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Unterhaltungsverband "Ilse/Holtemme" begründet Bauverzug mit Planungs- und Geldproblemen Nach umstrittener Baumfällaktion ist am Goldbach nichts passiert

Von Jörg Endries 12.11.2014, 02:12

Obwohl längst verboten, sind Mitte März am Goldbach bei Langenstein mit einer Sondergenehmigung 15 Erlen gefällt worden. Hintergrund: Ein altes Wehr sollte durch eine Sohlgleite ersetzt werden. Bis heute ist das Projekt nicht umgesetzt.

Langenstein l Baumfällarbeiten im Landschaftsschutzgebiet am Goldbach bei Langenstein, obwohl die bereits längst verboten waren, haben Mitte März dieses Jahres in der Bürgerkritik gestanden (Volksstimme berichtete). 15 Erlen wurden gefällt. Der zuständige Unterhaltungsverband "Ilse/Holtemme" begründete die Arbeiten, für die es eine Sondergenehmigung der Landkreisverwaltung Harz gegeben hatte, mit dem unmittelbar bevorstehenden naturnahen Umbau des Goldbaches.

Am alten Goldbachwehr bei Langenstein zwischen der Eisenbahnbrücke und der Brockenstedter Mühle ist allerdings über sieben Monate nach der umstrittenen Fällaktion noch nichts geschehen. Wo eine sogenannte Sohlgleite (eine Fischtreppe) entstehen sollte, hat die Natur das im März kahlgeschorene Areal zurückerobert.

"Die Umsetzung des Projektes sollte längst erledigt sein", bestätigte Nadja Effler-Scherun, Geschäftsführerin des Unterhaltungsverbandes Ilse/Holtemme, auf Volksstimme-Nachfrage. Allerdings habe es Probleme gegeben.

Die Projektverantwortliche Eleonore Lutze benannte sie: "Im Laufe der Arbeiten an mehreren Stellen des Goldbaches haben wir festgestellt, dass der Fluss aus technologischer Sicht in der Gesamtheit zu betrachten ist."

Das wirft natürlich die Frage auf, warum dies nicht vor Beginn der Arbeiten geschehen ist. Die Begründung: "Dass nochmals eine Studie zu erarbeiten ist, war nicht vorauszusehen", so Eleonore Lutze. Der Vorwurf, die Bäume seien im Frühjahr noch schnell gefällt worden, um aus dem Verkauf des Holzes Profit zu schlagen, verweist die Mitarbeiterin des Unterhaltungsverbandes ins Reich der Märchen. "Wir dürfen die Bäume gar nicht verkaufen. Sie dienen uns als Brennholz."

Dass die Arbeiten zur Errichtung der Sohlgleite noch nicht begonnen haben, habe einen weiteren Grund, so Eleonore Lutze. Die von der Europäischen Union zugesagten Fördermittel seien noch nicht überwiesen worden. Der Bau der Sohlgleite werde zu 100Prozent von der Europäischen Union gefördert - ingesamt etwa 200 000 Euro. Nach aktuellem Planungsstand sollen nun im Spätfrühjahr 2015 die Bauarbeiten beginnen.

Der Goldbach soll von der Quelle bei Kloster Michaelstein, wo Teufelsbach und Silberborn zusammenfließen, bis zur Mündung in die Bode bei Wegeleben barrierefrei umgebaut werden - zumindest für Forelle und Co. Alte Wehre, die bisher für Fische ein fast unüberwindbares Hindernis darstellen, werden durch Sohlgleiten ersetzt. Mit dem Umbau der beiden Wehre bei Langenstein und An der Pfeffermühle in Halberstadt soll die ökologische Durchgängigkeit des Goldbachs verbessert werden. Damit werde der Bach als Bestandteil des Naturhaushaltes und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen gesichert.

Für den Baumverlust werde der Unterhaltungsverband aufkommen, versprach bereits im März Nadja Effler-Scherun. Es soll eine Ersatzpflanzung in der Nähe des Goldbachs von insgesamt 30 Bäumen erfolgen - 20 Traubenkirschen und zehn Flatterulmen.