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Druckgrafiken von Erhard Holley Goethe kehrt in den Wasserturm ein

Mit Erhard Holley wird im Genthiner Wasserturm ab Sonnabend nächster Woche ein renommierter Künstler ausstellen, der sich weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat. Zu sehen sind in Genthin erlesene Druckgrafiken aus dem jüngsten Unikatbuch des Karowers, die nach den "Venezianischen Epigrammen" von Johann Wolfgang von Goethe entstanden sind.

Von Simone Pötschke 29.05.2015, 03:14

Karow/Genthin l Nach Ausstellungen in Magdeburg, Hamburg und Frankfurt a. M. wird der Maler, Zeichner, Buchillustrator und Grafiker Erhard Holley nach längerer Pause wieder einmal in der Kleinstadt Genthin präsent sein. Als Gründungsmitglied des Kunstvereins will der dessen Ausstellungstätigkeit bereichern.

Holley-Kenner dürfen sich somit auf eine erlesene Präsentation einer Kunst freuen, die in der Region ihresgleichen sucht.

Gezeigt werden sämtliche Radierungen des Meisters zu den "Venezianischen Epigrammen" und eine kleine Auswahl von Grafiken zu anderer Literatur des Klassikers Johann Wolfgang von Goethe. In den "Venezianischen Epigrammen" hatte Goethe die europäischen Zustände und den Zeitgeist unter die Lupe genommen.

"Manche meinen: Schon wieder Goethe. Doch jede Generation beschäftigt sich mit ihm." - Erhard Holley

Für Erhard Holley sind die "Venezianischen Epigramme" nach den "Römischen Elegien"/Johann Wolfgang von Goethe, Rainer Maria Rilke/"Phallische Hymne" und Bertolt Brecht/"17 erotische Sonette" ein weiteres erfolgreiches Unikatbuch, das unter seinen Händen feinsinnig und hohen künstlerischen Ansprüchen genügend entstanden ist.

Etwa ein Jahr Arbeit hat er in die acht nun vorliegenden Unikatbücher investiert, von denen inzwischen ein Exemplar von der Landesbibliothek in Dessau aufgekauft wurde. Zum Buch, es umfasst 32 Radierungen sowie Zeichnungen und Aquarelle, gehört jeweils eine Grafikmappe.

770 selbst geschriebene Zeilen auf handgeschöpftem, hochwertigen Papier hat der Karower Künstler in jedem Buch eingearbeitet. Der Mathematik-Lehrer kommt an dieser Stelle schnell durch: 770 Zeilen mal acht Bücher: Das macht insgesamt 6160 Zeilen. Nicht von ungefähr kommt deshalb seine Bewunderung für die Schreibkunst der Mönche im Mittelalter.

Ja, räumt Erhard Holley ein, immer wieder schlüge ihm das Argument "Schon wieder Goethe" entgegen. Selbst sein Galerist mache da keine Ausnahme. Doch er sei der Auffassung, dass sich jede Generation mit Goethe beschäftigt und er nach wie vor nichts von seiner Aktualität verloren habe.

Den Weg zu den "Venezianischen Epigrammen" fand Erhard Holley allerdings über den Dichter, Theologen und Kulturphilosophen Gottfried Herder (1744 bis 1803). Friedrich Schiller, der von 1795 bis 1797 die monatlich erscheinende Literaturzeitschrift "Die Horen" herausgab, thematisierte in einer Ausgabe auch "Die Venezianischen Epigramme" von Goethe. (Horen: in der griechischen Mythologie Töchter des Zeus und der Themis.)

Das Echo auf den Beitrag hatte sich jedoch gewaschen: "Alle ehrbaren Frauen sind empört über die bordellmäßige Nacktheit, die sich in den Elegien zeige und Herder habe geäußert, Schiller müsste seine Horen nun Huren nennen", schrieb daraufhin der Philologe und Schriftsteller Karl August Böttiger (1744 bis 1797) am 27. Juli 1795 an einen Bekannten.

Das habe ihn neugierig gemacht, sich mit der Goethe-Literatur zu beschäftigen, sagt Erhard Holley.

"Erhard Holley ist ein begnadeter Zeichner und Kolorist in der seltenen Technik des Pastells." - Wolfgang Grätz, Frankfurt a.M.

Auf die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Goethe-Werk reagierte die Fachwelt mit Anerkennung. Wolfgang Grätz von der Büchergilde Frankfurt a. M. bescheinigt dem Künstler aus Karow, sich mit seinem jüngsten Unikatbuch "als begnadeter Zeichner und Kolorist in der seltenen Technik des Pastells" erwiesen zu haben.

Wolfgang Grätz: " So manche seiner erotischen Zeichnungen sind tatsächlich wohl besser im Buch als an der Wand aufgehoben - aber er (Erhard Holley) holt sich den großen Auguste Rodin als Zeugen: "In der Kunst kann es Unsittliches nicht geben, die Kunst ist immer heilig." (Auguste Rodin: französischer Bildhauer und Zeichner. Mit dem Franzosen begann das Zeitalter der modernen Skulpturen und Plastiken).

Nachdem die Arbeiten an den "Venezianischen Epigrammen" beendet sind, hat sich der Karower ein neues Betätigungsfeld gesucht und widmet sich nun großer Bilder. "Kunst ist eben mein Leben", lächelnd er. Die Vernissage zur Ausstellung "Druckgrafiken" beginnt am Sonnabend, 6. Juni, um 15 Uhr.