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Projekt von Stadt und Stadtwerken soll helfen, schädliche Abgase zu reduzieren Weniger Klimakiller in der Luft

Von Sabine Scholz 04.12.2014, 02:10

Ehrgeizige Ziele verfolgt die Stadt in Sachen Klimaschutz. Ein Baustein dabei ist die Verringerung schädlicher Autoabgase. Dafür gab es es jetzt einen neuen Dienstflitzer. Der nutzt Erdgas als Treibstoff.

Halberstadt l Großer Bahnhof für einen kleinen VW. Der Kleinwagen mit der Halberstadtwerke-Werbung wird im kommenden Jahr auf den Stadtstraßen unterwegs sein. Angetrieben von Erdgas und gelenkt von Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die im Außendienst Termine wahrzunehmen haben. So sollen gleich mehrere Ziele erreicht werden, wurde während der offiziellen Fahrzeugübergabe in der vergangenen Woche betont.

"Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, die vom Land und der Stadt formulierten Klimaschutzziele zu erreichen", sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Bodo Himpel. So will Sachsen-Anhalt bis 2020 immerhin 7,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart haben. Sieben Prozent davon durch Energieeinsparungen im Verkehr. Und Erdgasautos leisten dazu ebenso einen Beitrag wie strombetriebene Fahrzeuge.

Nun ist das Thema Erdgasauto nicht neu, vor einigen Jahren schon starteten zahlreiche Stadtwerke in Deutschland eine entsprechende Kampagne. Um mehr Erdgas zu verkaufen, das leugnet Himpel nicht, aber auch, um die Luft sauberer zu machen. Schließlich stoße ein erdgasbetriebenes Auto im Vergleich zu einem Benziner bis zu 25 Prozent weniger Kohlendioxid und bis zu 75 Prozent weniger Kohlenmonoxid aus. Auch der Ausstoß von sogenannten reaktiven Kohlenwasserstoffen sinke um bis zum 60 Prozent bei Erdgasautos, informierte Himpel.

Zwischenzeitlich war es still geworden um die Erdgasfahrzeuge. "Es gab eine ganze Reihe von Kinderkrankheiten, die sind nun von den Herstellern beseitigt", nannte Jürgen Borgsdorf vom Autohaus Osterwieck einen Grund dafür. "Erdgas verbrennt mit einer höheren Temperatur. Wenn die Motoren für die nicht ausgelegt sind, ist der Verschleiß sehr viel höher. Vor allem bei nachgerüsteten Autos machte sich das bemerkbar", berichtete Borgsdorf.

Inzwischen hätten sich viele Hersteller auf den Bau von Erdgasautos eingestellt, ergänzt André Bergfeld. Er vertrat mit Jürgen Borgsdorf das Osterwiecker Autohaus bei der Fahrzeugübergabe an die Stadt.

Praxiserfahrung sammeln

Er erhofft sich wie Bodo Himpel vom Einsatz des kleinen Autos umfassende Erfahrungsberichte. "Statistisch erreichte Abgas- oder Verbrauchswerte nutzen uns nur bedingt etwas. Wir wollen wissen, wie der tatsächliche Verbrauch im Stadtverkehr ist und wie beim Einsatz auf überwiegend längeren Strecken. Deshalb werden in den nächsten Wochen noch weitere Erdgasfahrzeuge für den Praxistest in den Einsatz gebracht", so Himpel.

Regelmäßig sollen Kosten für Erdgas, Reparaturen und Emissionen erfasst werden, um aus eigener Erfahrung Aussagen zu ökologischen und ökonomischen Vorteilen von Erdgasautos gegenüber Benzin- oder Dieselfahrzeugen machen zu können. Dies geschieht gemeinsam mit dem Autohaus Osterwieck, das als Partner für das Projekt gewonnen werden konnte.

Die Stadtverwaltung war ebenfalls sofort bereit, bei dem Langzeittest mitzumachen. "Schließlich haben wir uns als Stadt Klimaschutzziele gestellt. Und dies hier ist ein kleiner Baustein dafür, diese Ziele zu erreichen", sagte Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke). Er fügte an: "Ich hoffe, dass wir viele Nachahmer finden."

Aus einem anderen Grund begrüßte Kurt Fümel das Vorhaben. "Mit diesem Fahrzeug erweitern wir unseren Fuhrpark um satte 100 Prozent", sagte er schmunzelnd. Die Gebäudeverwaltung übernimmt den VW Eco Up. "Damit können wir unsere Arbeitszeit effektiver nutzen, weil wir schneller zu Außenterminen und wieder zurückkommen", so Fümel.