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Laubentsorgung fehlt Mottenplage bedroht Rosskastanien

Die alten Rosskastanien im Spiegelsbergenweg Halberstadt, die zur
sogenannten Spiegelallee gehören, sind von der Miniermotte befallen und
gefährdet, warnt BUND-Kreissprecher Ulrich Kasten. Um die
Insektenpopulation klein zu halten, ist bisher das Laub entsorgt worden.
In diesem Jahr nicht.

Von Jörg Endries 25.11.2014, 02:13

Halberstadt l Vor zehn Jahren hat die BUND-Kreisgruppe das Projekt "Wiederherstellung der Spiegelallee" in Halberstadt initiiert, eine 2,3 Kilometer lange grüne Trasse zwischen Dom und Spiegelsberge. Dutzende Bäume sind seither neu gepflanzt worden, um die Lücken in der Allee zu füllen. Im Bestand gefährdet sind die alten Rosskastanien im Spiegelsbergenweg. Bereits im Frühsommer tragen die Bäume oft schon Herbstfärbung. Ein Insekt, die Miniermotte, schädige die Rosskastanie nachhaltig, alarmiert Ulrich Kasten, Sprecher der BUND-Kreisgruppe Harz. "Und die Stadtverwaltung Halberstadt unternimmt nichts, damit es nicht noch schlimmer wird", so sein Vorwurf.

"In diesem Jahr ist das mit den Puppen der Miniermotte verseuchte Laub im Spiegelsbergenweg nicht entsorgt worden." - Ulrich Kasten, Sprecher der BUND-Kreisgruppe Harz

Unternehmen bedeute im Fall der Miniermotte, das befallende Laub rechtzeitig zu entsorgen und zu vernichten. "In diesem Jahr ist das mit den Puppen der Miniermotte verseuchte Laub im Spiegelsbergenweg nicht entsorgt worden", kritisiert Ulrich Kasten. Um die Mottenplage zu verringern, müsse ganzjährig das Laub der Rosskastanie gesammelt und vernichtet werden, damit die Puppen der Motte nicht überwintern können, erklärt der BUND-Sprecher. Eine effektive Vernichtung werde nur in kommerziellen Kompostieranlagen garantiert, da nur hier die notwendigen hohen Temperaturen erreicht würden. Alternativ sei eine Verbrennung des Laubs möglich.

"Geschieht das nicht, wird die Insektenplage von Jahr zu Jahr größer und die Bäume sind irgendwann so krank, dass sie gefällt werden müssen", warnt Ulrich Kasten. "Zehn Jahre war das Thema in Halberstadt wichtig, das Laub wurde entsorgt. Was ist jetzt plötzlich anders, warum kümmert man sich nicht mehr", fragt Kasten.

Gegen den Vorwurf, nichts im Kampf gegen die weitere Ausbreitung der gefräßigen Motte unternommen zu haben, wehrt sich die Stadtverwaltung Halberstadt. "Wie in den Vorjahren sind bereits Ende September 2013 die ABM-Vorschläge an das Aus- und Weiterbildungszentrum Halberstadt (AWZ) gegeben worden. Darin enthalten waren Arbeiten zum manuellen Einsammeln und Verbrennen des befallenen Kastanienlaubes", informiert Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt, auf Volksstimme-Nachfrage.

Ende März 2014 habe die Stadtverwaltung vom AWZ die Information erhalten, dass es in diesem Jahr keine derartigen Projekte geben wird. Das Kastanienlaub werde daher zurzeit zusammen mit dem Laub anderer Straßen- und Parkbäume durch den Stadt- und Landschaftspflegebetriebe Stala aufgenommen und der Kompostierung zugeführt. "Eine separate Sammlung und Entsorgung ist mit dem Personalbestand des Stala leider nicht möglich", bedauert Ute Huch. Für 2015 seien erneut AB-Projekte zum Einsammeln und Verbrennen des verseuchten Kastanienlaubes für Halberstadt und die Ortsteile beantragt worden. Ausgang ungewiss.

Ob das AWZ tätig wird oder nicht, hängt vom KoBa-Jobcenter Harz ab. Das stellt das Geld zur Finanzierung der Arbeiten zur Verfügung. Oder eben nicht, wie in diesem Jahr.

Der KoBa fehle schlichtweg das Geld, wie Sprecherin Mandy Bantle auf Volksstimme-Nachfrage berichtet. "Im Vergleich zu 2010 stehen 2014 pro erwerbsfähigem Leistungsberechtigten 45 Prozent weniger Eingliederungsmittel zur Verfügung." Statt 1537 Euro können jetzt durchschnittlich nur 846 Euro pro Person zusätzlich zu den Lebenshaltungskosten der Betroffenen für Qualifizierung und Weiterbildung, geförderte Beschäftigung oder Zuschüsse für die Einstellung beim Arbeitgeber ausgegeben werden. Mandy Bantle: "Daher hatte 2014 die Aufrechterhaltung und Verbesserung des Stadtbildes und des touristischen Gesamteindruckes der Region den Vorrang."

Für Ulrich Kasten ist es das falsche Zeichen, wenn man sich nicht ernsthaft um den Erhalt der alten Bäume in der Spiegelallee kümmern will.