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THW-Ortsgruppen präsentieren sich beim Sachsen-Anhalt-Tag in Wernigerode Blaue Engel lassen Funken sprühen und tanzen Ballett

Von Dennis Lotzmann 23.07.2014, 03:21

Wenn die Blauen Engel des Technischen Hilfswerkes loslegen, ist meist Not am Mann. Bei Hochwasser, Großfeuer oder anderen Katastrophen bilden sie zusammen mit weiteren Rettungskräften ein starkes Team. Beim 18. Sachsen-Anhalt-Tag haben die Helfer Funken sprühen lassen und gezeigt, was sie können.

Wernigerode l Verunglückte Personen finden, retten und aus großer Höhe abseilen? Kein Problem. Dicken Beton aufbohren, um zu Verschütteten vorzudringen? Machbar. Und nicht nur das. Dank ihrer "Wunderwaffe" namens Sauerstofflanze bringen die blau uniformierten Experten des Technischen Hilfswerkes (THW) selbst Beton zum Schmelzen und schaffen beispielsweise nach Erdbeben und Hauseinstürzen rasch Zugänge zur Ortung und Rettung Verschütteter.

Beim 18. Sachsen-Anhalt-Tag in Wernigerode ließen die Blauen Engel am Wochenende einmal mehr Funken sprühen und tanzten obendrein ihr "Rettungsballett". Bühne jener Inszenierung war ein Turmsystem, das die Quedlinburger sonst aufbauen, um einsturzgefährdete Häuser abzustützen. Erst im Juni war der Ortsverband nach Halberstadt gerufen worden, nachdem dort ein Bus in ein Haus gerast war. Beim Landesfest wurde das Gerüst zur Basis eines rund acht Meter hohen Wasserfalls, um die Rettungsaktionen realitätsnah in Szene zu setzen.

Allein die Technik, die die THW-Helfer dafür bemühten, hatte es in sich. "Zwei Flyght-Tauchmotorpumpen haben für den Wasserfall und den Springbrunnen im unteren Becken minütlich 12 000 Liter Wasser gepumpt", nennt die Quedlinburger THW-Sprecherin Franziska Kalbitz Zahlen. Vor, auf und mitten in dieser Bühne wurde das Rettungsballett gezeigt. Das Abseilen von Verunglückten war nur eine Szene, die die 15 THW-Akteure mit musikalischer Begleitung und allerlei Lichteffekten aufführten. Nahezu optimal, wie die 25-jährige Ortsgruppensprecherin verriet: "Wir hätten gern etwas später in völliger Dunkelheit begonnen - da hat uns aber Karat mit ihrem Konzert einen Strich durch die Rechnung gemacht." Egal. Das Programm wurde perfekt aufgeführt - ganz so, wie das THW-Helfer zu jeder Tages- oder Nachtzeit beherrschen.

Daneben glänzten die rund 75 THW-Helfer der Ortsverbände Quedlinburg, Halberstadt, Burg und Calbe noch mit anderen Vorführungen. Die Truppe aus Calbe zeigte ihr Wasserrettungsboot. Vor den Halberstädtern stand die Aufgabe, den Wasserfall zu füllen und zu betreiben. Obendrein zeichneten sie für Kinderaktionen verantwortlich und ließen Funken sprühen.

Beispielsweise beim Einsatz der Betonkettensäge. Deren Nutzung spielte bei den zehn Aufführungen ebenso eine Rolle wie Betonbohrer oder Ortungstechnik. Zum absoluten Hingucker für die Besucher des Landesfestes wurde jedoch der Einsatz der sogenannten Sauerstofflanze.

Bei dieser Konstruktion handelt es sich um ein langes Eisenrohr, welches mit Stahldrähten gefüllt ist. Das Rohr wird zunächst vorn mit einem Brenner bis zur Rotglut erhitzt, anschließend wird unter hohem Druck reiner Sauerstoff durchgeleitet. "Dadurch kommt es zu einer exothermen Reaktion und der Stahl verbrennt mit einer Temperatur von knapp 3000 Grad Celsius", erklärt die THW-Sprecherin.

Eine Temperatur, die ausreiche, um Ziegelsteine, Beton und sämtliche Natursteine zum Schmelzen zu bringen. "Man kann damit nach einem Unglück rasch und absolut erschütterungsfrei einen Zugang zu verschütteten oder eingeschlossenen Personen schaffen", beschreibt die 25-Jährige, die eine berufliche Perspektive im Katastrophenschutz anpeilt, eine Einsatzmöglichkeit beim THW. An der Uni Magdeburg studiert Franziska Kalbitz Sicherheit und Gefahrenabwehr und weiß um die Möglichkeiten, die die "Superlanze" eröffne: "Aufgrund der enormen Temperatur schmilzt selbst Gestein und fließt wie Lava nach einem Vulkanausbruch ab." Selbst dickste Stahlträger oder Eisenbahnschienen ließen sich mit der Sauerstofflanze wie Butter schneiden.

Die Vorführungen der rund 75 THW-Helfer beim Landesfest waren nicht ganz uneigennützig. "Letztlich sind wir immer auf der Suche nach Nachwuchs und neuen Helfern", betont Franziska Kalbitz. Deshalb hätten die Aktionen beim Sachsen-Anhalt-Tag unter einem klaren Motto gestanden: "Raus aus dem Alltag - rein ins THW".