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Nationalpark-Verwaltung bekämpft Schädling Großeinsatz gegen kleine Käfer

Alle Jahre wieder, aber diesmal noch intensiver. An den Rändern des
Harzer Nationalparks wird derzeit der Borkenkäfer bekämpft. Milder
Winter und zeitiger Frühling sind schuld daran, dass der Schädling 14
Tage eher ausfliegen konnte. In drei Wochen soll die Aktion beendet
sein.

Von Ingmar Mehlhose 16.08.2014, 03:16

Ilsenburg l Die Bekämpfung des Borkenkäfers ist immer wieder eine Herausforderung. "In der aktuellen Vegetationszeit ist sie noch größer als sonst", sagt Christian Lux.

Im Nationalpark Harz ist Lux für die Waldentwicklung verantwortlich und erläutert: "Der milde Winter und das zeitige Frühjahr haben dazu beigetragen, dass viele der auch Buchdrucker genannten Schädlinge überwintern konnten." Sie seien etwa zwei Wochen früher ausgeflogen als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. "Eine Besonderheit ist der schwankende Witterungsverlauf", so der stellvertretende Abteilungsleiter. Wärmeperioden und kältere Tage folgten im raschen Wechsel, begleitet von mehr oder weniger intensiven Regenfällen. Damit werde der Zeitraum des Fluges verzögert. Viel Nass von oben verbessere die Wasserversorgung der Fichten. Sie seien dadurch mehr als bei Trockenheit dazu in der Lage, die angreifenden Buchdrucker durch Harzen abzuwehren.

Christian Lux: "In den befallenen Bäumen sind neben Jungkäfern auch alle anderen Entwicklungsstadien des Brutgeschehens sichtbar." Das führe zu Überlagerungen. Wo sonst eine Generation heranwachse, gedeihe in diesem Jahr noch eine zweite, manchmal sogar dritte sogenannte Geschwisterbrut. "Das sind schon mehrere Millionen", sagt der Fachmann. Dies führe in Verbindung mit der sommerlichen Hitze zu einem stärker ansteigenden Befall. Dieser sei derzeit an zahlreichen Stellen zu beobachten.

Laut Lux konzentriert sich das Borkenkäfer-Management des Nationalparks Harz deshalb aktuell auf einen 500 Meter breiten Sicherheitsstreifen an den Rändern des Schutzgebietes zu den Nachbarwäldern. Dort würden die Schädlinge nach ihrer Entdeckung sofort vernichtet. Der Experte: "Das heißt, die Bäume werden gefällt, aus dem Wald an die nächste Straße gebracht und abgefahren." Dabei sei Eile geboten, denn zu dieser Jahreszeit schreite die Entwicklung der Plagegeister vom Ei zum Jungkäfer rasch voran.

Die Überwachung des Geschens in der 500 Meter-Zone sei gut organisiert. In 31 Claims würden die Revierleiter und besonders geschulte Forstwirte täglich unterwegs sein, um frische Befallherde festzustellen und deren Vernichtung zu organisieren. In zwei bis drei Wochen solle die Aktion beendet werden können.

Da im Schutzgebiet keine Insektizide eingesetzt und die Arbeiten mit Technik ausgeführt würden, müsse mit Behinderungen durch Forstmaschinen und Holztransporter gerechnet werden. Besucher und Wanderer würden dafür um Verständnis gebeten.

"Man braucht die Flinte nicht ins Korn zu werfen", zeigt sich Christian Lux trotz der außergewöhnlichen Situation optimistisch. Er sagt: "Unten drunter entsteht der Wald, wie wir ihn uns vorstellen." Die nächste Generation dränge "mit Macht" ans Licht. Das sei gerade in diesem Jahr sehr schön zu beobachten.

Bis 2022 solle der Umbau zu 75 Prozent abgeschlossen sein. Das sei das Ziel. Danach werde nur noch an den Rändern des Schutzgebietes gegen den Borkenkäfer vorgegangen und nicht mehr so aktiv wie jetzt. Lux: "Wir sind im Zeitplan ganz gut dran." Dafür würden unter anderem 400 000 bis 500 000 Buchen gepflanzt - und das jährlich.