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Investor Gregor Föst will Touristen nach Wilhelmshall locken / Erste Veranstaltung sind zu Ostern geplant Sanitätswache steht Künstlern und Musikern offen

Von Sandra Reulecke 04.03.2013, 02:19

Eine Plattform für regionale Künstler und Musiker, Wanderstation und eine Dauerausstellung - Gregor Föst hat große Pläne für die alte Sanitätswache in Wilhelmshall. Es ist sein Anliegen, wieder mehr Besucher in den ehemaligen Bergbauort zu locken.

Willhelmshall l Verschlafen, fast verlassen wirkt Wilhelmshall heutzutage. Nicht einmal 20 Einwohner zählt der Ortsteil von Huy-Neinstedt. Kaum zu glauben, dass vor knapp einem Jahrhundert mehr als 1000 Menschen hier im Bergbau tätig waren.

Nach ersten Probebohrungen 1880 florierte der Abbau von Kalisalzen. Eine Bahnstrecke wurde eingerichtet, Fabrik- und Wohnhäuser gebaut. "Wilhelmshall hat zum Aufschwung und für den technischen Fortschritt der Region maßgeblich beigetragen", berichtet Gregor Föst. "Die Geschichte und der Ort selbst sollten nicht in Vergessenheit geraten." 1978 wurden die Schachtanlagen geflutet. Die meisten Arbeiter und Einwohner verließen im Laufe der Jahre den Ort. Viele der Gebäude sind verlassen, einige wurden abgerissen.

Es ist nun das Anliegen von Gregor Föst, mehr Menschen für den ehemaligen Bergbaustandort zu begeistern. Geplant sei eine Daueraustellung unter dem Motto "Wilhelmshall als industrieller Meilenstein im Huy". Nicht nur Ausflügler seien ihm willkommen. In der ehemaligen Sanitätswache wolle er regionalen Musikern und Künstlern einen Ort bieten, sich zu präsentieren. "Ich sehe schon die Bilder an den Wänden, und die untere Etage ist prädestiniert für Livekonzerte", sagt Gregor Föst und ist begeistert.

Vor zweieinhalb Jahren zog er gemeinsam mit Frau Lidia von Baysen-Baeski und Tochter Constanze (4) nach Wilhelmshall. Im Internet entdeckten sie die alte Sanitätswache, die zum Kauf angeboten wurde. Errichtet wurde das Gebäude 1911 zu Pförtner- und Sanitätszwecken des damaligen Kalibergwerks. Ab der DDR-Zeit wurde das Haus dann als Viehstall, Lager und Trockenraum genutzt.

"Als wir herzogen, wirkte der Ort schon etwas trostlos", räumt Föst ein. "Aber diese Verbindung von Natur und alter Industrie ist selten und interessant." Auch seine Kinder aus einer früheren Ehe seien von dem Ort begeistert. "Sie verbringen ihr Ferien gern dort. Er ist wie ein großer Abenteuerspielplatz", so der 44-Jährige.

Gregor Föst kam vor 23 Jahren als Spätaussiedler von Polen nach Deutschland und arbeitete in der Wirtschaft, bevor er sich als Internethändler selbständig machte. Mit dem Ausbau der Sanitätswache erfülle er sich einen lang gehegten Traum. "Mir ist es wichtig, Kultur zu fördern. Deshalb möchte ich mit Künstlern der Region zusammenarbeiten." Dafür bauen er und seine Ehefrau das rund 860 Quadratmeter große, dreigeschossige Backsteingebäude nach und nach aus. "Wir wohnen und arbeiten direkt nebenan, das ist praktisch", so Föst. "Der Ausbau hat aber keine Eile. Es ist ein Selbsterhaltungsprojekt." Im Sommer soll das Grundstück außerdem als Wanderstation dienen.

Schon zu Ostern sind Besucher in der Wache willkommen. "Wir wollen eine Veranstaltung ausrichten, um den Bekanntheitsgrad zu steigern. Eine Gruppe Musiker ist bereits auf uns zugekommen, die hier zum Fest spielen möchte", kündigt Föst an.

Auch eine erste Skulptur kann dann schon besichtigt werden. "Bastian Elzner aus Badersleben schuf in nur sechs Stunden mit der Kettensäge das Familienwappen meiner Frau - einen Mohr mit einem Eichhörnchen", berichtet Föst. Lidia von Baysen-Baeski gehört einem alten preußischen Adelsgeschlecht an. Die Familiengeschichte der Diplompsychologin ist bis in das Jahr 1289 dokumentiert.

Informationen zum Projekt und zur Geschichte von Wilhelmshall im Internet unter: www.wilhelmshall.de