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Sanierung des 366 Jahre alten Gotteshauses beendet / Evangelische Gemeinde feiert am Sonntag Festgottesdienst Schwamm aus Johanniskirche verbannt

Von Jörg Endries 02.08.2014, 03:16

Vor elf Jahren sind die Arbeiten zur Rettung der 366 Jahre alten Johanniskirche in Halberstadt begonnen worden. Die Schwammsanierung ist jetzt beendet.

Halberstadt l Vor mehr als einem Jahrzehnt ereilte die damalige Johannisgemeinde in Halberstadt eine Hiobsbotschaft: Der Hausschwamm hatte vom Gotteshaus Besitz ergriffen. Für die über 300 Jahre alte Fachwerkkirche im Westendorf 20 war das beinahe das Todesurteil. Die Gemeinde stellte sich jedoch der Herausforderung, eine der schönsten und ältesten Fachwerkkirchen Deutschlands zu retten. Elf harte und lange Sanierungsjahre später ist die Schwammsanierung abgeschlossen. Für die evangelische Gemeinde Halberstadt Grund genug, das freudige Ereignis am Sonntag, dem 3. August, um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst zu feiern.

"Alles musste aus dem Gebäude heraus, um die Verbindung zwischen der Holzkonstruktion der Kirche und dem Erdreich zu unterbinden."

Pfarrer Harald Kunze

"Über 430 000 Euro haben wir insgesamt für die Schwammsanierung investiert und hoffen, dass dieses Gewächs nie wieder die Johanniskirche bedrohen wird", berichtet Pfarrer Harald Kunze im Volksstimme-Gespräch. Dafür ist viel getan worden, um das Risiko so weit wie möglich zu minimieren. Der Dielenfußboden, der aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammte, ist komplett herausgerissen und darunter tonnenweise Erdreich entfernt worden. "Alles musste aus dem Gebäude heraus, um die Verbindung zwischen der Holzkonstruktion der Kirche und dem Erdreich zu unterbinden." Ein gefährliches Gemisch aus Feuchtigkeit und fehlendem Luftaustausch bot dem Hausschwamm beste Wachstumsbedingungen, erzählt Pfarrer Kunze.

Der Längsträger im Boden war vom Hausschwamm befallen, auf dem wiederum die Holzsäulen stehen, die die Fachwerkkonstruktion der Kirche tragen. Das Holz hatte durch den Schwammbefall nur noch etwa 15 Prozent seiner einstigen Tragfähigkeit. Harald Kunze: "Damit war die Stabilität der Johanniskirche stark gefährdet."

Der Holzstreben sind durch eine Stahlbetonkonstruktion ersetzt und der Boden mit einer Sperrschicht aus Kies und einer Folienschicht aufgefüllt worden. Die Holzdielen hat man durch Fliesen ersetzt, die aus einer Manufaktur in Burg stammen. Fachleute erneuerten die Sockel der tragenden Säulen. Sie wurden abgesägt und auf einen Sandsteinsockel gestellt. An den Innenwänden verläuft jetzt ein sogenannter Revisionsschacht. "Dort kann man jederzeit nachschauen, ob es wieder Schwammprobleme gibt", so Harald Kunze.

Im letzten Bauabschnitt ist ebenfalls der Fußboden des Chorraums erneuert und damit der Hausschwamm vertrieben worden. 125 000 Euro standen dafür zur Verfügung. Das Land Sachsen-Anhalt, Lotto-Toto, die Stiftung Denkmalschutz, die Sparkassenstiftung und die evangelische Gemeinde Halberstadt haben das Geld zusammengetragen, betont Kunze.

Die Arbeiten zum Erhalt der Johanniskirche sind damit allerdings noch lange nicht beendet, unterstreicht der Pfarrer. Unter anderem muss die Holzdecke vom Schmutz der Jahrhunderte befreit und die Glocke im neben der Kirche stehenden Turm repariert werden. Etwa 27 000 Euro kostet die Glockenreparatur, Kostenschätzungen für die Deckenarbeiten liegen noch nicht vor.