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Französische Schüler machen bis morgen Zwischenstation in der Kanalstadt / Lehrerin: "Ich würde gern jedes Jahr nach Genthin kommen!"

Von Cordula Bischoff 23.03.2011, 04:32

Es gibt Dinge in Genthin, die passieren einfach. Darum wird kein großes Aufheben gemacht, sondern die finden ganz einfach statt. Aber diese Dinge und kleinen Ereignisse machen auch das Leben in der Kanalstadt aus. Ein Beispiel: Derzeit sind 27 Schüler aus Frankreich in Genthin zu Gast.

Genthin. Lachen macht die Runde, Wortfetzen fliegen durch die Luft, in französisch, englisch und in deutsch. Vor dem Genthiner Bahnhof versammeln sich gestern nach und nach junge Leute. Sie geben sich Küsschen, umarmen sich, lachen. Nach und nach wird die Gruppe immer größer. Über 50 Jugendliche sind es, darunter 27 Schüler aus Villefranche des Ruergue, ein kleiner Ort in Südfrankreich, und Schüler des Genthiner Bismarck-Gymnasiums, die gleich in einen Zug steigen werden. Gemeinsam wollen sie nach Berlin.

"Die Menschen sind sehr gastfreundlich "

"Seit Jahren haben wir französische Schüler aus dem Lycée Raymond Sivagnac, vergleichbar einem Gymnasium, bei uns zu Gast", so Peter Menke, Französisch-Lehrer am Genthiner Gymnasium. Auf seine Initiative gehen die Besuche zurück. "Vor zehn Jahren habe ich an der französischen Schule hospitiert und mir gedacht, dass ein dauerhafter Kontakt zwischen französischen und deutschen Schülern sehr gut wäre." Überlegt, gesagt, getan. "Allerdings sind unsere französischen Gäste keine Austauschschüler, sondern sie sind nur drei Tage in Genthin zu Gast, bevor sie zu ihrer Partnerschule nach Kassel weiterfahren. Sie legen bei uns eine Zwischenstation ein."

Diesen Zwischenstopp in Genthin macht Deutschlehrerin Fiorella Guidelli bereits zum sechsten Mal. "Ich komme sehr gern nach Deutschland und liebe es, in Genthin zu sein. Die Stadt wird jedes Jahr ein Stück schöner und sie ist sehr lebendig geblieben, nicht ausgestorben. Die Menschen hier sind sehr gastfreundlich."

Das macht die Lehrerin auch daran fest, dass die französischen Schüler während ihres Aufenthalts in Genthin ausschließlich in Gastfamilien wohnen, wo sie schlafen - und auch verwöhnt werden. "Ich mag die Stadt so sehr, dass ich am liebsten jedes Jahr kommen würde", lacht sie.

So geht es auch Johan Lemenant. "Ich finde die Deutschen wirklich sehr nett, es macht Spaß, hier zu sein. Genthin ist eine gute Stadt", lacht der sympathische Schüler und legt sich beim Fotografieren gleich mal quer vor die gesamte Gruppe, er liegt ihr praktisch zu Füßen.

"Ich hoffe auf ein Wiedersehen"

Für die Gymnasiasten ist die Begegnung mit ihren Altersgenossen ebenfalls interessant. "Wir interessieren uns für die gleiche Musik, haben ähnliche Hobbys", so Gina Nielebock. "Mein Gast hat sogar dasselbe Hobby wie ich. Wir reiten beide sehr gern."

Neben dem Gedankenaustausch und dem gegenseitigen Kennenlernen freut sich das Bismarck-Gymnasium noch aus einem weiteren Grund über die jungen Gäste aus Frankreich: "Wir geben damit zurück, was uns die Franzosen geben", sagt Lehrer Peter Menke. "Bereits seit Jahren lernen ein bis vier unserer Gymnasiasten ein Jahr lang an dem französischen Gymnasium. Nach zwei Jahren können sie dort ihr Abitur ablegen. Weil unsere Schüler in dieser Zeit im Internat leben, ist dieser Aufenthalt für sie sehr, sehr preiswert, rund 1000 Euro für ein Jahr", sagt Menke und weiß, welchen Schatz an Eindrücken und Erlebnissen sie dadurch mit auf ihren Lebensweg nehmen können.

Nur noch wenige Minuten bis zur Abfahrt des Zuges Richtung Berlin. Auch für die kommenden Jahre hofft Fiorella Guidelli "dass wir Genthin wiedersehen können".

Am Donnerstag geht es für die jungen Leute weiter nach Kassel.