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Siebentes Parkfest lockt scharenweise Besucher in die Spiegelsberge bei Halberstadt Im Zeichen von Gleim und Spiegel

Von Renate Petrahn 11.08.2014, 01:35

Bereits zum siebenten Mal ist am Sonnabend das Parkfest in den Spiegelsbergen gefeiert worden. Der Nachmittag im Zeichen von Gleim, Spiegel und deren Zeitgenossen hat die Gäste erneut in Scharen gelockt.

Halberstadt l Wahrscheinlich ist nie so oft wie in den letzten Tagen der Wetterbericht gehört worden. Zu häufig waren Veranstaltungen dem Regen zum Opfer gefallen.

Nicht so am Sonnabend beim Parkfest in den Spiegelsbergen. Zunächst gab es den (fast) schon obligatorischen Schauer, doch Chris Schöne vom Jagdschloss Spiegelsberge gab Entwarnung. "Das war im vergangenen Jahr auch so, dann blieb es den ganzen Abend aber schön."

Und tatsächlich bei bestem Wetter konnten Wort und Musik, Tanz und Spiel ihren Zauber auf vier Bühnen beim siebenten Parkfest entfalten. Literarisch steht es im Zeichen von Gleim und Spiegel. Hatte doch letzterer auf Anregung Gleims die Kattfußberge in einen Landschaftspark umgestalten lassen, der 1771 für die Bevölkerung geöffnet wurde. In diesem Jahr wurde das literarische Personal um weitere Persönlichkeiten bereichert, die auch mit dem Park in Verbindung stehen, wie Anna Luisa Karschin und Friedrich II. Das Fest eröffnete die Spiegelfeier, die einst von Gleim im Gedenken an seinen verstorbenen Freund, den Domdechanten Spiegel, ins Leben gerufen wurde.

Madame von Einsiedel alias Gleimhauschefin Dr. Ute Pott tauschte sich mit Briefpartnerinnen über das literarische Beziehungsnetz Gleims und speziell die Rolle des vielseitig begabten Johann Georg Jacobi darin, aus. Musikalisch-literarisch begleitet wurde sie vom Badischen Musenalmanach. Mirjam Schumacher, Ellen Heydgen und Uwe W. Schlottermüller spielten auf Barockblockflöten, Csakanen und Gitarre Werke von Diabelli, Mozart und Leonhard von Call.

Auktion bringt 350 Euro für Rettung des Klusfelsens ein

Um Gleim, Spiegel, Goethe und die Karschin ging es auch bei zwei Stücken aus der Feder von Jürgen Westphal: "Geheimes vom Geheimrat" (Uraufführung 2012) erweitert und neu aufgelegt von der Halberstädter Zeitenreise und "Vom Spätbarock zum Minirock". In dem heiteren szenischen Spiel, eine Auftragsarbeit für das diesjährige Parkfest, werden Gleim (Arnold Hofheinz), Spiegel (Gerold Ströher) und die Karschin (Illi Oehlmann), alle meisterlich mit viel Spielfreude agierend, mit der Gegenwart konfrontiert. Das reicht von ungläubigem Staunen (eine Frau an der Spitze des Staates und kein König) bis hin zu amüsantem "Kopfschütteln" unter anderem über die Bedeutung von Smartphone und Computer oder den Wandel bei den Damen-"Unaussprechlichen" zu den heutigen Dessous.

Und noch etwas Neues gab es an diesem Nachmittag. Friedrich-Wilhelm Schröter wies im Rahmen von zwei Führungen nach, dass der Park nach freimaurerischen Idealen gestaltet wurde. Einer der Höhepunkte war die Versteigerung von Bildern, Büchern und anderem mehr durch den Verein Halberstädter Berge. Spontan steuerten Hans-Jürgen Dobbeneck und Sabine Waxzelewski von "Capriccio" 2 CD bei, die sie auch gleich signierten. Unübertroffen als Auktionator, nicht zuletzt dank seines britischen Humors, der Comedian Andy Clapp, der bereits mit seiner Comedy-Zaubershow das Publikum bestens unterhalten hatte. Die Auktion brachte nach Worten von Roswitha Hutfilz, Vorstandsmitglied des Vereins rund 350 Euro ein. Dieses Geld dient der Rettung des Klusfelsens.

Großes Musikangebot von hoher Qualität

Neben der Literatur bestimmte die Musik das Geschehen. War es schon schwer genug, pünktlich an allen Schauplätzen zu, war es bei den Musikern fast unmöglich. Das Angebot war nicht nur groß, sondern auch von hoher Qualität. Je nach Gusto konnten die Gäste zwischen Blues, Gospel und Folksongs (Tom Posur), Tango, Musette und Evergreens auf dem Akkordeon (Thomas Röder), Swing, Musette und Tango (Karambuli), dem Leipziger Damenorchester und dem Amadeuskomplott wählen. Dass das immer gelang, zeigten die stets vollbesetzten Plätze. Für Renate Dorn, die sich über den Mix freute, kann man Musik einfach nicht besser rüberbringen als in der Natur.

Den (für manche vorläufigen) feurigen Abschluss bildete eine Feuershow. Silvana Lehmann aus Harzgerode, die Leiterin des "Feuerreigens" und Feuerspielerin Maud Osterloh aus Wasserleben zeigten ihr Programm "Balkan-Feuer" Für Nachtschwärmer spielte das Duo Capriccio - kürzlich beim 25. Golden-Oldie-Festival in Hessen mit dem "STARS LEGENDS AWARD" 2014 geehrt - legendären Ostrock mit open end.

Viel los war auch auf der Lindenallee, wo sich das Gleimhaus und das Heineanum, der Gartenträume-Verein, der Halberstädter Berge e.V., das AWZ, der Tierschutzverein, der Verein Sachsen-Anhalt, die Bergwacht und die Bahnhofsmission präsentierten. Mit dabei auch der Pferdezuchtverein an der Gröpertorschule.

Auch wenn man nicht alles sehen konnte, wie beispielsweise die Tiershow der Brüder Bussenius, der Tiergarten ist gleich nebenan. Bereits morgen findet dort ein Konzert mit dem Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters und allen Tieren statt.

Zur Eröffnung hatte Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) gesagt, dass auf die Spiegelsberge das Attribut einzigartig, außergewöhnlich zutrifft. Das Organisatorenteam um Roswitha Hutfilz, das Jagdschloss Spiegelsberge und das Gästehaus Spiegelsberge, die auch Sponsoren sind, das AWZ und die Harzsparkasse haben es verstanden, diese Einzigartigkeit beim 7. Parkfest nacherlebbar zu machen.