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Nienhagen Friedlich gegen Rechtsrock

Das Straßenfest der Bürgerinitiative "Nienhagen rechtsrockfrei" sowie
die Aktionen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) haben am Sonnabend
in der Gemeinde einen friedlichen Gegenpol zum Rechtsrock-Konzert in der
Hopfendarre gebildet.

Von Christian Besecke 30.06.2014, 03:38

Nienhagen l Ab dem frühen Nachmittag herrschte auf dem Platz vor der Kirche in Nienhagen ein fröhliches Treiben. Die Bürgerinitiative und die zur Unterstützung angereisten Aktionsbündnisse bauten ihre Stände auf und platzierten Protestschilder und Banner. Auf der Kirchenmauer wurde eine Wand aus Pappkartons errichtet, um die von hier aus sichtbare Hopfendarre, den Austragungsort des Skinhead-Konzerts, symbolisch einzumauern. Der DGB errichtete ebenfalls einen Infostand. "Auf die Stationen am Bahnhof und vor dem Gemeindebüro mussten wir aber verzichten", erläuterte Reiner Straubing vom DGB. "Zwar hätten wir noch einen Stand vor dem Denkmal errichten können, darauf haben wir aber verzichtet."

Hans-Christian Anders, der Vorsitzende des Nienhagener Bürgerbündnisses, erklärte: "Aus Sicherheitsgründen haben wir den Protest auf dem Woltersweg unterlassen. Er bildet den direkten Zugang zur Hopfendarre und hätte von uns durchaus genutzt werden können." In Abstimmung mit den Einsatzkräften der Polizei habe man sich jedoch auf dem Platz vor der Kirche beschränkt. Damit solle das Anliegen des friedlichen Protestes gegen das Rechtsrock-Konzert herausgestrichen werden, so Anders.

An den Ständen herrschte schon bald reger Betrieb. Für die Kinder wurde eine Torwand aufgebaut. Spiele luden zum Verweilen ein. Wer das Achtelfinalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft live verfolgen wollte, konnte dies in einem eigens dafür eingerichteten Zelt an einem großen Fernseher tun.

Die Nienhagener bekamen nicht nur von zahlreichen Bündnissen aus der Umgebung Unterstützung. Neben Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) fanden zahlreiche Politiker und Behördenvertreter den Weg nach Nienhagen. So zeigten auch Landrat Martin Skiebe (parteilos), die Landtagsabgeordnete Frauke Weiß (CDU) und Verbandsgemeinde-Bürgermeisterin Ute Pesselt (WG "Buko") Flagge. Gemeinsam mit Schwanebecks Bürgermeisterin Christina Brehmer (Linke) protestierte Harslebens Bürgermeister Holger Bauermeister (CDU). Von den Schwanebecker Stadträten war Klaus Friedrich Günther (Freie Wählergemeinschaft Nienhagen) präsent.

Hans-Christian Anders erinnerte in seiner Eröffnungsrede an die kürzlich vom Bund an die Bürgerinitiative vergebene Auszeichnung und präsentierte sie unter dem Beifall der Versammelten. Er äußerte sein Unverständnis über die vom Oberverwaltungsgericht getroffene Entscheidung, das Rechtsrock-Konzert doch zuzulassen. Dem stimmte Innenminister Holger Stahlknecht, dem es "lieber gewesen wäre, wenn das Verbot bestätigt worden wäre", zu.

Das Unverständnis für diese Gerichtsentscheidung - nach dem Verwaltungsgericht hatte auch das Oberverwaltungsgericht das von der Verbandsgemeinde erlassene Totalverbot des Konzertes aufgehoben - beherrschte nahezu alle Redebeiträge. Anders freute sich über die gestiegene Zahl der Unterstützer und kündigte an, dass die Initiative "Nienhagen rechtsrockfrei" auch künftig bei weiteren Konzerten präsent sein werde. Dafür bekam er Applaus. Rainer Neugebauer vom Bürgerbündnis Halberstadt versicherte den Nienhagenern seine Solidarität und weitere Unterstützung.

Lobende Worte fand Hans-Christian Anders für die Hilfe der Sekundarschule Schwanebeck, aber auch für die rund 600 Beamten von der Polizei, die aus drei Bundesländern angereist waren und die Lage unter Kontrolle hatten. An der Thälmannstraße hatten zahlreiche Beamte Position bezogen. So verhinderten sie den Übergriff eines Konzertbesuchers, der nicht damit einverstanden war, dass Demonstranten von ihm Fotos machten.