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Dächer der Kapellen an der Liebfrauenkirche werden erneuert / Fünf Jahre Spenden gesammelt Mönch und Nonne war einmal

Von Martin Weigle 31.07.2014, 01:17

An den Seitenschiffen der Liebfrauenkirche arbeiten Dachdecker. Bis September soll die Sanierung zweier Kapellendächer abgeschlossen sein.

Halberstadt l Die Katharinen-Kapelle der Liebfrauenkirche ist eingerüstet. Leute, die zur Bibliothek oder zur Peterstreppe wollen, werden auf Bauarbeiten an der Norostecke der Kirche aufmerksam. Der Pfarrer der Liebfrauengemeinde, Friedrich Wegner, berichtet, dass das Dach der Kapelle saniert werde. "Wenn das geschafft ist, dann geht es an der Büßer-Kapelle direkt weiter", ergänzt er.

Beide Dächer werden komplett erneuert. Die alte "Mönch-Nonne-Deckung", wird vollständig abgenommen. Mönch und Nonne sind halbrund geforme Ziegel. Bei der traditionellen Art, Dächer von Kirchen zu decken, liegen sie jeweils mit den runden entgegengesetz übereinander.

"Wir werden die Dächer nicht wieder mit Ziegeln eindecken", berichtet der Pfarrer. Zu diesem Schluss sei der Vorstand der Liebfrauengemeinde nach Beratungen mit Experten gekommen. Der Grund hierfür sei, dass die Dachneigung an den Kapellen für Tonziegel nicht stark genug sei. "Bei Regen läuft das Wasser nicht gut ab, und im Winter entstehen deshalb Frostschäden an der Dachhaut und der Dachkonstruktion", sagt Wegner. Diese Schäden seien der Hauptgrund für die Neueindeckung, diesmal mit Blei.

"Das Dach war ursprünglich auf diese Weise gedeckt", berichtet der Pfarrer. Er habe in einer Chronik vom Beginn des 19. Jahrhunderts Aufzeichnungen darüber gefunden. "Wir wollten, dass sich nach der Fertigstellung der Sanierung ein harmonisches Gesamtbild ergibt", ergänzt Meinhard Groothuis und verweist auf die Bleideckung auf den Kirchtürmen und der Barbara-Kapelle.

Groothuis und Dirk Krebsdzio sind im Presbyterium für Bauvorhaben zuständig und haben sich im Vorfeld von einem Halberstädter Architekten beraten lassen. Ein mit Blei gedecktes Dach benötige nicht so einen starken Neigungswinkel und weise das Wasser besser ab, habe man dem Kirchenvorstand erklärt.

Tatsächlich ist es so, dass Blei eine dünne Schicht bildet, die das darunterliegende Material vor Korrosion schützt. Ein weiterer Vorteil ist die einfache Verarbeitung durch Falzen und Löten, da Bleiblech leicht gebogen werden kann.

"Die Deckung mit Mönch und Nonne war nach dem Zweiten Weltkrieg günstig", erzählt Wegner. So sei genügend Ton vorhanden gewesen, der Preis für Blei dagegen war damals sehr hoch. "Wir können das Bleidach jetzt wiederherstellen, da sich die Kosten heute nur unwesentlich von einem herkömmlichen Dach mit Ziegeln unterscheiden", berichtet Groothuis, der sich seit 15 Jahren im Vorstand engagiert.

Insgesamt werden die Kosten auf etwa 30 000 Euro beziffert. Um diese aufzubringen, hat die Kirchbauverein etwa fünf Jahre lang Spenden gesammelt. Ein weiterer Teil kommt aus einem Zuschuss des Landeskirchenverbandes. Pfarrer Wegner ist allen Spendern dankbar, die die Erneuerung der Dächer ermöglichten.

Die Arbeiten an der Kappelle sollen Mitte August abgeschlossen sein. Ohne Gerüste soll sich die Liebfrauenkirche dann wieder im September den Passanten präsentieren.