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Huy kann sich laut Sparprogramm langfristig nur ein Bad leisten / Welchen beiden Einrichtungen droht das Aus? Emotionale Entscheidung rund um Freibäder

Von Dennis Lotzmann 08.06.2013, 03:23

Verkraftet der Huy langfristig drei kommunale Freibäder? Eine Frage, die die Einwohner der Gemeinde seit Jahren bewegt und die nun in den Mittelpunkt von Berichterstattung und Umfrage der Volksstimme rückt. Das Thema ist ebenso vielschichtig wie emotional.

Gemeinde Huy l Eigentlich gibt es ja längst eine Antwort auf die Frage nach der verkraftbaren Zahl der kommunalen Freibäder zwischen Eilenstedt und Dedeleben. Die Mitglieder des Gemeinderates haben vor zwei Jahren, als sie das Sparprogramm für die Gemeinde Huy geschnürt haben, bereits die Marschrichtungszahl ausgegeben: Langfristig kann sich die Einheitsgemeinde nur ein Freibad in kommunaler Trägerschaft leisten. Mehr ist mit Blick auf die finanzielle Situation der hoch verschuldeten Kommune einfach nicht drin.

"Selbst wenn wir wollten - die Kommunalaufsicht würde uns da keinen Spielraum lassen", sagt Bürgermeister Thomas Krüger (CDU) mit Blick auf die Realitäten. In der Tat: Die Gemeinde Huy gehört im kreisweiten Vergleich zu den Kommunen mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung, belegen Zahlen aus der Kreisverwaltung. Deshalb ist die Perspektive der bislang drei kommunalen Freibäder im Konsolidierungsprogramm klar beschrieben. In den Jahren 2014 und 2016 soll jeweils ein Bad aus der kommunalen Zuständigkeit ausscheiden. Findet sich kein alternativer Betreiber - beispielsweise in Form eines Vereins oder einer anderen Organisation - wird das Becken dann für immer trockengelegt. "Im Prinzip", sagt Krüger, "ist das Jahr 2013 das letzte, in dem garantiert alle drei kommunalen Bäder geöffnet sind. Eigentlich müssten wir schon vor der Saison 2014 eine Einrichtung abgeben".

Die spannende Frage, von welchen beiden Bädern sich die Kommune in den nächsten Jahren trennen wird, will Thomas Krüger indes noch nicht beantworten. "Für diese Entscheidung fehlen noch entscheidende Fakten. Wir müssen und werden nach dieser Saison die Zahlen insgesamt prüfen und vergleichen. Und dann muss die Entscheidung her", kündigt er an.

In dieses Verfahren sollen dann nicht nur Besucherzahlen und darauf basierende Einnahmen einfließen, sondern auch Faktoren wie der Zustand der drei Freibäder und Investitionen, die in den nächsten Jahren gestemmt werden müssen. Hinzu kämen die allgemeinen Ausgaben für den Betrieb der Bäder - von Energiekosten bis hin zu den Kosten für die Betriebsführung. "Im Prinzip wird es wohl darauf hinauslaufen, basierend auf diesen Daten das aus unserer Sicht teuerste Bad als erstes abzugeben."

Wie groß der finanzielle Zuschussbedarf insgesamt ist, verdeutlichen die Zahlen, die Thomas Krüger für die vergangenen Jahre nennt. Als 2011 und 2012 die Becken nach der Saison geleert wurden, gingen auch 92 200 Euro (2011) und 88 700 Euro aus dem Kommunalhaushalt durch den Abfluss. In diesem Jahr sind 95 100 Euro Zuschuss eingeplant.

Massive Kosten, die in den vergangenen Jahren aber bereits deutlich gesenkt worden seien, wie Krüger betont. So liegt die personelle Betriebsführung komplett bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). "Auf der einen Seite haben wir so Kosten gesenkt, auf der anderen sind seither die Energiekosten deutlich gestiegen. Und Pumpen ziehen nun mal ordentlich Strom."

Wenngleich die Entscheidung letztlich auf Zahlen und Fakten beruhen wird, ist sie auch eine zutiefst emotionale. Denn alle drei Freibäder sind das Resultat freiwilliger Aufbauarbeit der Einwohner. In den 1960er und 1970er Jahren drangen die Huy-Bewohner nicht nur auf mehr Freizeitangebote, sondern packten auch selbst mit an.

Exemplarisch steht dafür Badersleben. Dort setzten die Einwohner ihren Plan mit einer Mischung aus Engagement, viel "Vitamin B", sprich: Beziehungen, und reichlich Raffinesse um. Ein russischer Panzer schob das Becken frei, LPG-Produkte wurden gegen Fliesen und Zement eingetauscht und am Ende stand das Freibad mit einer bewusst abnorm gehaltenen Beckenlänge von knapp unter 50 Metern. Die findigen Badersleber wollten so verhindern, dass "ihr" Bad für Wettkämpfe herhalten muss.

"Wenn das jetzt geschlossen werden soll, ist das schon bitter - in Badersleben ebenso wie in Dedeleben oder Eilenstedt", bestätigt Krüger, der sich persönlich zu keinem Votum pro oder contra eines Freibades hinreißen lässt.

Letztlich aber könnte einiges für Badersleben sprechen. Das Bad liegt zentral im Huy, die Grundschule ist nur ein Steinwurf weit entfernt, es hat das größte Becken und übertrifft mit Sprungturm und Rutsche die beiden anderen Bäder. "Wir müssen abwarten, wohin es geht. Sicher ist nur, es wird keine leichte Entscheidung", sagt Krüger. Auch weil es bislang noch keine klaren Tendenzen gebe, dass sich Vereine für eines der drei Bäder interessieren.