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50-jähriges Meisterjubiläum "Meine Arbeit ist meine Reklame"

Gestern blickte Elektromeister Henning Knieriem (89) aus Altenplathow
auf einen großen Tag seines Berufslebens zurück: Vor 50 Jahren erhielt
er seinen Meisterbrief. Nachdem er bereits den Industriemeister in der
Tasche hatte, legte er auch eine Prüfung zum Handwerksmeister ab. Das
sollte die Fahrkarte für seine Zukunft sein.

Von Simone Pötschke 13.03.2015, 02:26

Genthin | Die Runde der Gratulanten, die sich gestern im Hause Knieriem einfand, war vorerst klein. Eine große Gratulationscour bei der Handwerkskammer in Magdeburg wird Hennig Knieriem erst in einigen Monaten zuteil werden. Der gestrige Tag blieb deshalb zunächst treuen Kunden und guten Bekannten Henning Knieriems vorbehalten, darunter Altbürgermeister Wolfgang Bernicke, Brunnenbaumeister Kurt Wicke und Gunda Hofmann von den Genthiner Baumschulen.

Zur Feier des Tages hat Henning Knieriem dicke Ordner und Hefter parat, die ein langes und erfolgreiches Arbeitsleben dokumentieren, darunter auch eine Fotografie, wie sich der Altenplathower Handwerksmeister 1978 in das Ehrenbuch der Handwerkskammer Magdeburg einschreibt.

"Ich könnte Bücher schreiben", versicherte der fast 90-jährige Elektromeister, als er die Unterlagen nach und nach durchblätterte.

Unter anderem von seiner Arbeit als Bauleiter im Umspannwerk Kirchmöser, im Kraftwerk, als Bauleiter beim Umbau der Zuckerfabrik oder seine Tätigkeit im Weichenwerk Kirchmöser. Industriekaufmann bei Krupp sollte der gebürtige Magdeburger werden, so hatten es seine Eltern eigentlich gewollt. Vergeblich, Henning Knieriem trat in die Fußststapfen von Großvater und Onkel.

Hobby zum Beruf gemacht

Nach Genthin kam er nur durch einen Zufall. Auf dem Bahnhof in Kirchmöser war ihm eine junge Frau mit einem Pickel auf der Nase aufgefallen. "Ich habe sie deshalb angepflaumt", erzählt Knieriem. "Später habe ich sie in Genthin wiedergetroffen und ihr gesagt, dass ich sie kennenlernen möchte..."

Als Hennig Knieriem in den 1960er Jahren in Sachen Arbeitstelle an die Tür des Rat des Kreises Genthin klopfte, wollte man ihn, weil er zahlreiche Qualifikationen vorweisen konnte, zum Abteilungsleiter eines noch zu gründenden Dienstleistungskombinats machen. "Dazu hätte ich Mitglied der Partei werden müssen und das wollte ich nicht", sagt Hennig Knieriem.

Die Umstände seien seinerzeit für das private Handwerk in Genthin günstig gewesen, erinnert sich der Handwerksmeister, so dass er 1965 die Genehmigungsurkunde für einen Betrieb des Elektroinstallations- und Reparatur-Handwerks erhielt.

"Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und würde mich immer wieder für diesen Weg entscheiden", sagt der Senior, der im Dezember sein neuntes Lebensjahrzehnt vollendet, heute ohne Wenn und Aber. 14 Lehrlingen hat der Meister den Weg in das berufliche Leben geebnet, einige von ihnen sind im heutigen Arbeitsleben längst gestandene Fachleute.

Gute Arbeit als Aushängeschild

Egal ob vor der Wende oder danach, Henning Knieriem war es immer wichtig, für seine Kunden zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar zu sein. "Es ging einfach um Sicherheit, nicht, dass noch irgendetwas abfackelt", sagt der 89-Jährige.

Besonders an Wochenenden sei er ein gefragter Mann gewesen. Die Leute waren zuhause - da funktionierte die Waschmaschine nicht oder der Herd spielte nicht mit. Gern, räumt der Altenplathower allerdings auch ein, wäre er einem Verein oder einem Chor beigetreten. "Das ging aber nicht, weil ich oft am Abend los musste".

Er sei oft von Lieferanten angesprochen worden, warum er keine Reklame stelle, berichtet Henning Knieriem. "Die brauchte ich nicht, schließlich war meine Arbeit meine Reklame", habe er darauf entgegnet.