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Fassadengestalter verzieren in Kleinwusterwitz Trafohäuschen mit Landschaftsgemälde Kühe als Kunstwerke in der Dorfmitte

Von Mike Fleske 30.06.2012, 05:22

Wie man wenig markante Ortsbereiche verschönern kann, zeigen die Kleinwusterwitzer seit gestern. Im Schwarzen Weg verzierten am Vormittag Potsdamer Künstler ein Trafohäuschen mit einem Landschaftsbild.

Kleinwusterwitz l Am Donnerstag war die Front des Trafohäuschens noch unscheinbar und frisch grundiert. Am Freitagvormittag rückten die Künstler Christian Hipp und Daniel Wrede von der Firma art-efx an und schon nach wenigen Stunden hatten die Potsdamer eine ländliche Szene mit auf einer Weide grasenden Kühen auf die Front der Station gebracht.

"Wir haben ein Problem mit der Bezeichnung Graffiti, das ist eine eigene Kunstform", meinte Hipp. Vielmehr stünden sie der klassischen Malerei nahe. "Wir sehen uns als Fassadenkünstler nur mit Farbdose statt Pinsel in der Hand", fügte Hipp hinzu. Das sei ein ähnliches Vorgehen wie in der Malerei. "Auch das ist ein Unterschied zum Graffiti", so Hipp. Dort ginge es in erster Line um Schriftzüge, hier um gegenständliche Werke.

"Die Gemeinde wollte gern eine Naturszene", erläuterte Cornelia Hinkel, Pressesprecherin von Eon-Avacon. Der Energiekonzern hatte vor einigen Jahren testweise begonnen, einige Trafohäuschen künstlerisch aufhübschen zu lassen. "Diese Aktion kam bei der Bevölkerung und den Gemeinden so gut an, dass wir ein größeres Programm aufgelegt haben." In diesem Jahr sollen im Eon-Gebiet Sachsen-Anhalt/ Niedersachsen noch 60 weitere Stationen gestaltet werden. Im Bereich der Stadt Jerichow ist es allerdings die erste Maßnahme dieser Art. "Darauf sind wir stolz", sagte Ortsbürgermeister Jürgen Staschull.

Es habe im Vorfeld mehrere Vorschläge für die Gestaltung gegeben, aus denen das nun verwendete Motiv ausgewählt wurde. "Wir sind ein ländlich geprägtes Gebiet, da passen schwarz-weiße Kühe rein", stellte er fest. "Das sieht gut aus", fanden auch die ersten Dorfbewohner, die das noch unfertige Bild zu Gesicht bekamen.

Die Künstler haben langjährige Erfahrung mit der Fassadengestaltung. Die Firma gestaltete im letzten Jahr rund 50 Stationen im Netzgebiet für Eon. "Wir haben nach einer vorgegebenen Vorlage gearbeitet, bei der jeder wusste, was er zu tun hat", erklärte Daniel Wrede. Die Vorlage entstand im Vorfeld im Grafik-Programm am Computer. Dabei wird nicht exakt die reale Umgebung abgebildet, sondern mit künstlerischer Freiheit ein Bild komponiert. In Kleinwusterwitz gibt es die Weide mit den Kühen so nicht in der Realität, diese schimmert aber mit der Übernahme der Kirchturmspitze in das Wandgemälde durch. Die Künstler begannen das Werk mit dem Hintergrund.

Nach und nach arbeiteten sie sich mit feinen Strichen aus den Spraydosen zu den Motiven in der Front vor. Für ein solches Bild können sie aus rund 200 Acryl- und Nitrofarben auswählen. So entsteht ein Wandgemälde, das am Ende einen durchaus fotorealistischen Charakter haben kann. Im Jerichower Land ist es nicht das letzte Werk seiner Art. "In den nächsten Tagen werden zwei weitere Stationen im Landkreis folgen", gab Cornelia Hinkel bekannt.