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WGH saniert Wohnungen in Kühlinger Straße / Haus in der Heinrich-Julius-Straße hat keine Zukunft Genossenschaft streitet acht Jahre vor Gericht für Plattenbau-Abriss

Von Jörg Endries 11.01.2013, 02:20

Die Wohnungsbaugenossenschaft Halberstadt (WGH) setzt in der Kühlinger Straße nicht auf den Abriss ihrer Plattenbauten aus den 1980er Jahren. Im Gegenteil, die Wohnungen sollen saniert werden. Der Abrissbagger wird nur für ein Haus in der Heinrich-Julius-Straße bestellt. Dafür hat die WGH einen Rechtsstreit über acht Jahre mit der Stadt geführt - erfolgreich.

Halberstadt l Zwei Wohnungsunternehmen und zwei unterschiedliche Konzepte für die Entwicklung des Standortes Kühlinger Straße/Heinrich-Julius-Straße im Stadtzentrum. Die Halberstädter Wohnungsgesellschaft (HaWoGe) will noch in diesem Jahr mit dem Abriss von insgesamt 150 Plattenbauwohnungen beginnen und setzt auf eine Neubebauung (Volksstimme berichtete). Die Wohnungsbaugenossenschaft setzt auf den Erhalt beziehungsweise die Sanierung ihres Wohnungsbestandes in der Kühlinger Straße.

Allerdings will auch die Genossenschaft den Abrissbagger ordern. Praktisch eine Straße weiter, in der Heinrich-Julius-Straße. Dort soll das etwa 30 Jahre alte Haus mit der Nummer 2 bis 4 zurückgebaut werden. Bereits vor neun Jahren habe dieses Vorhaben auf der Tagesordnung gestanden. Daher sei der Block mit etwa 30 Wohnungen damals bereits leergezogen worden. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

"Die Stadt Halberstadt hat uns damals einen Strich durch die Rechnung gemacht und den Abriss verboten", erzählt der WGH-Vorstand im Gespräch mit der Volksstimme. In den vergangenen acht Jahren habe die Wohnungsbaugenossenschaft mit der Stadt vor Gericht über das Abrissrecht gestritten. "Vier Verfahren hat es gegeben, in allen haben wir Recht bekommen. Jetzt ist es amtlich, dass die Blockade des Vorhabens durch die Stadt Halberstadt rechtswidrig war und dass wir das Gebäude in der Heinrich-Julius-Straße abreißen dürfen", sagt Karl-Heinz Schönfeld. Der letzte Akt des Streits war, dass der Stadtrat den Abriss mit dem Beschluss einer Erhaltungssatzung verhindern wollte. Auch dies sei gescheitert. Angesichts dessen, dass die HaWoGe 150 Wohnungen in der Nachbarschaft abreißen will, sei es ihm unverständlich gewesen, warum das dem städtischen Wohnungsunternehmen gestattet worden sei und der WGH nicht.

Für das Projekt ist ein sechsstelliger Betrag notwendig. Die Genossenschaft könne das genausowenig aus der Portokasse bezahlen wie es auch die HaWoGe nicht kann. Daher hat die WGH einen Antrag auf Gelder aus dem Fördermittelprogramm "Stadtumbau Ost" bei der Stadtverwaltung Halberstadt eingereicht. "Anders als die HaWoGe warten wir leider bis heute auf eine Zuweisung", bedauert der WGH-Chef. Aus diesem Grund kann er nicht sagen, wann sein Unternehmen mit dem Abriss beginnen kann. "Ich hoffe mal, dass wir auch schnell bedacht werden."

Die Gebäude Kühlinger Straße 15 bis 23 werden hingegen nicht abgerissen. Die 100 Wohnungen haben nie zur Diskussion gestanden, betont WGH-Vorstand Karl-Heinz Schönfeld. "Wir glauben an deren Zukunft", so Schönfeld. Im Gegenteil zu den HaWoGe-Gebäuden seien die Wohnungen gut vermietet, die Balkone liegen an der Südseite und damit nicht der vielbefahrenen Straße zugewandt.

Ein erstes Zeichen dafür, dass die Genossenschaft es damit ernst meint, sei, dass die Gebäude in diesem Jahr bereits mit Solarthermie-Anlagen zur effektiven Nutzung von erneuerbaren Energien ausgerüstet werden. Ins Detail könne man allerdings erst gehen, wenn die Sanierung der Wohnhäuser im Invest-Plan des Unternehmens steht.

"Wann das sein wird, kann ich derzeit nicht sagen", so Karl-Heinz Schönfeld. 10,9 Millionen Euro investiert die WGH 2013, da sei vorerst kein Spielraum für ein weiteres Projekt gewesen.