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Rodersdorfer Feuerwehr feiert ihr Gründungs-Jubiläum / Tatsächliches Datum ist umstritten Willi Rütze geht auf Spurensuche

Von Christian Besecke 17.01.2015, 02:01

Die Freiwillige Feuerwehr Rodersdorf ist im letzten Jahr offiziell 130 Jahre alt geworden - die Kameraden wollen dieses Jubiläum 2015 feiern. Oberbrandmeister Willi Rütze ist auf Spurensuche gegangen und hat Belege für ein weit früheres Gründungsdatum gefunden. Er geht vom Jahr 1825 aus.

Rodersdorf l Die Feuerwehr hat in Rodersdorf ohne Frage eine lange Tradition, darüber sind sich die Wehrleute in dem Ortsteil von Wegeleben einig. "Das 130-jährige Bestehen ist für uns schon eine tolle Sache", sagt Ortswehrleiter Herbert Stibane im Gespräch mit der Halberstädter Volksstimme. "Wir werden das Jubiläum entsprechend feiern."

Das Gründungsdatum der freiwilligen Feuerwehr in dem Ort ist verbrieft und wird so anerkannt. "Es gibt noch andere Ansichten, allerdings haben wir dafür keine echten oder gar gültigen Belege", berichtet Stibane. "Daher gehen wir von diesem bekannten Datum aus. Weitere Informationen dazu hat unser Kamerad Willi Rütze."

Der genannte Oberbrandmeister der Rodersdorfer ist sofort Feuer und Flamme, als das Gespräch auf diesen Punkt kommt. "Ich gehe vom Jahr 1825 aus", sagt er mit fester Stimme. "Dafür habe ich durchaus Belege, allerdings ist eine Gründungsurkunde aus dieser Zeit nicht erhalten geblieben."

Das wurmt ihn, denn dieses Schriftstück hätte der Verband wohl ohne große Probleme anerkannt. Rütze berichtet von einem etwa vier Zentimeter dicken Buch, in dem einst auch die Geschichte der Feuerwehr aufgeschrieben worden war. "Zu DDR-Zeiten wurde es vom damaligen Brandschutzbeauftragten an den Rat des Kreises übergeben", erinnert er sich. "Von dort aus soll es an ein Museum in Dresden weitergereicht worden sein. Ob es dann dort auch ausgestellt wurde, kann ich nicht sagen."

Auch entsprechende Volksstimme-Recherchen brachten hier kein Licht ins Dunkel.

Ein altes Buch berichtet über die Feuerwehr

"Ich gebe zu, diese Beweislage ist etwas dünn", setzt Rütze unbeirrt fort. "Ich habe aber noch ein paar interessante Fundstücke." Er zeigt den Teil einer alten Handspritze, darauf prangt die Jahreszahl 1885. "Zu dieser Zeit gab es in Deutschland nur zwei Handspritzen dieser Bauart", versichert der Oberbrandmeister. "Eine davon hat offensichtlich in Rodersdorf gestanden. Von dem Gerät konnte ich nur dieses Stück retten."

Dieser Umstand schmerzt den altgedienten Kameraden sichtlich. Er hat sich aber schlau gemacht und die Geschichte der alten Spritze ergründet. "Die Historie der Spritze ist belegt", äußert er.

Einen Trumpf hat sich Willi Rütze bis zum Schluss aufgehoben. "Ich sammle viele historische und aussortierte Geräte, die mit der Feuerwehr zu tun haben", erläutert er. "Bei mir wird nichts achtlos weggeworfen."

Er kommt mit einem alten, roten Wimpel in der Hand zurück und sagt schmunzelnd: "Das ist doch mal ein Nachweis!" Er hält den Wimpel in die Kamera und fügt hinzu: "Ich kann mich noch genau an die Feierlichkeiten erinnern." Auf dem guten Stück steht: "150 Jahre Feuerwehr in Rodersdorf 1975."

Otto Köhler aus Rodersdorf kennt die Zusammenhänge sehr genau. Er war von 1959 an bis zum 1. Juli 1990 Bürgermeister und zusätzlich von 1953 bis 1960 Ortswehrleiter in dem kleinen Ort in der Bodeaue. Der Wehr war er schon 1946 beigetreten. "Das bewusste Buch habe ich einst im alten Pastorenhaus entdeckt und vor der Entsorgung bewahrt", erzählt er. "Die Texte darin berichteten vornehmlich über unsere Kirchengeschichte. Es fand sich aber auch ein Passus, in dem über die Feuerwehr geschrieben wurde. Da tauchte dann das Jahr 1825 auf." Im Rat der Gemeinde habe er das Werk seinerzeit vorgestellt, erinnert sich Otto Köhler.

"Den Wimpel haben wir im Jahr 1975 selber anfertigen lassen", berichtet er. "Nach einer zünftigen Jubiläumsfeier gab es dann Ärger mit dem Rat des Kreises. Man teilte uns mit, dass die älteste Feuerwehr der DDR in Meißen zu finden sei und die sei 1841 gegründet worden. Wir sollten uns doch bitte nicht hinstellen und behaupten, wir wären sogar noch älter als die Meißener." Daraufhin sei das Buch vom Rat des Kreises eingefordert worden. "Ich bezweifle, dass es wirklich in Dresden angekommen ist, vielleicht ist es in Halberstadt geblieben."

Zur Geschichte der Wehrgründung in Rodersdorf ließen sich deshalb - ohne ein ordentliches Gründungsprotokoll aus der Zeit - nur Vermutungen anstellen. "Naheliegend ist, dass der Besitzer des Rittergutes seinerzeit die Aufstellung einer eigenen Wehr initiierte", schließt Otto Köhler das Thema ab.

Aber wer weiß, vielleicht finden sich ja doch noch Belege für ein früheres Datum als 1885 für die Wehrgründung in Rodersdorf.