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Klärschlamm für Landwirtschaft / AWH-Chef: Grenzwerte für Schwermetall werden weit unterschritten Umweltfrevel oder wertvoller Dünger?

Von Jörg Endries 26.05.2014, 03:24

Umweltfrevel oder sinnvolle Versorgung der Landwirtschaft mit kostbarem Dünger? Die Abwassergesellschaft Halberstadt beliefert landwirtschaftliche Unternehmen jährlich mit 2800 Tonnen Klärschlamm, der auf Feldern ausgetragen wird.

Halberstadt l Der in der Kläranlage Halberstadt anfallende Klärschlamm findet seit Jahren als Düngemittel in der Landwirtschaft Verwendung. Ein Fakt, den Gunter Richter aus Langenstein bedenklich findet.

"Dieser Schlamm ist doch mit Schwermetallen belastet, mit denen die Felder und die darauf wachsenden Früchte verseucht werden", stellt Gunter Richter besorgt fest und fragt, ob das so ist. "Eine weitere Gefahr sind Reste von Medikamenten und Hormonen, die mit dem Abwasser in die Kläranlage und damit in den Schlamm beziehungsweise mit dem geklärten Wasser in die Holtemme gelangen."

"Die in der Klärschlammverordnung des Bundes geforderten Grenzwerte bei Schwermetallen werden eingehalten, sie liegen sogar weit darunter."

Thomas Valentin, Geschäftsführer der Abwassergesellschaft Halberstadt

Die Abwassergesellschaft Halberstadt (AWH), die die Kläranlage im Ortsteil Wehrstedt betreibt, bringt jährlich etwa 2800 Tonnen Klärschlamm auf den Markt. "Dieser Schlamm wird nicht von der AWH, sondern von einem zertifizierten Entsorgungsunternehmen landwirtschaftlich verwertet", informiert auf Nachfrage der Volksstimme AWZ-Geschäftsführer Thomas Valentin. "Die in der Klärschlammverordnung des Bundes geforderten Grenzwerte bei Schwermetallen werden eingehalten, sie liegen sogar weit darunter", betont er. Eine vierteljährliche Überprüfung dokumentiert und garantiert dies. Der Klärschlamm wird auch nicht anonym auf landwirtschaftlichen Flächen entsorgt. "Die Verwertung ist dokumentiert, so dass der Verbleib des Klärschlamms jederzeit nachvollziehbar und belegbar ist.

"Phosphor ist weltweit ein sehr teurer Rohstoff, weil die Ressourcen begrenzt sind."

Im Klärschlamm sei mit Phosphor ein für die Landwirtschaft unverzichtbarer Dünger enthalten. Ohne die Düngung mit diesem Nährstoff würden die Ernten mager ausfallen. "Phosphor ist weltweit ein sehr teurer Rohstoff, weil die Ressourcen begrenzt sind", erklärt Valentin. Um die Schadstoffe gänzlich aus dem Kreislauf herauszubekommen, wird bereits seit einigen Jahren an einem Verfahren geforscht, um den kostbaren Phosphor aus dem Klärschlamm zurückgewinnen zu können.

Trotz des kostbaren Nährstoffes sei die Verwertung des Klärschlammes für die Abwassergesellschaft Halberstadt kein Geschäft, mit dem sich gutes Geld verdienen lässt, unterstreicht Thomas Valentin. "Ganz im Gegenteil, wir bezahlen für die Verwertung der 2800 Tonnen 65 000 Euro.

Für die Thematik Medikamente gebe es derzeit noch keine Vorschriften oder Verfahren, um diese im Abwasser festzustellen beziehungsweise zu entsorgen, so der Geschäftsführer. Daran wird jedoch bereits gearbeitet.