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Genthiner Weltenbummler sind wieder auf Tour / Chile und Argentinien werden erkundet Ziel: 1700 Kilometer mit dem Rad

Von Simone Pötschke 18.05.2015, 03:40

Genthins Weltenbummler Thomas Dietert (31) und Elvira (Elli) Kern (30) hat wieder das Reisefieber gepackt. Jetzt sind sie mit dem Rad in Patagonien (Chile und Argentinien) unterwegs.

Genthin l Als Abenteurer ein Jahr lang durch viele Länder reisend, haben sie auch das Städtchen Genthin bekannt gemacht: Thomas Dietert, in der Kanalstadt groß geworden, und seine Freundin Elvira (Elli) Kern. Vor einigen Wochen sind sie wieder in ferne Länder, nach Südamerika, aufgebrochen. Auf zwei Rädern mit Zelt und Campingkocher führt die Tour der Beiden den Anden entlang mit Blicken auf Berge, Fjorde und Gletscher. 1700 Kilometer wollen die beiden Abenteurer bewältigen.

Rückblende: Die Beiden packten vor zwei Jahren ihre sieben Sachen, verabschiedeten sich von dem "normalen Leben" und starteten durch zum Globalen Triathlon. An ihrer einjährigen Reise ließen sie die Leser der Volksstimme per E-Mail teilhaben, die Kommunikation zwischen Weltenbummler und der Redaktion kannte keine Länder- und Kontinentgrenzen. Eine erste Etappe führte sie 2500 Kilometer auf der Donau mit dem Kanu bis zum Schwarzen Meer. Zur zweiten Etappe, Südostasien, bestiegen die Beiden zunächst den Flieger. Thailand, Malaysia, Singapur, Indonesien und Bali entdeckten sie dann per Trekking. Der Flieger brachte sie anschließend nach Neuseeland (Auckland), der dritten Station. Nachdem die Reisekasse über "work and travel" aufgebessert war, tourten die beiden jungen Leute mit dem Fahrrad auf der Nord- und Südinsel Neuseelands. Die Tour entlang der Anden sei in der Vorbereitung nicht so intensiv ausgefallen wie die des Globalen Triathlons, schrieb Thomas Dietert in einer Mail an die Redaktion. Mittlerweile habe sich der größte Teil der Reise gut bewältigen lassen.

Mitte Februar waren die Beiden von Frankfurt über Buenos Aires nach San Carlos de Bariloche mit den Rädern im Gepäck aufgebrochen. Dort haben sie zwei Tage verbracht, um die Räder zusammenzusetzen und fehlende Ausrüstung wie Batterien, Pfanne und Essensvorräte einzukaufen.

Bariloche war der Ausgangspunkt für die Patagonien-Radreise der Genthiner Weltenbummler. Patagonien befindet sich im südlichen Teil des Kontinents. Es erstreckt sich im saftig grünen, aber regenreichen Chile im Westen und dem eher windigen, sehr trockenen Argentinien im Osten. Ein Highlight für viele Radreisende ist die Carretera Austral, die sich für 1300 Kilometer von Nord nach Süd in Chile durch die schroffe Landschaft schlängelt.

Thomas Dietert und Elli Kern berichten für die Rundblick-Leser von Glücksmomenten und Tiefpunkten: "Wir folgen vorerst der Ruta 40 auf argentinischer Seite nach Süden, bevor wir nach zirka 350 Kilometer glattem Asphalt die Grenze nach Chile überqueren. Somit wechselt sich auch das Landschaftsbild von trockener Pampa, lang gezogenen seichten Hügeln und wenigen fruchtbaren Tälern zu dicht bewachsenen Wäldern, wilden Bächen und Wasserfällen und steileren Bergen. Auch die anfangs mehr als 30 Grad im Sonnenschein ließen wir hinter uns und radeln bei angenehmeren Temperaturen und einigen bewölkten Tagen.

Seit dem Erreichen Chiles folgten wir fortan der Ruta 7, der berühmten Carretera Austral. Eine der Besonderheit dieser Straße ist der verwendete Straßenbelag. Um den sehr dünn besiedelten Süden zugänglich zu machen, wurde für den Straßenbau größtenteils nur Kies und grober Schotter verwendet. Dementsprechend anspruchsvoll und intensiv ist diese Strecke. Allerdings wird jeder steile Anstieg, jeder Abschnitt im schwer zu fahrenden Schotter, jeder Kilometer auf waschbrettartigem, kurvigen Untergrund durch eine einzigartige Kulisse entschädigt. Es stellt sich schnell ein Gefühl von Freude, Gelassenheit und Freiheit ein. Durch das Radreisen sind wir unabhängig und so ausgestattet, dass wir jederzeit anhalten, den Moment genießen oder zelten können. Und das tun wir mit einer ausgelassenen Zufriedenheit, fern ab von Hektik, städtischem Lärm oder zeitlicher Gebundenheit.

Dennoch sind die sechs bis acht Stunden auf dem Sattel und die durchschnittlich gefahrenen 75 Kilometer nicht immer einfach. Wind und Regen setzen uns moralisch zu. Nach der Hälfte der Strecke haben wir drei Tage mit den genannten Bedingungen, die sich bei anhaltenden 8 Grad Celsius kaum noch ertragen lassen. Wir erreichen einen emotionalen Tiefpunkt und merken, dass wir den Naturgewalten bedingungslos ausgesetzt sind. Doch wir haben Glück und werden gastfreundlich von einer Familie aufgenommen und können uns am geheizten Ofen wärmen."

(Fortsetzung folgt)