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Heraldiker Jörg Mantzsch spricht beim Tag der Ortschronisten über Wappen im Jerichower Land Jungfrau für Genthin, Tor für Burg

Von Kristin Schulze 11.05.2015, 01:28

Ortschronisten der Region kamen am Sonnabend im Genthiner Kreishaus zusammen. Diese jährliche Zusammenkunft steht immer unter einem anderen Motto. Dieses Mal sprach der Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch über Wappen.

Genthin l Zum Vortrag von Jörg Mantzsch sind etliche Ortschronisten aus der Region gekommen. Gisela Böttcher und Erika Rewa aus Schopsdorf zum Beispiel, beide befassen sich mit der Geschichte ihres Dorfes. Mitgebracht haben sie das Schopsdorfer Wappen, welches eine rote Mauer und ein silbernes Schild zeigt. "Ist das offiziell genehmigt?", wollen sie wissen? "Ja", sagt Mantzsch, der das Wappen sogar selbst gestaltet hat. 1993 war das. Mittlerweile kann er auf über 600 Wappen verweisen, die er für Kommunen entworfen und durch das Genehmigungsverfahren gebracht hat.

Eines seiner nächsten Werke soll das Wappen von Mützel werden. Ortschronist Wolfgang Ermisch und Bürgermeister Rüdiger Feuerherdt sind ebenfalls zum Vortrag des Heraldikers gekommen. "Erst haben wir es auf eigener Faust versucht", erzählt Feuerherdt. "Aber wir sind an unsere Grenzen gestoßen. Wappenkunde ist eine Wissenschaft für sich."

"Wichtig um Freund und Feind zu erkennen"

Aber was ist eigentlich ein Wappen? Etymologisch bedeutet das Wort "Waffen". Nur steht es ab dem 12. Jahrhundert nicht mehr für Waffe, sondern für das Symbol auf der Waffe. Für die Ritter in der Zeit der Kreuzzüge durchaus praktisch, denn das Wappen auf dem Schild des Ritters diente als Erkennungszeichen im Kampf. Jörg Mantzsch: "Das hat damals unheimlich bei der Entscheidung geholfen, hau` ich dem meinen Morgenstern über den Kopf oder ist das einer von uns." Vom Ritter selbst hat man ja wegen der Rüstung nicht viel gesehen.

Außerdem dient ein Wappen, also ein nach bestimmten Regeln erstelltes Zeichen in Form eines Schildes, zum Repräsentieren. Denn oft ist darauf zu sehen, was man alles hat.

Aber wer darf eigentlich ein Wappen tragen? Zuerst waren es Adelsfamilien, im Spätmittelalter auch Bürger. Auch Zünfte, Studentenverbindungen und Staaten haben Wappen. Ebenso wie Gemeinden, Städte und Ortschaften. Letzteres ist das Spezialgebiet von Jörg Mantzsch. Der studierte Journalist ist Kommunalheraldiker und Mitglied des Herold (Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin).

Und was macht ein Kommunalheraldiker den ganzen Tag? "Wappen entwerfen", sagt Mantzsch. In naher Zukunft wohl auch das von Mützel. Denn um das Wappen offiziell genehmigt zu bekommen und es ohne rechtliche Probleme auf Flaggen, Trikots oder Autos zu drucken, muss man Regeln beachten. Auch die erklärt Mantzsch in seinem Vortrag.

"Schafe gibt es auch außerhalb von Dretzel"

"Auf dem Wappen sollen allgemeinverständliche Symbole zu sehen sein. Wichtig ist, dass sie nur für diesen Ort gelten, also ein Alleinstellungsmerkmal sind." Ein Beispiel ist das Wappen Dretzels. Hier wollte man ein grasendes Schaf auf dem Wappen etablieren. "Eine schöne Idee", sagt Mantzsch. "Aber ein Alleinstellungsmerkmal ist das nicht, grasende Schafe habe ich durchaus auch schon außerhalb Dretzels gesehen." Auch dieses Wappen hat Jörg Mantzsch erstellt. Es zeigt nun tatsächlich ein grasendes Schaf, aber eben nicht nur. Ebenfalls zu sehen ist ein dreigeteilter Schildfuß. "Das symbolisiert den Ortsnamen", erklärt der Experte. Dretzel heißt nämlich drei oder Drittel.

Um eine offizielle Genehmigung für das Wappen zu erhalten, ist es außerdem wichtig, dass man nicht gegen das Urheberrecht verstößt. Darüber gibt die "Deutsche Wappenrolle" Aufschluss, wo alle Wappen aufgelistet sind. Des Weiteren dürfen keine verbotenen Symbole (zum Beispiel Hakenkreuz) oder verfassungsrechtlich bedenklichen Symbole (zum Beispiel Wolfsangel) abgebildet werden.

Grün auf blau trägt die Sau, heißt ein Sprichwort der Kleiderlehre. Auch für Wappen scheint dies zu gelten, denn Jörg Mantzsch sagt: "Das geht nicht, das kann man von weitem nicht sehen." Vorgeschrieben sind also kontrastreiche Farben, damit das Wappen weithin sichtbar ist. Erlaubt sind nur bestimmte Farben, nämlich Rot, Schwarz, Blau, Grün und Purpur sowie die Metalle Silber und Gold. "Auf unser Wappen soll auf jeden Fall die Zernau", sagt Mützels Ortsbürgermeister Rüdiger Feuerherdt. Bleibt abzuwarten, welche Symbole es noch auf das Aushängeschild des Preußendorfes schaffen. Anregungen gibt es in der Wappenübersicht unten.