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Sachsen-Anhalts CJD-Gesamtleiter Wilhelm Grangé im Gespräch Jugenddorf mit neuer Struktur

16.02.2015, 01:44

Seit dem 1. Januar 2015 ist Wilhelm Grangé Gesamtleiter des Christlichen Jugenddorfwerkes (CJD) in Sachsen-Anhalt. Im Gespräch mit Mike Fleske erläutert er die Vorteile der Strukturreform des sozialen Vereins und die Neuausrichtung des Angebotes in Genthin.

Volksstimme: Sprechen wir über die Neupositionierung des CJD vom allgemeinen Blickwinkel aus gesehen. Was hat es mit der von Ihnen angestoßenen Strukturreform auf sich?

Wilhelm Grangé: Die Einrichtungen in Sangerhausen, Weißenfels, Zeitz, Schönebeck, Salzwedel, Droyßig, Billberge und Genthin werden enger verzahnt. Vor der Reform gab es viele Doppelbesetzungen in den Leitungsfunktionen. Jetzt werden die Strukturen wesentlich schlanker und effizienter.

Was bedeutet das konkret?

Unter anderem, dass wir die Leitungsfunktionen anders einteilen. Viele kennen meine Funktion noch als Jugenddorfleiter. Jetzt bin ich gemeinsam mit meinem kaufmännischen Kollegen Andreas Demuth Gesamtleiter für alle CJD-Angebote im Land Sachsen-Anhalt.

Diese koordinieren wir über Fachbereichsleitungen und wollen damit die Angebote stärker verzahnen, um eine fachlich noch höhere Qualität der Angebote zu gewährleisten und somit diese zukunftsfähig zu machen.

Wie setzen Sie diesen Anspruch im Alltag um?

Ein Beispiel ist der mittlerweile ganz stark geförderte Inklusionsgedanke. Wir müssen noch mehr Möglichkeiten entwickeln, Menschen mit Behinderungen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Dieser Aufgabe werden wir durch verstärkte Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen unserer behinderten Beschäftigten in unseren Werkstätten in Salzwedel, Schönebeck und Sangerhausen gerecht.

Eine weitere Basis ist der Ausbau der Kooperationen mit Betrieben der Wirtschaft in den Regionen.

Dabei handelt es sich um ein Konzept, das Sie besonders im Südharz oder in der Altmark praktizieren. In Genthin liegt Ihr Schwerpunkt jedoch auf dem Bereich der sozialen Betreuung von Familien, Frauen und Kindern...

Das ist richtig. Wir bieten am Standort Genthin eine umfängliche Beratung von Eltern, Kindern und Jugendlichen an. Besonders zeichnet sich das geschützte Wohnen für Frauen und ihre Kinder als Kernkompetenz des Standortes aus. Der Standort Sangerhausen hat hingegen seit fünf Jahren eine Vorreiterrolle im Land bei der Betreuung von geistig behinderten Paaren und der Wahrnehmung ihres Rechtes auf Erziehung der eigenen Kinder. Dieses Projekt ist auf große Resonanz gestoßen. Jetzt kommt die eingangs erwähnte Verzahnung ins Spiel. Denn genau für dieses Angebot gibt es in Genthin eine Nachfrage, sodass wir vor drei Monaten ein entsprechendes Angebot unterbreitet und eingerichtet haben und ein erweitertes stationäres Projekt in Kürze entwickeln..

Was passiert dabei?

In Genthin gibt es eine Mutter mit Zwillingen, die bereits ein älteres Kind hat. Wir haben ein Wohnprojekt entwickelt, durch dessen spezielle Unterstützung die Kinder bei ihrer leiblichen Mutter aufwachsen können. Dieses Angebot ist sehr stark auf alltägliche Dinge spezialisiert und soll der Familie die Möglichkeit geben, in ihrem bestehenden Umfeld zusammenzubleiben. Der Familie bleibt durch unser Hilfsangebot die Möglichkeit soziale Kontakte zu behalten und ein zukünftig weitestgehend selbstständiges Leben zu führen.

Das sind gute Aussichten für den Standort Genthin, dessen Ruf vor geraumer Zeit arg gelitten hat. Welche Konsequenzen haben Sie aus dem Skandal um pornografische Inhalte auf einem Dienstrechner gezogen, infolge dessen ein Mitarbeiter suspendiert wurde?

Wir haben auch die Struktur im Kleinen hinterfragt und die personellen Konsequenzen sofort gezogen. Der Standort Genthin wurde neu aufgestellt. Mit der Leitung durch Anja Brehme haben wir unseren guten Ruf wiederhergestellt. Insgesamt ist in Genthin eine hohe Qualität festzustellen. Die Beratung wird sehr gut in allen Belangen umgesetzt und wir sind von der fachlichen Qualifikation der Mitarbeiter überzeugt. Nicht nur in Genthin, sondern an allen anderen Standorten. Schließungsszenarien, von denen in der Öffentlichkeit gemunkelt wurde, gibt es nicht. Ganz im Gegenteil, wir wollen unsere Angebote erweitern.