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150 Kinder feiern mit ihren Familien Weihnachten in der Zentralen Flüchtlingsaufnahmestelle Halberstadt Glücksmomente fern von Krieg und Gewalt

Von Gerald Eggert 15.12.2014, 01:24

Krieg, Terror und Verfolgung zwingen zunehmend mehr Menschen, ihre Heimat zu verlassen. Täglich treffen Flüchtlinge in der Zentrale Aufnahmestelle in Halberstadt ein. Am Sonnabend haben dort 150 Kinder mit ihren Familien eine Weihnachtsfeier erlebt.

Halberstadt l "In den Vorjahren haben die Familien an gedeckten Tischen im Speisesaal gesessen", erinnert sich Cathleen Brand. "Diesmal mussten wir viele Stühle vor der Bühne aufreihen, um die Erwachsenen und Kinder platzieren zu können", fügt die Dekanatsstellenkoordinatorin der Caritas Halberstadt hinzu. Denn statt sonst 25 bis 30 Mädchen und Jungen, kamen am Sonnabend 150 Kinder mit ihren Eltern zur Weihnachtsfeier der Zentralen Aufnahmestelle (ZaSt).

Willkommen geheißen wurden die Flüchtlingsfamilien aus Albanien, dem Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Irak, Indien und Syrien von Cathleen Brand und Eckhardt Stein, seit April Leiter der Landeseinrichtung in Halberstadt.

Nachdem Kinder den Weihnachtsbaum zusätzlich mit Fähnchen ihrer Heimatländer und kleinen Wunschzetteln geschmückt hatten, sang Linda Roloff "Kling Glöckchen ..." zur Gitarre und ließ sich von einer Mädchengruppe mit Klanginstrumenten begleiten. Begeistert wurde die sich anschließende Show der Bussenius-Brüder und ihrer gefiederten Freunde aufgenommen, mit der sie seit Jahren in die ZASt kommen. Immer wieder suchte sich Michael Bussenius junge Assistenten oder ging mit den Papageien ins Publikum. Denn er wollte, dass auch die Besucher in den letzten Reihen etwas sehen und Kontakt zu den Tieren bekommen.

Freude bereiteten ebenso die Linedancer "Dancing Kids", als sie demonstrierten, dass sich sogar zu Weihnachtsliedern gut tanzen lässt. Danach stellte eine Mädchengruppe Tänze aus ihrer Heimat vor, die sie zuvor mit der Halberstädter Künstlerin Bärbel Herre einstudiert hatten.

Höhepunkt des Nachmittags war der Besuch des Weihnachtsmannes, der eine Menge Geschenke mitgebracht hatte und diese mit seinen Helfern an jede Familie einzeln überreichte. Es waren Momente großer Freude, als die Kinder mit leuchtenden Augen die bunten Tüten mit Spielzeug und Süßigkeiten in Empfang nahmen.

"Ein halbes Jahr haben wir diese Weihnachtsfeier vorbereitet", berichtet Cathleen Brand gegenüber der Volksstimme. Sie lobte die vielen fleißigen Helfer, vor allem in den katholischen Gemeinden, auf die man sich seit Jahren verlassen könne. Diesmal hätten zum Beispiel die Thalenser in einem Gemeindebrief einen Hilferuf gestartet, der eine enorme Resonanz auslöste. 300 Pakete aus Quedlinburg, Wernigerode und Aschersleben waren das Ergebnis.

"Die Geschenke, die heute nicht verteilt wurden, erreichen in den nächsten Tagen ihre Empfänger", versichert die Organisatorin der Veranstaltung, "denn die Flüchtlingswelle wird weiter anhalten." Erstmals erlebten neben den Helfern auch Spender, wie die Kinder sich über die Geschenke freuten. "Hauptamtliche erreichen bei solchen großen Aktionen schnell ihre Grenzen", sagt Diözesan-Caritasdirektor Klaus Sklalitz und fügt hinzu: "So etwas ist nur möglich, weil sich viele Ehrenamtliche mit gutem Herzen einbringen. Ihnen gilt großer Dank."

"Jeden Tag treffen neue Flüchtlinge bei uns ein", sagt ZASt-Leiter Eckhardt Stein, "die Zahl ist im November und Dezember noch einmal angestiegen auf bis zu 300 Personen pro Woche. Alle 800 Plätze im Heim sind belegt." Vier Wochen bleiben Asylsuchende in Halberstadt, bevor sie einem Landkreis in Sachsen-Anhalt zugeteilt werden.

"Schade, dass wir nicht noch mehr freudige Momente wie diesen Nachmittag bieten können", sagt Stein und begründet: "Der ständige Wechsel in unserem Haus macht das unmöglich." Man arbeite aber daran, die Wartezeit in Halberstadt für die Menschen verbessern. Zum Beispiel sollen im Frühjahr wieder verstärkt sportliche Angebote unterbreitet werden. "Wir unternehmen alles, damit die Menschen, die in unserem Land Zuflucht suchen, nach den schrecklichen Erlebnissen zur Ruhe kommen und fernab von Krieg und Gewalt leben können."