Bernd Lietz sortiert den Nachlass Edlef Köppens / "Sprechstunde" am Mittwoch "Gegen das Vergessen"

Von Kristin Schulze 27.02.2015, 01:27

Noch bis zum 1. März ehren die Mitarbeiter der Genthiner Bibliothek den Schriftsteller Edlef Köppen mit den "Köppen-Tagen". Ordnung in den Nachlass des Schriftstellers bringt unter anderem Bernd Lietz (75) aus Genthin.

Genthin l Was macht vier plus drei? Sieben, ist doch logisch. Für Bernd Lietz stimmt das nicht ganz. "Richtig ist 7,0000", sagt der Rentner. Sich selbst beschreibt er als "sehr genau" und "akribisch". Eigenschaften, die Gold wert sind, wenn es um das Sortieren eines Nachlasses geht. Das weiß auch die Leiterin der Genthiner Bibliothek Gabriele Herrmann. Und betraute deshalb Bernd Lietz mit der Aufgabe, den Nachlass von Edlef Köppen zu sortieren.

Der Nachlass ist im Laufe der Jahre beträchtlich gewachsen. Ein Großteil stammt von Siegmund Kopitzki, der im regen Kontakt mit Edlefs Ehefrau Hede Köppen stand, und von ihr den Nachlass des Schriftstellers erbte. Er gab sein Erbe an die Stadt Genthin weiter. "Man staunt, wie viel Material das inzwischen ist", sagt Bernd Lietz und zeigt einen Zettel, auf dem fein säuberlich aufgeführt ist, woraus der Köppen-Nachlass besteht. Neben dem Nachlass I von Siegmund Kopitzki, in dem sich Dokumente, Zeitungsausschnitte, Briefe, Fotos, Manuskripte, persönliche Gegenstände, Bücher und andere Medien finden, gibt es einen Nachlass II. "Das sind die Briefe, die die Stadt angekauft hat, und Dinge, die wir von Köppens Erben bekommen haben", erzählt Lietz.

Darunter befinden sich zum Beispiel etliche Fotoalben. Man entdeckt Bilder, die Köppen im Kriegsdienst zeigen, aber auch in inniger Umarmung mit seiner Tochter. "Viele der Bilder sind sogar beschriftet", sagt Lietz. Meistens in Sütterlinschrift. Sie wurde 1916 eingeführt, erzählt Lietz. Vorher schrieb man überwiegend in altdeutscher Schrift. Auch die kann Lietz lesen. "Oft mit Lupe und großem Zeitaufwand, aber das lohnt sich. Woher sonst bekommt man Alltagserfahrungen von Menschen, die den Krieg hautnah erlebt haben?" Oft berichten Briefe von der Front von Heimweh und Verletzungen, erzählt der studierte Diplom-Ingenieur. Aber auch davon, dass an besseren Tagen Kühe und Schweine geschlachtet und mit großem Appetit verspeist wurden. Um die Originale zu schonen, begann Lietz 2011 sie zu scannen und zu kopieren. Während die Originale sicher lagern, können die Kopien, die in etliche Ordner und Unterordner einsortiert sind, jederzeit benutzt werden.

Lietz Arbeit ist auch eine Arbeit gegen das Vergessen. "So ein Nachlass muss perfekt sortiert sein, damit auch unsere Nachfahren etwas darin wiederfinden können." Köppen zu ehren, an ihn zu erinnern - für Bernd Lietz eine Selbstverständlichkeit. "Wir haben in Genthin keinen Goethe oder Schiller, aber eben Edlef Köppen. Das muss man doch nutzen." Lietz betont, dass schon vor seiner Zeit - seit 2011 kümmert er sich um den Köppen-Nachlass - Mitglieder des Köppen-Freundeskreises begonnen haben, den Nachlass zu sortieren. Auch von Wolfgang Ermisch bekommt er viel Hilfe. Der Mützeler Ortschronist hat naturgemäß ein großes Interesse an dem Schriftsteller, zeigt sein Stammbaum doch, dass er Verwandtschaft in Mützel hatte. Auf die Frage, was ihn mit Köppen verbindet, hat der Zahlen-Liebhaber Lietz natürlich eine passende Antwort: Köppen starb 1939, im selben Jahr bin ich geboren."

Bernd Lietz beantwortet Fragen zum Thema: mittwochs zwischen 9 und 12 Uhr in der Bibliothek