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Enttäuschung über Halberstädter Weihnachtsmarkt Ernüchterung selbst im Rathaus

In Halberstadt dominiert in diesem Jahr allenthalben Enttäuschung über
den Weihnachtsmarkt. Nicht nur bei den Einwohnern. Auch bei den
Verantwortlichen im Rathaus gibt es für das, was auf dem Fischmarkt
stattfindet, keinen Beifall. Wo liegen die Ursachen?

Von Dennis Lotzmann 03.12.2014, 02:08

Halberstadt l Wernigerode, Quedlinburg und Halberstadt. Die drei großen Städte im Harz-Kreis locken seit wenigen Tagen mit ihren Weihnachtsmärkten.

Die Kreisstadt hat den Reigen zwar eröffnet - der Versuch, mit den beiden Nachbarstädten auf Augenhöhe zu agieren, ist aus Sicht vieler Besucher jedoch gescheitert. Bei Einschätzungen dominiert der negative Anstrich, selbst im Rathaus gibt man sich keine Mühe, den Weihnachtsmarkt schönzureden. Befragt, wie Verwaltungsmitarbeiter das Angebot empfinden, gibt Stadtsprecherin Ute Huch die Meinungen so wieder: "Mit dem Wort lieblos kann man die Bewertung wohl zutreffend zusammenfassen."

Einen maßgeblichen Grund für die allgemeine Enttäuschung hat der Betreiber, die Coex Veranstaltungs-GmbH Co. KG aus Cottbus selbst gelegt. Coex, in diesem Jahr letztmalig für den Weihnachtsmarkt zuständig, überraschte die Halberstädter mit weniger Fläche und obendrein einer falschen Pressemitteilung. Statt wie in den Vorjahren sowohl Holzmarkt als auch Fischmarkt zu nutzen, geht es nur auf dem Fischmarkt zur Sache. Der geschmückte Weihnachtsbaum steht derweil etwas verloren auf dem Holzmarkt.

Letzteren wiederum erwähnte Coex in der vorab verbreiteten Pressemitteilung. Irrtümlich, wie Geschäftsführer Eberhard Heieck versichert. Der Text aus den Vorjahren sei versehentlich fehlerhaft übernommen worden. An ein Versehen glaubt in Halberstadt nicht jeder. Eher an Demotivation und Oberflächlichkeit bei Coex als Reaktion auf das Auslaufen des Vertrages.

"Mit dem Wort lieblos kann man die Bewertung wohl zutreffend zusammenfassen." - Tenor zum Weihnachtsmarkt im Rathaus

Selbigen hatten die Mitglieder des Kulturausschusses im Herbst nicht wieder verlängert. Zwar hatte Coex neben zwei weiteren Anwärtern Interesse bekundet - im Ausschuss fand aber das Konzept der Veranstaltungs-Com GmbH von Jens Ganso Gefallen. Ganso hält ab 2015 in Halberstadt die Fäden in der Hand und will sich, wie er schon mal durchblicken lässt, auf den Fischmarkt konzentrieren. Deshalb, erklärt Noch-Betreiber Heieck, habe er sich auch auf den Fischmarkt konzentriert. Und: "Die Ausschussmitglieder wollten das so."

"Davon kann gar keine Rede sein", kontert Ausschusschef Jürgen Jüling (Linke). "Wir entscheiden darüber, wer den Zuschlag bekommt - wie und wo der Markt gestaltet wird, ist Sache von Stadtverwaltung und Betreiber."

Unterstützung bekommt Coex-Chef Heieck derweil aus dem Rathaus: In den jährlichen Auswertungen in Verwaltung und Kulturausschuss sei festgestellt worden, dass eine "wirtschaftlich vertretbare Einbeziehung des Holzmarkes problematisch ist", lässt Verwaltungssprecherin Ute Huch wissen. Deshalb sei dem Veranstalter empfohlen worden, sich nach dem Motto "klein aber fein" auf den Fischmarkt zu konzentrieren. Ein Konzept, das ja auch der künftige Betreiber favorisiere.

Fakt ist, dass der Coex-Chef, der nach eigenen Worten bundesweit 14 Weihnachtsmärkte ausrichtet, so auch Geld spart. Die Vermutung, dass er mit jener Konzentration aller Buden auf einen Markt vergleichbar hohe Standgebühren kassiert, aber weniger Pacht an die Stadt zahlt, trifft laut Verwaltung zu: Vertragsgrundlage seien Holzmarkt und Fischmarkt. Beide Plätze kosteten während des Weihnachtsmarktes 3750 Euro, der Fischmarkt allein 2800 Euro. "Dem Veranstalter wird ein Bescheid zugehen, der der tatsächlich genutzten Fläche entspricht", heißt es. Offenbar ist man im Rathaus bestrebt, den Vertrag mit Coex auslaufen zu lassen, ohne noch juristische Konflikte zu riskieren und ansonsten auf die Zeit danach zu hoffen.

Dass ein Wechsel Punkte bringen kann, wissen die Quedlinburger. Sie beauftragten 2007 anstelle von Coex die städtische Tochter Quedlinburg-Tourismus-Marketing GmbH (QTM). "Wir haben danach einen Qualitätssprung mit individuelleren Buden und mehr adventstypischen Angeboten registriert", so Sprecherin Sabine Bahß.