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Mützeler Bockwindmühle Seit 200 Jahren Wahrzeichen des Ortes

Der Pfingstmontag ist seit Jahren ein traditioneller Termin für alle Mühlenliebhaber. Am Deutschen Mühlentag stehen die historischen Bauwerke für die Besucher offen. In Mützel wird in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert.

Von Mike Fleske 21.04.2015, 03:16

Mützel l Eine Tradition ist die offene Bockwindmühle am Deutschen Mühlentag in Mützel. Wie in den vergangenen Jahren werden die Mitglieder des Mützeler Heimatvereins und Mühlenbesitzer Klaus Kageler gemeinsam die Besucher empfangen und Wissenswertes über das Bauwerk und die Ortschaft vermitteln. Auch in diesem Jahr sind am Pfingstmontag, 25. Mai, Führungen und Informationen geplant.

Doch diesmal ist es für die Mützeler etwas Besonderes, wie Ortschronist Wolfgang Ermisch berichtet. "In diesem Jahr feiern wir den 200. Jahrestag der Errichtung unserer Mühle hier bei uns."

Im Sommer 1815 setzte der Müller Storbeck aus Scharteucke die dort stehende Mühle nach Mützel um. Im Herbst desselben Jahres wurde die Mühle an neuer Stelle in Betrieb genommen.

"Zuvor stand die Mühle am Rande des Dorfes Scharteucke in der Nähe des Rittergutes "von Treskow", früher "von Bühler", fügt Ermisch hinzu. Wann sie dort aufgebaut wurde, ist nicht bekannt, doch die Ersterwähnung wurde im Hauptarchiv von Magdeburg gefunden, und zwar 1733. Vermutlich stammt die Mühle schon aus dem 17. Jahrhundert, denn sie hat im Innern barocke Schnitzereien, die davon zeugen. HA; Rep. 87C, Nr. 1001 "Gewerbliche Verhältnisse der Mühlen".

Dass die Mühle überhaupt nach Mützel kam, hat mit der Politik des damaligen preußischen Königs zu tun. "Mit dem Edikt von Friedrich Wilhelm III. von 1810 wurde der Mühlenzwang von 1722 aufgehoben und so konnte die Mühle den Standort wechseln", beschreibt Wolfgang Ermisch den ungewöhnlichen Vorgang.

Der Ortschronist kann die Geschichte noch weiter ausführen. "1867 bauten die Nachfahren des Müllers Storbeck eine zweite Bockwindmühle etwa 250 Meter weiter von seiner Mühle entfernt, die nach dem Schwiegersohn benannte Liebemühle." Diese gibt es heute nicht mehr. Sie überstand einen schweren Sturm im Herbst 1972 nicht.

Ab 1904 übernahm der Müller August Kageler die Storbeck-Mühle und die Familie betrieb die Mühle bis 1960, dann kam die Zeit der LPG in Mützel. Die Mühle wurde Ende der 50er Jahre zum Denkmal erklärt. "Unser Heimatverein mit Klaus Kageler ist bemüht, dieses Denkmal zu erhalten", so Ermisch.

Eine lohnenswerte Aufgabe. Denn in der Mühle ist noch alles so wie vor Jahrzehnten, als in Mützel noch Mehl gemahlen wurde - Technik der Vorväter, die auch heute bei den Besuchern für Erstaunen und Begeisterung sorgt. Der Heimatverein hatte sich vor einigen Jahren das Ziel gesteckt, in der Mützeler Mühle zu Schauzwecken wieder Mehl zu mahlen, inzwischen diese Pläne aber aufgeben. Die hygienischen Bestimmungen könnten mit der alten Technik und sporadischem Einsatz der Maschinen nicht eingehalten werden.