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Fanpost an Gustav Adolf Schur im Museum Täves Liebesbriefe erst 50 Jahre später geöffnet

26.02.2011, 04:26

#NULL#Kleinmühlingen/Heyrothsberge (tli). Heute feiert Radsportlegende Gustav Adolf "Täve" Schur im Kleinmühlinger Sportzentrum seinen 80. Geburtstag. Rund 1000 Gratulanten werden erwartet. Zugleich sei an einen zeitgeschichtlichen Schatz erinnert, der im benachbarten Friedensfahrtmuseum schlummert. Ein Seesack mit rund 6000 Fanpost-Briefen, die bis 2002 ungeöffnet auf seinem Dachboden lagerten.

"Jetzt werden Sie vielleicht lachen, aber ich habe mich wirklich in Sie verliebt", gestand beispielsweise die 17-jährige Schülerin Romi aus Zeitz in einem Brief zu Täves 25. Geburtstag. Mitte der 1950er Jahre erreichten den Radrenn-Star weitere Liebesbriefe, in denen weibliche Verehrer mehr oder weniger unverblümt zur Sache kamen.

All diese Zeilen waren geeignet, dem jungen Mann aus Heyrothsberge die Brust schwellen zu lassen. Doch Schicksal, wie bist du grausam: Er wird die Briefe nie lesen. Die Fanpost erreichte Mitte der 50er Jahre derartige Ausmaße, dass sie Schur beiseite legen musste. Täglich ließen dutzende Briefe, Telegramme und Karten den Postkasten überquellen.

Darunter waren nicht nur Liebesbekundungen und Fanpost, sondern auch Schreiben mit offiziellem Briefkopf. Jugendbrigaden baten darum, den Namen Gustav Adolf Schur tragen zu dürfen, die Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei lud den "Meister des Sports" ins Kinderferienlager ein, damit er über seine Erlebnisse sprechen möge.

All diese Post mit rund 6700 Einzelstücken (!) verschwand jahrzehntelang auf Täves Dachboden in Heyrothsberge. Einen Großteil wird der Weltmeister nie öffnen.

Der zeitgeschichtlich wertvolle Inhalt wurde erst mit Gründung des Friedensfahrtmuseums an das Licht der Öffentlichkeit befördert. Museumsgründer Horst Schäfer erinnert sich gut daran, wie die Post 2002 in einem grünen Seesack angeliefert wurde. Der sei so schwer gewesen, dass es Mühe bereitete, ihn die Treppe hochzuschleppen. Später folgte noch ein alter Pappkoffer.

Vereinsmitglied Renate Schröder ordnete die Post nach Themen: "Geburtstag", "Kinder", "Verehrerinnen", "besonders nette Exemplare" und "etwas zum Schmunzeln". Der überwiegende Teil der postalischen Sammlung verdeutlicht, dass die Menschen der 50er Jahre Täve echte Sympathie und Bewunderung entgegenbrachten. Täve, dem Superstar jener Zeit.