dem Motto "Du bist spitze" den Lokalmatadoren. Acht Kandidaten stehen zur Auswahl. Wir präsentieren die Nominierten im Porträt. Heute: Kinobetreiber Lars Hoffmann.

Genthin l Wer auf der Suche nach einem Ort zum Einkehren - einer Bar, einem Imbiss, einer Gaststätte - durch das abendliche Genthin läuft, hat es schwer. Zu finden sind eher hochgeklappte Bürgersteige als beliebte Treffpunkte. Ein Kino erwartet man in einer Kleinstadt eher nicht, in der kleinen Kleinstadt Genthin erst recht nicht.

Und trotzdem in der Bahnhofstraße findet sich mit dem Union-Theater ein modernes Kino mit drei Sälen. Tribute von Panem, Honig im Kopf, Shades of Grey ... Der Genthiner braucht nicht in sein Auto yu steigen, um Blockbuster zu sehen. Auch Filmkunst kommt dann und wann auf die Leinwand. Ob Schulkinowoche oder Seniorenkino - das Union-Theater ist generationsübergreifender Treffpunkt. Beschert wird den Genthinern das Kino von einem gebürtigen Kölner. Lars Hoffmann kam im Jahr 2000 in die Kanalstadt. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmern, die hier ihr Glück versuchten, ist er geblieben.

Dabei wollte er seinen Traum vom eigenen Kino eigentlich in Waren an der Müritz verwirklichen. "Ich habe mir eine Landkarte genommen und geschaut, wo es keine Kinos gibt. Torgau, Waren und Genthin kamen in die engere Auswahl", erzählt Hoffmann. Der Favorit Waren schied aus, weil die Kinokette Cinestar dort eine Filiale eröffnete. Glück für die Genthiner, die ein Kino und zwei neue Bewohner bekamen.

Mitgebracht hat Lars Hoffmann seine Lebensgefährtin Claudia Kaßler. "Ich habe damals als Sekretärin gearbeitet, in meiner Firma lief es gerade nicht so gut", erzählt die Ur-Thüringerin. "Ein eigenes Kino - das wollte Lars schon immer. Nachdem er mir das Objekt in Genthin gezeigt hat, war ich dabei."

"Dann machen wir das, hat sie gesagt", erinnert sich Lars Hoffmann. Der gelernte Bankkaufmann hat viel Erfahrung in der Kinobranche, leitete als UFA-Mitarbeiter die Filmtheater in Kiel, Heidelberg, Halle, Magdeburg ...

Claudia lernte er, wie sollte es anders sein, bei der Eröffnung eines Kinos kennen. Beide waren als Besucher gekommen und als Duo gegangen.

Ein Duo, das den Genthinern Filmgenuss am Fließband beschert. "Harry Potter", "Herr der Ringe", "Avatar", "Honig im Kopf"... Das sind die Kassenschlager, an die beide sich gern erinnern.

Doch das Kinogeschäft kennt auch andere Tage. "Nach der Eröffnung lief es blendend", erinnert sich Claudia Kaßler. "Alles war neu, wir hatten `Cast Away` mit Tom Hanks im Programm. Alles super." Das war im Dezember 2000. Im Frühjahr 2001 die erste Durststrecke. "Die Volksstimme verloste zehn Freikarten für einen Film mit Robert de Niro. Zur Premiere kamen die zehn Freikartengewinner und ein zahlender Gast." Claudia Kaßler weiß es noch wie heute. Auch die Panik, die in ihr aufstieg, wird sie nie vergessen. "Ein Kino in der Kleinstadt - vielleicht doch keine gute Idee?"

"Gezweifelt habe ich nie", sagt Lars Hoffmann. Kino muss man im Ganzen sehen. Mal hast du Filme, die laufen. Dann hast du welche, die will niemand sehen. Gute Filme, schlechte Filme eben." An die Guten erinnert er sich naturgemäß lieber, aber auch manch schlechter blieb ihm im Gedächtnis. "Far Cry" mit Til Schweiger zum Beispiel. Auf die Frage, ob der Film schlecht war oder die Besucherzahlen, sagt Hoffmann: "Beides!"

Das Gebäude des Union-Theaters stand schon lange vor Lars Hoffmann, die UFA betrieb das Kino. Und schloss es 1998. Vom alten Filmtheater ließ Hoffmann nicht viel übrig. Alles wurde rausgerissen, entkernt, erneuert. Aus einem Saal wurden drei. Den Tag der Eröffnung beschreibt Hoffmann mit einem Wort. "Müde" sei er gewesen. Claudia Kaßler lacht. "Kein Wunder. Bis morgens halb fünf hat er Teppich geklebt." Sie ist es auch, die davon erzählt, wie aufgeregt sie zur Eröffnung war und wie erleichtert, als so viele Leute kamen. Lars Hoffmann sagt dazu nüchtern: "Ohne die Gewissheit, dass Leute kommen, hätte ich kein Kino eröffnet." Vielleicht ist das eines der Erfolgsrezepte des Union-Theaters. Hoffmann ist zwar oft einsilbig, manchmal pragmatisch, aber auch direkt, gründlich und ehrgeizig. Und wer Smalltalk will, den schickt er zu Claudi, wie Claudia Kaßler für Kinostammgäste heißt. Sie hat immer einen netten Satz auf den Lippen, wenn ihm nicht danach ist.

Das Union-Theater öffnet jeden Tag um 15 Uhr. Vorher ist Zeit für Wäsche, Fenster- und Kinoputz, Wege zu Supermarkt, Bank und Post. Ab 15 Uhr muss mindestens einer vor Ort sein, meist sind sie es beide. Karten und Popcorn verkaufen, Filme vorführen, Säle säubern... Das Genthiner Kino kennt kein "geschlossen". Nachmittags- und Abendvorstellungen laufen jeden Tag. Der einzig freie Abend ist Silvester. "Urlaube und Abendveranstaltungen sind nicht oft drin", sagt Claudia Kaßler. "Aber das vermissen wir auch nicht. Wir sind gern im Kino." Wieder Glück für die Genthiner.

Wer ist ihr Favorit? Coupon ausschneiden, abstimmen und attraktive Preise gewinnen. Als Hauptpreis winkt wieder ein romantisches Candle-Light-Dinner.