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  7. Müll im Landschaftsschutzgebiet entsorgt

Ex-Polizist entdeckt Adresse eines Harslebener Bürgers in Abfällen / Behörden sind informiert Müll im Landschaftsschutzgebiet entsorgt

Von Christian Besecke 05.04.2014, 03:15

Bei einer Radtour haben Bürger in einem Landschaftsschutzgebiet bei Börnecke illegal entsorgten Haushaltsmüll entdeckt. Mit dem Fall beschäftigt sich inzwischen die Untere Abfallbehörde des Umweltamtes der Kreisverwaltung. Pikantes Detail: in dem Müll wurde die Anschrift eines Einwohners von Harsleben gefunden.

Börnecke/Harsleben l Die Teilnehmer einer Radtour durch den Vorharz trauten ihren Augen nicht, als sie am letzten Wochenende einen kleinen stillen Weiher bei Börnecke erreichten. Bislang unbekannte Täter haben dort Haushaltsmüll mitten in der Landschaft entsorgt. Prall gefüllte Plastiktüten verschandeln das Landschaftschutzgebiet hinter Westerhausen in Richtung Abzweig Bundesstraße79.

"Hinter der Brücke über die Bundesstraße6 verläuft ein Feldweg in Richtung Börnecke. Dort haben wir dieses Übel vorgefunden", berichtete Manfred M. aus Quedlinburg (der tatsächliche Name ist der Redaktion bekannt) gegenüber der Volksstimme. "Die Mitglieder unserer Fahrradgruppe waren empört über diese Rücksichtslosigkeit einiger Mitbürger gegenüber der Natur."

Der Versuch, eventuell einen Adressaten zu finden, der für die illegale Müllentsorgung verantwortlich gemacht werden könnte, war von Erfolg gekrönt. In einem der Abfallsäcke wurde die Adresse eines Bürgers aus Harsleben entdeckt (der Name ist der Redaktion ebenfalls bekannt). Pech für die Verursacher der Müllablagerung, Manfred M. ist ein pensionierter Polizeibeamter, der sein Handwerk offensichtlich noch immer versteht. "In meiner aktiven Dienstzeit wurden wir oft genug mit solchen Fällen konfrontiert", weiß M. Er hat den Fall ausführlich dokumentiert und der Volksstimme zukommen lassen.

Auch das Umweltamt des Kreisverwaltung hat die umfangreiche Dokumentation bekommen. Das bestätigte Bernd Germer, Sachgebietsleiter der Unteren Abfallbehörde, gegenüber der Volksstimme. "Wir haben den Ort sofort in Augenschein genommen und bearbeiten diesen Fall", teilte er mit. "Es handelt sich um eine Ordnungswidrigkeit." Fakt ist, der Müll müsse beräumt werden. Wie das geschehen soll, ist noch offen. "Wir müssen dabei immer eine Einzelfallbetrachtung vornehmen", erklärte Germer. "Das gebietet die Sorgfaltspflicht. In den wenigsten Fällen bekommen wir Hinweise auf eventuelle Verursacher."

Ob der namentlich festgestellte Harslebener nun der Schuldige sei, stehe zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. "Jeder Bürger hat aber dafür Sorge zu tragen, dass sein Abfall dem öffentlich-rechtlichen Entsorgungssträger zu überlassen ist", formulierte Germer. "Das ist dann seine Sorgfaltspflicht." Sprich: Der Müll gehört in die Abfalltonne und nicht in ein Landschaftsschutzgebiet.

"Wir haben den Ort sofort in Augenschein genommen und bearbeiten diesen Fall. Es handelt sich um eine Ordnungswidrigkeit."

Bernd Germer, Sachgebietsleiter der Unteren Kreis-Abfallbehörde

In dem speziellen Fall wird dem namentlich ermittelten Harslebener die Möglichkeit gegeben, sich in einer Anhörung zu äußern. "Es ist üblich, dass ein Verursacher in solch` einem Fall die Möglichkeit erhält, den Müll selbst wegzuräumen", erklärte Germer. "Geschieht das nicht, kann die Entsorgungswirtschaft des Harzkreises herangezogen werden, den Müll zu beseitigen. Der wird aber im Normalfall seine Kosten geltend machen." Es könne also durchaus zu einem Verfahren kommen. Der Gesetzgeber sieht heftige Konsequenzen für illegale Müllentsorgung vor. "Summen bis zu 100000Euro per Bußgeldbescheid sind da möglich", sagte Germer. "Das wäre aber schon eine extreme Strafe, und wir müssen immer den Einzelfall betrachten, wenn solche Entscheidungen gefällt werden."

Das weiß auch Manfred M., dem der Müll ein Dorn im Auge ist. "Es muss auch von Seiten der Behörden Druck aufgebaut werden, damit so etwas in Zukunft nicht wieder geschieht", befand er. "Wir sollten alle an unsere Umwelt denken, dass so etwas in einem Landschaftsschutzgebiet vorkommt, ist nicht hinzunehmen."

Früher hätten an dem Weiher bei Börnecke noch Bänke zum Verweilen eingeladen. "Randalierer haben diese aber inzwischen zerstört, irgendwann wurden sie einfach in den Teich geworfen. Man hat hier einfach alles mutwillig kaputt gemacht, was diesen Ort zu einem Rückzugsgebiet vom Alltagsstress macht", bedauerte M. Er wünscht sich von den zuständigen Behörden einfach mehr Initiative. "Bei den Radtouren unserer Gruppe sehen wir an den Wochenenden immer wieder Autos, die die Feldwege entlangfahren", berichtete er. "Man fragt sich immer: Was machen die denn da bloß? Hinterher finden wir oft illegal entsorgten Müll."

Verständnis dafür hat M. nicht. Gerade für Abfälle aus dem Haushalt - wie in dem vorliegenden Fall - gebe es doch die Mülltonne. Er berichtete davon, wie die Mitglieder gerade an dem stillen Weiher bei der Ortschaft Börnecke schon oft leere Flaschen und Plastiktüten gefunden hätten. "Ich habe selber schon Gegenstände, die nicht in die Landschaft gehören eingesammelt und dann ordnungsgemäß entsorgt", berichtete der Quedlinburger.