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Tourismus Einstiges Sperrgebiet bleibt Sperrzone

Es ist fast so, als hätte es die Auflösung der Garnisonen im Süden
Halberstadts nicht gegeben, Das Gelände ist weiterhin Sperrgebiet. Ein
Verlust für den Tourismus, sagt Ulrich Kasten.

Von Sabine Scholz 07.04.2014, 03:31

Halberstadt l Zu Fuß und mit dem Fahrrad ist er oft unterwegs. Wenn Ulrich Kasten die Halberstädter Mulde erkundet, bedauert der Sprecher der BUND-Kreisgruppe zutiefst, dass es mit seinen Anträgen auf bessere touristische Erschließung der Wanderwege rund um die Kreisstadt nicht vorangeht.

Kasten ist nicht nur leidenschaftlich gerne in der Natur unterwegs, sondern auch politisch in der Stadtratsfraktion der Partei Die Linke engagiert. Vor vier Jahren stellte er einen Antrag, die geologisch hochinteressante Landschaft der Halberstädter Mulde besser in den Naturpark Harz zu integrieren. Mit einem zweiten Antrag wollte er erreichen, dass ein Hauptwanderweg, der von Quedlinburg kommt, weiter nach Norden verlegt wird. "Ich wollte die Chance nutzen, dass beim 114. Deutschen Wandertag viele Wanderfreunde auch auf Halberstadt aufmerksam werden", erklärt er das Ansinnen dieses Antrags.

Getan hat sich in beiden Fällen wenig bis nichts. Auch, weil die Stadt kein Geld für zusätzliche Aufgaben ausgeben durfte. Deshalb ist Kasten Dieter Krone dankbar, der durch seine Dozententätigkeit an der Hochschule Harz dort Interesse an den Themen wecken konnte. Prof. Sabine Elfring entwickelte gemeinsam mit Krone und Kasten Themen für studentische Arbeiten. So wurden Wanderwege rund um die Stadt analysiert, Radwege ebenso. Auch was notwendig ist, um diese besser nutzen zu können, ermittelten die Studenten. Manchmal fehlt es schlicht an Hinweisschildern, manchmal müsste die Wegoberfläche saniert werden.

Bei allem Engagement der Studenten, um wirklich den Wandertourismus rund um Halberstadt zu entwickeln, fehlt Kasten ein Verantwortlicher in der Stadtverwaltung, So richtige scheine sich niemand zuständig zu fühlen, sagt er. Wohl wissend, wieviel Arbeit zum Teil mit solchen scheinbaren Kleinigkeiten wie Hinweisschildern verbunden sind. "Um alles rechtlich sicher mit den jeweiligen Grundstücksbesitzern zu klären, ist ein dreiseitiger Vertrag notwendig", sagt Kasten.

Aber aufgeben will er nicht, auch wenn sich manche Hoffnung für ihn zerschlagen hat. Als das Projekt Wilde Weiden begann, sah er eine große Chance, Naturfreunden endlich zu ermöglichen, von Halberstadt aus in die Thekenberge wandern zu können. Ein großer Teil der dafür notwendigen Wege ist auch von den Gesellschaftern schon hergerichtet und von Altmunition beräumt worden.

Bis Juni 2012 waren auf 20 Hektar Fläche mehr als 8,2Tonnen Munition und Munitionsteile geborgen worden. Doch die offenkundigen Streitigkeiten zwischen den Beteiligten haben zum Stillstand der Arbeiten geführt. Und weil nun niemand mehr die russischen und deutschen Geschosse aus dem Boden holt, ist das Gebiet weiterhin Munitionsverdachtsfläche und daher das Betreten lebensgefährlich. Es bleibt mithin Sperrzone, so wie schon seit Anfang der 1940er-Jahre war.

Doch Kasten steckt nicht auf. Zwar habe man versäumt, gleich nach der Wende das gesamte Harzklub-Wegenetz zu reaktivieren, so wie es in Wernigerode geschehen ist, aber vielleicht lässt sich noch einiges retten. Zwar sind einige Wege inzwischen weggepflügt und die Eigentumsfragen der Wegeparzellen nur mit viel Aufwand zu klären, aber das würde sich lohnen, ist Kasten überzeugt. Bei seinem Vortrag am Mittwoch beim Harzklub-Zweigverein Halberstadt will er die Wanderfreunde als Unterstützer gewinnen.

Denn die abwechslungsreiche Landschaft hat mehr interessierte Besucher verdient, davon ist Kasten überzeugt.