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Grundschüler wandern zur Kreativ- und Wissensstunde von Bühne nach Osterwieck "Himmelsscheibe? Das können wir auch"

Von Klaus Baier 15.03.2014, 01:17

Einen spannenden Wandertag haben Grundschüler aus Bühne erlebt. Sie sind nicht nur in das benachbarte Osterwieck gereist, sondern sogar 3600 Jahr in die Vergangenheit. Genauer gesagt, zum Ursprung der Himmelsscheibe von Nebra.

Osterwieck l "Unschätzbares, historisches Kunstwerk? Das können wir mindestens genauso gut!", haben sich wohl Mädchen und Jungen der Grundschule Bühne gedacht. Mit kräftigen Farben, Pinseln und einer Portion Fantasie schufen die Kleinen ihre ganz eigenen Interpretationen der Himmelsscheibe von Nebra, die derzeit in einer Sonderausstellung in Osterwieck zu sehen ist. Die Ergebnisse ihrer Kreativstunde: Von der exakter Kopie des Originals bis zur kunterbunten, himmlisch verrückten Scheibe "Kunterbunt" war alles dabei.

Doch bevor es ans Malen gehen konnte, stand den Schülern ein langer Weg bevor. Sie haben eine spannende Reise in die Bronzezeit unternommen und dabei einen Zeitensprung über mehr als 3600 Jahre zurück gelegt. Dafür wanderten die zehn Jungen und nur drei Mädchen zunächst mit ihrer Lehrerin Annegret Bollmann und der pädagogischen Mitarbeiterin Petra Wöhler sechs Kilometer lang von ihrer Grundschule in Bühne bis zur Osterwiecker Kapellenstraße 2. Ziel ihrer Tour: die Wanderausstellung "Ein Himmel auf Erden".

Dort angelangt wurden die Kinder von der jungen Historikerin Julia Proft begrüßt. Nach einem ausgiebigen Frühstück wurden die Ausstellungsräume erkundet. Die interessierten Kinder erfuhren, wie und wo die Raubgräber diesen archäologischen Schatz entdeckt hatten, dass der Schatz aus der Himmelsscheibe, zwei Kultschwertern, zwei Beilen, einem Meissel und zwei Armreifen aus Bronze bestand. In Verbindung mit den Beifunden lasse die Scheibe Rückschlüsse auf das Leben der Menschen in der frühen Bronzezeit zu.

Himmelsscheibe wird zu einem Fall für die Polizei

Die beiden Männer, die sie entdeckten, haben ihren sogenannten "Hortfund" schon einen Tag später für 31000 Euro an einen Kölner Händler verkauft hatten. Nachdem sich herumgesprochen hatte, dass der Schatz in Sachsen-Anhalt gefunden wurde und daher Eigentum des Bundeslandes war, konnte er nur noch illegal weiterverkauft werden. Als die Himmelsscheibe als Teil der Beute dann auf dem "schwarzen" Kunstmarkt in Basel für 700000 Euro angeboten wurde, schlugen die Schweizer Polizei und der Landesarchäologe aus Halle zu. "Die Hehler und auch die Raubgräber wurden festgenommen und bestraft", berichtete Julia Proft ihren jungen Gästen vom vorläufigen Abschluss der spannenden Geschichte.

Auch, warum die Himmelsscheibe hergestellt worden ist, wurde den Kindern erklärt. "Sie ist die bisher älteste Darstellung des nächtlichen Himmels und soll den Menschen vor 3600 Jahren zur Zeitbestimmung gedient haben", hieß es in der Ausstellung. Bei entsprechender Ausrichtung am Fundort Mittelberg konnte man die Tage der Winter- und Sommerwende ablesen, was für die Feldbestellung wichtig gewesen war.

Schüler beweisen ihr Wissen in einem Quiz

Julia Proft zeigte ihren Besuchern anhand von Schautafeln, wie die Himmelscheibe von Nebra in vier Phasen ergänzt und verändert worden ist. "Die Scheibe sieht jetzt aus wie ein fröhliches Gesicht", stellten die Kinder erstaunt bei den letzten beiden Darstelungen fest.

Den kleinen Wissenstest nach der Führung meisterten die jungen Besucher schließlich ohne Probleme und erhielten dafür die "Himmelsscheiben-Entdecker-Urkunde". "Die Kinder waren begeistert von diesem aufregenden Wandertag", berichtete Lehrerin Annegret Bollmann und verriet: "einige hatten am nächsten Tag sogar einen Muskelkater vom Wandern!"

Führungen können in der Ausstellung oder in der Tourist-Information der Stadt Osterwieck unter Telefon (039421)793555 gebucht werden. Die Ausstellung ist nur noch bis zum 30. März geöffnet.