1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Großstadtjunge in Güsen und Genthin

EIL

Gustavo Moor aus Venezuela macht ein Austauschjahr und lebt bei Familie Struck in Güsen Großstadtjunge in Güsen und Genthin

Von Kristin Schulze 30.06.2012, 03:25

Etwa drei Millionen Menschen leben in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas. Die Metropole gilt als Kultur- und Wirtschaftszentrum. Gustavo Moor (17) verließ seine Heimatstadt, um ein Jahr im 2000-Seelen-Dorf Güsen zu leben.

Güsen l "Sehr klein", war das Erste, was Gustavo Moor dachte, als er vor vier Monaten nach Güsen kam. Wer kann es ihm verdenken, der 17-Jährige ist in Caracas zu Hause. Zusammen mit etwa drei Millionen anderen Einwohnern.

Swetlana Struck hat Gustavo für ein Jahr in ihrer Familie aufgenommen. "Er ist ein total fröhlicher Mensch, der die Erfahrung genießt, mal ein ¿Dorfkind\' zu sein", erzählt die Güsenerin. Sie ist "Austauschmutti aus Leidenschaft", Gustavo ist ihr siebentes Gastkind. Dabei hat sie nicht nur gute Erfahrungen gemacht. "Unser erstes Mädchen war eine Japanerin und total unglücklich mit dem kleinen Güsen." Nach ein paar Monaten verließ sie die Familie wieder. "Ich fand das total schlimm, habe mich angegriffen gefühlt und mich gefragt, was ich falsch gemacht habe." Nach dieser Erfahrung hatten sie und ihr Mann genug vom Schüleraustausch. Ein Jahr später haben sie es doch noch einmal probiert. "Mit unserer zweiten Japanerin habe ich noch heute guten Kontakt", sagt Swetlana Struck.

"Für mich bist du auch fast eine Mutti", sagt Gustavo, während er mit Fleisch gefüllte Teigtaschen zubereitet. Mit seiner Gastmutter kocht er gerne und oft. Die gebürtige Russin macht dann Spezialitäten aus ihrer Heimat, Pierogi zum Beispiel. Das sind mit Fleisch gefüllte Teigtaschen. Gustavo hat ein ganz ähnliches Gericht in seinem Koch-Repertoire: "Bei uns heißt das Empanada, schmeckt genauso lecker und hat einen großen Vorteil, die Taschen sind viel größer als die kleinen Pierogis von Swetlana." Der aufgeschlossene Gustavo hat in Güsen schnell Freunde gefunden und besucht die elfte Klasse des Bismarck-Gymnasiums. Auch hier hat er große Unterschiede zu seiner Heimat festgestellt. "In Deutschland sind die Klassen viel kleiner und die Lehrer sind nicht so streng." Besonders gut gefällt ihm der Biologieunterricht.

In seiner Freizeit fährt er gerne Fahrrad, das geht in Güsen besser als in Caracas. "Hier ist viel mehr Natur." Seit vier Monaten ist er nun hier, hat bereits Berlin, Magdeburg und den Harz bereist. In Genthin gefällt ihm das Kino besonders gut. "Klein, aber fein", sagt er, viele deutsche Redewendungen sitzen schon perfekt. Auf den September freut er sich besonders. "Swetlana hat mir schon viel vom Kartoffelfest erzählt, da will ich unbedingt hin."