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Nach Durchsuchung im Waschmittelwerk Mehrere Szenarien sind vorbereitet

Von Simone Pötschke 28.04.2015, 03:16

Genthin l Ernüchterung macht sich in Genthin breit, nachdem am Mittwoch bekannt wurde, dass die Brüder Khodayar und Zolfaghar Alambeidi, die 2009 das Waschmittelwerk übernommen hatten, in Verdacht stehen, sich Vorteile bei der Vergabe von Krediten erschlichen zu haben, indem sie zwischen 2007 und 2012 die Bilanzen um mehrere hundert Millionen Euro geschönt haben.

Der Standort Genthin geriet immer wieder in die Schlagzeilen, als im vergangenen Jahr die Hansa Group Insolvenz verkündete. Vermögenswerte wurden an die Schweizer Holding Gemini verkauft, deren Eigentümer die Familie Alambeigi ist.

Im Zuge der Ermittlungen wurde am Mittwoch auch der Genthiner Standort durchsucht und Akten sichergestellt.

Olaf Thiele vom Betriebsrat hat die Entwicklung der letzten Monate am Verhandlungstisch miterlebt und kennt die Stimmung vor Ort. "Mehr als Hoffnung bleibt uns nicht. Die Situation ist für uns sehr schwierig. Es heißt, dass eine Vertretung für die Geschäftsleitung gebildet werden soll, doch es gab bisher für uns keinerlei Informationen."

Neben der ungewissen Zukunft der Waschmittelwerker, die harte Einkommenseinschnitte bei dem Verkauf an die Holding Gemini hinnehmen mussten, wirft die gegenwärtig laufenden Entflechtung Wirtschaftsvertretern und Kommunalpolitikern Sorgenfalten auf die Stirn.

Dass sich nun die Gemini Holding nach den Ereignissen der letzten Tage neu sortieren muss, erschwert den Anlauf des Projekts der Entflechtung des Chemieparks.

"In den vergangenen Wochen hatten wir noch Zuversicht und das Gefühl, dass die Entflechtung zeitnah vorangebracht werden kann", sagt Bürgermeister Thomas Barz (parteilos). Allein in der vergangenen Woche habe es vier Gesprächstermine nur dazu gegeben. Dabei habe man den Eindruck gehabt, dass Gemini die schwierige Situation der Verflechtung der Unternehmen am Standort vollends bewusst und ebenso an einem vernünftigen Neustart interessiert gewesen sei, reflektiert das Stadtoberhaupt.

Gleichwohl hat die Entflechtung aber auch Fortschritte machen können.

So liegt inzwischen ungeachtet der jüngsten Entwicklung ein bestätigter Fördermittelbescheid für die Machbarkeitsstudie vor. Derzeit ist eine Ausschreibung in Vorbereitung, Kalkulationen müssen erstellt werden.

"Wir haben seit Monaten mehrere Szenarien vorbereitet, so dass trotz der jüngsten Entwicklung der Gemini Holding und der damit verbundenen Schwierigkeiten die Unternehmen im Chemiepark Nord zunächst weiter arbeiten können", versicherte Bürgermeister Barz.

Die Stadt sei dabei allerdings ein "Zaungast", sie sei sich jedoch ihrer Verantwortung bewusst und ihr Augenmerk liege vorrangig auf dem Erhalt aller Arbeitsplätze im Chemiepark. Thomas Barz: "Bei kleinsten Handgriffen sind wir auf die Mitwirkung aller Unternehmen angewiesen." Der Stadt Genthin gehört kein Quadratmeter Land im Chemiepark. Die gesamte Standortbetreibung erfolgt durch die QSGmbH (vormals SBGmbH).

Bürgermeister Thomas Barz verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, dass in den letzten Monaten die öffentliche Aufmerksamkeit bei Gemini lag, aber im Chemiepark Nord neben der Gemini neun wirtschaftlich gesunde Unternehmen angesiedelt sind und damit der Standort auch eine Zukunft habe.