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Atemschutzgeräteträger der Genthiner Ortsfeuerwehren üben für den Ernstfall / Große körperliche Herausforderung Genthiner Feuerwehrleute suchen im verqualmten Raum vermisstes Kind

Von Achim Schmechtig 08.04.2011, 04:29

Genthin. Kürzlich stand bei der Feuerwehr Genthin die Atemschutz-Komplexausbildung auf dem Programm. Sie erfolgt in drei Stufen jeweils an einem Sonnabend auf der Feuerwache Genthin mit einem Stundenumfang von sechs Ausbildungsstunden sowohl in Theorie und Praxis.

Ziel ist es dabei, alle 68 Atemschutzgeräteträger aller acht Ortsfeuerwehren der Stadt Genthin in diese Sonderausbildung einzubeziehen. Bereits in den Jahren 2009 und 2010 erfolgte ein erster Durchgang.

15 Atemschutzgeräteträger, darunter Birgit Grau aus Mützel, stellten sich am Sonnabend dieser anspruchsvollen Ausbildung.

Logistisch wurde die Ausbildung durch die Feuerwehrtechnische Zentrale des Landkreises mit der Bereitstellung von Atemschutztechnik unterstützt.

Nach der Eröffnung und Einweisung durch Stadtwehrleiter Achim Schmechtig begann unter Anleitung der Ausbilder Dirk Röber (Altenplathow), Christoph Specht (Tucheim), Mario Strübing (Gladau) Tobias Kister und Henryk Lampert (Mützel) sowie Marcel Otto, Sebastian Schmack und Enrico Koch (alle Genthin) die praktische Ausbildung an drei Stationen.

An vier Stationen mussten zum Beispiel ein mehr als 50 Quadratmeter großer Raum bei völliger Dunkelheit, die durch abgeklebte Sichtscheiben der Atemschutzmasken erzielt wurde, nach einem vermissten Kind abgesucht werden oder über Steckleitern der in acht Meter Höhe befindliche Einstieg zum Schlauchturm erreicht werden.

Fazit der Ausbildung: Übung macht den Meister. Mit der Erkenntnis, noch besser auf künftige Einsätze vorbereitet zu sein, ist bereits eine weitere Ausbildung dieser Art für den Herbst geplant. Seit 2009 wird in der Feuerwehr der Stadt Genthin eine kontinuierliche Ausbildung im Atemschutzeinsatz für alle acht Ortsfeuerwehren durchgeführt. Ziel dieser aufwändig vorbereiteten Ausbildung ist die Festigung des Grundwissens, der Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Arbeit unter Atemschutzgeräten.

Im Mittelpunkt steht dabei der sichere Umgang mit der Atemschutztechnik unter Einsatz- und Stressbedingungen und das besonnene Verhalten in einer Notfallsituation. Solche als Atemschutznotfall bezeichneten Situationen können bei Brandeinsätzen unvermittelt eintreten, sei es durch einen Kreislaufzusammenbruch eines Feuerwehrangehörigen, durch den Einsturz einer Zimmerdecke in einem Gebäude oder durch falsche Handlungen.

Seit dem Jahr 1991 wurden bei Brandeinsätzen unter Atemschutz bundesweit 316 Feuerwehrangehörige zum Teil schwer verletzt und achtzehn Einsatzkräfte, nahezu ausschließlich aus freiwilligen Feuerwehren, kamen ums Leben. Wenn die Feuerwehren zu einem Brand gerufen werden, müssen sich die Feuerwehrleute gerade bei der Brandbekämpfung in Gebäuden vor den giftigen Rauchgasen schützen. Dazu tragen sie eine spezielle Atemschutzausrüstung, bestehend aus einem mit unter 300 bar Druck mit 1800 Liter Atemluft gefüllten Pressluftatemgerät und einer Atemschutzmaske.

Allein der Pressluftatmer hat ein Gewicht von rund 16 Kilogramm, dazu kommen noch weitere Ausrüstungsgegenstände und das Gewicht der Flammenschutzkleidung, so dass neben der zu leistenden körperlichen Anstrengung noch ein zu bewältigendes Zusatzgewicht eine große körperliche Herausforderung ist.

So werden die Atemschutzgeräteträger mit zirka 30 Prozent ihres eigenen Körpergewichts zusätzlich belastet; in absolutem Gewicht ausgedrückt bedeutet dies, dass zirka 25 Kilogramm bis hin zu 50 Kilogramm Ausrüstung mitgeführt werden müssen.

Allein in der Ortsfeuerwehr Genthin werden jährlich rund ein Drittel aller Brandeinsätze, wie Keller- und Wohnungsbrände, unter Atemschutz durchgeführt.

Der Einsatz mit Atemschutztechnik zählt zu den gefährlichsten und anspruchvollsten Tätigkeiten der Feuerwehr. Da ist neben der sicheren Handhabung der Ausrüstung ein ständiges Training des richtigen Vorgehens unverzichtbar.