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Stadtkulturhaus Genthin Ab Dienstag bleibt die Küche kalt

Die Tage der Mittagskantine im Genthiner Stadtkulturhaus sind gezählt. Für die QSG rechnet sich der Betrieb nicht mehr.

Von Mike Fleske 27.08.2015, 19:52

Genthin l "Wir sind sehr enttäuscht, das dieses Angebot wegfallen soll und niemand darüber mit uns spricht", macht Ludger Schattmann seinem Unmut Luft. Gemeinsam mit einer Runde von Bekannten ist er so gut wie täglich Gast beim Mittagstisch im Stadtkulturhaus.

Kürzlich fanden die Besucher Zettel auf den Tischen, in denen über die bevorstehende Schließung der Kantine aus wirtschaftlichen Gründen hingewiesen wurde. Die Gastronomie der Qualifizierungs- und Strukturförderungsgesellschaft (QSG) ist für den Betrieb des Mittagstisches, der täglich mit drei Menüs zur Auswahl angeboten wird, verantwortlich. Attraktiv für die Gäste sind die Preise zwischen 3,50 und 4 Euro. Bauarbeiter, Mitarbeiter des Industrieparks und eben private Besucher nutzen das Angebot.

"Wir sind so oft hier, da hätte ein Verantwortlicher durchaus mal erklären können, was Sache ist", findet Ludger Schattmann. Jedoch machen es die wütenden Mittagstischbesucher nicht gerade leicht den Sachverhalt zu erörtern. Zu groß ist ihr Unmut über die geplante Schließung, mit der ihrer Meinung nach, wieder ein Stück Genthin beerdigt wird. Die QSG wolle die Kantine nicht mehr betreiben, so der harsche Vorwuf.

Kantine ist nicht mehr wirtschaftlich

Das weist Ute Schünicke, verantwortlich für Planung und Controlling bei der QSG-Gastronomie zurück. "Wir würden dieses Angebot gern weiter vorhalten", sagt sie. "Es lässt sich aber nicht mehr wirtschaftlich betreiben."

Dafür wären täglich 50 bis 60 Gäste des Mittagstisches nötig. "Tatsächlich kommen oft nur noch 30 bis 35 Besucher." Ein Grund dafür liege im Niedergang des Waschmittelwerkes. "Vor dem Weggang Henkels hatten wir pro Tag bis zu 100 Besucher, danach sind es stetig weniger geworden", macht Schünecke die Relationen deutlich.

Dazu komme, dass auch die QSG selbst weniger Mitarbeiter als früher habe und es keine hauseigenen Lehrgänge mehr gibt, deren Teilnehmer vor Ort versorgt werden. Verschiedene Modelle wie die Verkürzung der Kantinenöffnungszeiten und der Betrieb mit weniger Mitarbeitern habe man ausprobiert. Aber irgendwann seien die Möglichkeiten ausgereizt und dennoch habe man ein Minus erwirtschaftet.

"Daher mussten wir eine Entscheidung treffen", fügt QSG-Geschäftsführer Peter Meißner hinzu. "Wir haben lange versucht, dass Angebot zu erhalten", sagt er. Doch alle Maßnahmen hätten nicht gefruchtet. "Es ist auch keine Lösung, die Essenspreise auf acht oder zehn Euro zu erhöhen." Das seien Preisregionen, die die Besucher nicht mitmachen würden. Ein weiteres Problem liege auch darin, dass für die Gäste zwingend der große Saal des Stadtkulturhauses vorgehalten werden müsse. Im Winter werde daher auch der gesamte Saal geheizt. "Wir müssen bei einem gastronomischen Angebot bestimmte Auflagen erfüllen und können auch nicht einfach auf die Nord-Terrasse ausweichen", erklärt Ute Schünecke.

Besucher nicht im Flur platzieren

Auch könne man die Gäste nicht vor der Essensausgabe im Flur platzieren. Während diese Aussage die Seniorenrunde um Ludger Schattmann wiederum erzürnt, sind andere abgeklärter. "Ich habe hier häufiger gegessen", meint ein Mitarbeiter einer Baufirma. "Aber ich kann verstehen, dass es sich nicht rechnet, denn viel war hier nie los." Schade sei die Schließung dennoch.

Auch die Mitarbeiter der Firma Solvay, die das Angebot regelmäßig wahrgenommen haben, können den Schritt nachvollziehen. "Wir werden uns jetzt nach Ersatz umsehen müssen." Die QSG wird sich nun auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, zu dem das Veranstaltungscatering und die Essensversorgung von Senioren sowie von Schulen und Kitas gehöre. Die Einrichtungen bekommen in der Vollversorgung Frühstück, Mittagessen und Vesper von der QSG. Dabei werde alles frisch vor Ort zubereitet. Für die Kantinengäste hat Ute Schünecke einen weiteren Vorschlag. "Wir haben angeboten, dass die bisherigen Mittagstisch-Besucher die Versorgung des Essen auf Rädern in Anspruch nehmen können", sagt Ute Schünecke.

Bereits jetzt würden nicht nur Senioren, sondern auch Genthiner Firmen, Arztpraxen oder Steuerbüros auf diesem Weg versorgt. Das sei Teil des Kerngeschäftes der QSG-Gastronomie. "All diese Angebote bleiben uneingeschränkt bestehen", macht Schünecke klipp und klar deutlich. Für die Essensrunde um Ludger Schattmann nur ein schwacher Trost. Sie wird sich ab Dienstag wohl an anderer Stelle zum Mittagessen treffen.