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Beate Schulz vom Johanniterhaus absolviert in den Staaten eine vierwöchige Hospitanz Von Genthin-Wald nach Boston

Von Simone Pötschke 21.05.2011, 06:34

Beate Schulz, Mitarbeiterin im Johanniterhaus Genthin-Wald, erhielt über die Johanniter die Möglichkeit, vier Wochen in einem amerikanischen Altenheim zu hospitieren. Gestern gab sie in einem Vortrag den Mitarbeitern des Hauses Einblicke in ihren Aufenthalt in Boston/West Roxbury.

Genthin-Wald. Gestern gegen 14 Uhr. In wenigen Minuten erwartet Beate Schulz ihre Mitarbeiter im Andachtsraum. Die 49-Jährige ist etwas in Aufregung. "Für diesen Vortrag habe ich aus über 1000 Aufnahmen etwa 270 ausgewählt. Hoffentlich geht das gut, für jede einzelne Aufnahme bleibt mir eigentlich kaum Zeit etwas zu sagen", sagt die lebhafte Frau.

Die Tangermünderin legt für ihren Vortrag Wert auf Details. Wie in dem amerikanischen Altenheim, in dem sie hospitierte, üblich, beschränkt sich das Geschirr auf den Tischen im Andachtsraum lediglich auf Plastetassen und Pappteller. "Ich bin gespannt darauf, wie meine Kollegen reagieren. Sie erwarten bestimmt ordentliches Kaffeegeschirr, aber in den Staaten ist das nun mal so und das wollte ich auch zeigen". Der extreme Gebrauch von Einwegmaterial in dem amerikanischen Heim hat Beate Schulz offensichtlich nachhaltig in Erinnerung behalten. Nicht in unbedingt guter, wie sie andeutet.

"Ich wollte sehen, wie die Altenpflege dort drüben läuft"

Beate Schulz ist von überschäumendem Temperament, wenn sie auf die Schnelle ihre vierwöchige Hospitanz in dem amerikanischen Altenheim auf den Punkt bringen soll. Sie vermeidet dann starke Attribute, gebraucht vielmehr Schilderungen und Erzählungen, um das, was ihr wichtig ist, herüberzubringen.

Die Johanniter hatten in ihren Einrichtungen der Region insgesamt vier Stellen für eine Hospitanz in Boston ausgeschrieben. Voraussetzung war allerdings das Beherrschen der englischen Sprache.

"Ich wollte einfach mal sehen, wie die Arbeit da drüben läuft", sagt Beate Schulz kurz und knapp, um ihre Motivation für die Bewerbung für eine dieser Stellen zu erklären. Bereut habe es sie jedenfalls keine Sekunde. Mit ihr traten zwei Kollegen aus dem Stendaler Krankenhaus und eine weitere Kollegin aus Gardelegen die Reise an.

Und die englische Sprache? "Ich bin ehrlich", blinzelt sie, "ein Wörterbuch hatte ich immer im Gepäck."

Für den vierwöchigen Aufenthalt vom 5. März bis zum 3. April nahm Beate Schulz 14 Tage Urlaub, die verbleibenden 14 Tage wurde sie dankenswerterweise wie sie sagt, von der Geschäfts- und Einrichtungsleitung von der Arbeit freigestellt.

Genthin-Berlin-London-Boston: Andere Welten, neue Erfahrungen und nicht nur großes Staunen vor Sehenswürdigkeiten - davon hat Beate Schulz eine Menge parat.

Punkt 8.30 Uhr begann täglich ihre Hospitanz in dem Altenheim, das mit 133 Betten belegt war.

Es sei durchaus nicht alles toll und super dort, dämpft Beate Schulz gleich allzu große Erwartungen. Mit 285 Beschäftigten stünde dort zwar "massig Personal" zur Verfügung, doch die Schwestern widmeten sich - anders als in Deutschland - ausschließlich der Behandlungspflege. Ein alter Mensch werde dort ausschließlich mit Handschuhen angefasst, berichtet Beate Schulz von ihren Erfahrungen. Und damit tut sie sich schwer. "Ich möchte doch den Menschen anfassen, seine Wärme spüren und Kontakt mit ihm haben."

Manchmal, erzählt die Tangermünderin, sei ihr beim Anblick alter Tapeten und alter Betten durch den Kopf gegangen, dass wir es doch in unserer Einrichtung eigentlich ganz gut haben.

Zum vierwöchigen Aufenthalt in den Staaten gehörte auch eine dreitätige Fahrt nach New York. Allein darüber könnte die 49-Jährige lange referieren.

"Ohne Laptop und Notebook sind wir uns fast nackt vorgekommen"

Die kleine Truppe wollte neben der Hospitanz natürlich auch die Amerikaner - soweit dies in der Kürze der Zeit möglich war - ein bisschen näher kennenlernen. Beate Schulz ist von einer entwaffnenden Ehrlichkeit, wenn sie plaudert: "Die Amerikaner müssen immer einen Laptop oder ein Notebook bei sich führen, ob im Bus oder beim Friseur. Ehrlich, manchmal sind wir vier uns fast nackt und etwas doof vorgekommen."

Alles andere als dies und mit einer Unmenge an Eindrücken kehrten die vier Johanniter nun an ihre Arbeitsplätze zurück. Zum Abschied schenkten die Mitarbeiter des Bostoner Altenheims den Hospitanten einen Bildband mit persönlichen Widmungen. Darunter findet sich die eine oder andere mit deutschen Vokabeln. "Das hat mich wirklich sehr gefreut", sagt Beate Schulz.

Die Tangermünderin gehörte bereits zum zweiten Durchgang von jeweils vier Johanniter-Hospitanten der Region, die eine Reise in die USA angetreten haben.

Die Johanniter planen für die Zukunft weitere Durchgänge.