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Helmut Müller und Günther Pauer sind sich einig: Persönlicher Eindruck sagt oft mehr aus als ein Zeugnis

13.05.2011, 04:26

Jugendliche suchen händeringend nach Lehrstellen, viele Firmen suchen genauso dringend Auszubildende. Passt an sich gut zusammen. Doch die Realität sieht anders aus: Jugendliche bleiben ohne Arbeitsplatz, verschwinden in Maßnahmen oder in die Arbeitslosigkeit und Lehrstellen bleiben ihrerseits unbesetzt, weil geeignete Bewerber fehlen. Wie sieht das in Genthin aus? Wer bildet aus? Wo sind sogar noch Stellen frei? In Teil drei und vier unserer Serie kommen Genthiner Arbeitgeber zu Wort. Den Anfang machen Helmut Müller und Günther Pauer.

Von Kristin Schulze

Genthin. Im Hotel von Helmut Müller kann man den Beruf des Hotel- oder Restaurantfachmanns sowie des Kochs lernen. Früher hat er bis zu sechs Lehrlinge ausgebildet. "Fähige Auszubildende zu finden, wird immer schwerer", meint er. Erstes Hindernis seien schon die gesetzlichen Regelungen. "Unter 18-Jährige dürfen nicht vor 6 und nicht nach 22 Uhr arbeiten, das erschwert die Arbeit mit den Jugend- lichen schon", erzählt Helmut Müller. Gerade in der Gastronomie könne man früh morgens und spät abends nicht auf Arbeitskräfte verzichten.

Helmut Müller erklärt, was man mitbringen muss, um bei ihm einen Ausbildungsvertrag zu bekommen: "Zeugnisse sind mir nicht so wichtig, ob jemand gut im Kopf- und Prozentrechnen ist, lässt sich aus seiner Mathe-Zeugnisnote oft gar nicht ablesen." Alle Bewerber sollten mindestens den Hauptschulabschluss vorweisen können und Lust auf ihre neue Arbeit haben. Freundlichkeit sollte in diesem Berufsfeld sowieso eine Selbstverständlichkeit sein.

Wichtig ist für Helmut Müller das persönliche Gespräch. "Wenn ich Interesse am Beruf und an meinem Betrieb spüre und der Bewerber bereit ist, in einem Praktikum - nicht länger als 14 Tage - in die Arbeit hineinzuschnuppern, sehe ich auch mal über ein nicht so gutes Zeugnis hinweg. Motivierte Leute findet man heute leider selten."

Eine Ausbildung hier kann sich lohnen. "Wir übernehmen unsere Lehrlinge danach für mindestens ein Jahr", sagt Helmut Müller. Sein Tipp für Bewerber: "Vorher über Berufsbild und Betrieb informieren! Das kommt nicht nur bei mir gut an."

Für 2011 hat sich laut Müller noch kein geeigneter Bewerber gefunden. "Wenn jemand vorbei kommt, der mich überzeugt, stünde einem Ausbildungsvertrag nichts im Wege."

Im Genthiner Gartenbau kann man sich zum Gärtner oder Floristen ausbilden lassen. Inhaber Günther Pauer: "Momentan beschäftigen wir eine Auszubildende, sie lernt in diesem Jahr aus." Seine Ausbildungsphilosophie erklärt er so: "Wir suchen keine Azubis, stellen aber ein und bilden auch aus."

Grundvoraussetzung ist für ihn ehrliches Interesse am Beruf. "Mädels, die beim Friseur abgelehnt worden sind und sich zur Not auch eine Laufbahn als Floristin vorstellen könnten, sind bei uns falsch." Beim Durchblättern der Bewerbung guckt Günther Pauer zuerst auf die Noten. "Die Bewerber sollten einen Realschulabschluss mit guten Noten in den Hauptfächern vorweisen können. Bei den Floristen achten wir auch verstärkt auf die Fächer Kunst und Musik. In dem Beruf müsse man schließlich sehr kreativ sein. Günther Pauer fühlt sich "moralisch zum Ausbilden verpflichtet", sagt aber auch: "Sinn muss es machen, wenn ich von einem Bewerber nicht hundertprozentig überzeugt bin, stelle ich ihn auch nicht ein."

Zehn Prozent von siebzehn ausrechnen, sollte drin sein"

Die Bewerber müssen ihre Fähigkeiten in einem schriftlichen Test unter Beweis stellen. "Da fragen wir nichts Unmögliches, aber 10 Prozent von 17 ausrechnen, sollte schon drin sein", sagt Pauer und verrät auch, dass er schon Bewerber in seinem Büro sitzen hatte, die dazu nicht in der Lage waren.

Allen, die an einer Ausbildung interessiert sind, rät er: "Beim Betrieb persönlich vorstellen, das sagt oft viel mehr aus als eine schriftliche Bewerbung. Die hat man im Idealfall natürlich auch noch dabei und kann sie auf Nachfrage dort lassen."

Im viertel Teil unserer Serie erklären die Personalverantwortlichen der Sparkasse und des Waschmittelwerkes, was sie von ihren Auszubildenden erwarten.