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Jagdschlösschen in den Spiegelsbergen Schwerer Abschied vom Schloss

Mitte Februar wird abgeschlossen. Das Jagdschlösschen in den Halberstädter Spiegelsbergen steht wieder zum Verkauf. Warum, erklärt Inhaber Chris Schöne im Volksstimme-Gespräch.

Von Sabine Scholz 31.01.2015, 02:21

Halberstadt l Die Gerüchteküche brodelte schon lange, nun ist es Gewissheit: Die Gastronomen-Familie Schöne nimmt Abschied vom Jagdschlösschen. "Keine leichte Entscheidung", wie Chris Schöne sagt. Schließlich hat er das um 1782 für Repräsentationszwecke erbaute Schlösschen des Freiherrn von Spiegel in den vergangenen zwölf Jahren zu einem Aushängeschild der Stadt gemacht.

"Wir haben es geschafft, dass wir mit dem Riesenweinfass im Tourismusplan des Landes stehen", sagt Schöne und ist für das unermüdliche Wirken von Knut Schneider noch immer dankbar. Der umtriebige Halberstädter hatte die Geschichte des ältesten noch erhaltenen Riesenweinfasses der Welt erforscht und dokumentiert und dank einer beglaubigten Vermessung die Eintragung des Fasses im Guinness-Buch der Rekorde erreicht.

Es sind solche Geschichten, die dem jungen Gastronomen den Abschied vom Schlösschen so schwer machen. "Zwölf Jahre lang haben wir viel Herzblut, Zeit und Kraft investiert. Deshalb wollen wir auch, dass das Schlösschen der Öffentlichkeit zugänglich bleibt", sagt der 33-Jährige, dessen Familiengeschichte seit Jahrzehnten mit dem 1958 eröffneten Ausflugslokal in den Spiegelsbergen verbunden ist.

Schließlich wuchs Mutter Sylvia hier auf, lernte Vater Roland bei seinem Schwiegervater Rolf Grüning das Abc des Kochens. Dann machte sich Roland Schöne als jüngster Gastronom Halberstadts daran, die Gaststätte Am Sommerbad zu führen. Seit 33 Jahren nun schon.

Dass Familie Schöne 2003 das Schlösschen kaufte, hatte nicht nur mit Nostalgie zu tun. Doch die familiären Bande machten die Entscheidung einfacher. "Erst als klar war, dass unsere Söhne nach ihrer Ausbildung nach Halberstadt zurückkommen und das Schlösschen übernehmen würden, haben wir uns zum Kauf entschlossen", erinnert sich Roland Schöne.

Nun sind es die Familienbande, die Chris und den 29-jährigen Koch Patrick Schöne Abschied nehmen lassen vom Jagdschloss. Der Seniorchef wird etwas kürzer treten müssen, der kräftezehrende Job als selbstständiger Koch und Gastronom fordert gesundheitlich Tribut. "Wir haben lange miteinander beraten, wie sich das am besten lösen lässt. Ob nur ich ins Sommerbad wechsele oder nur mein Bruder als Koch das Team dort verstärkt", berichtete Chris Schöne. Doch dann sei klar geworden: Wenn man die Qualität im Angebot halten wolle, seien zwei so große Objekte nicht zu stemmen. Schweren Herzens fiel der Entschluss: Das Schlösschen wird verkauft, beide wechseln ins Sommerbad.

Als weitere Option habe man geprüft, das Schlösschen nur als Ort für besondere Veranstaltungen zu betreiben. "Aber auch das funktioniert nicht, wenn man keine Abstriche am eigenen Anspruch machen will." Die Gaststätte mit dem wohl schönsten Blick auf Halberstadt hat schon vielen Feier-Anlässen einen besonderen Rahmen geboten. "Wir haben hier den Wanderer, der sein Bierchen trinkt und ein Würstchen isst, und wir haben Veranstaltungen, die laufen wie ein Staatsempfang", erzählt Chris Schöne. Genau diese Vielfalt mache den besonderen Charme des Restaurants aus. Und um den zu erhalten, sei man zurzeit in Gesprächen mit einem Kaufinteressenten, der sich ebenfalls in der Gastronomie-Szene bewege. So könnte die Geschichte eines Hauses weitergehen, an dessen Schicksal die Halberstädter großen Anteil nehmen.

Und wann ist nun Schluss? "Der 15. Februar ist definitiv unser letzter Tag hier, dann schließen wir zu", sagt Chris Schöne. "Wir konzentrieren uns als Familie künftig ganz auf das Sommerbad", sagt der Halberstädter, der derzeit versucht, all die Gäste zu erreichen, die Veranstaltungen im Spiegelschlösschen reserviert haben. "Wir bieten allen an, die Veranstaltung ins Sommerbad zu verlegen, haben aber leider noch nicht alle erreicht", sagt Chris Schöne. "Wir sind bis zum 15. Februar hier oben und danach dann im Sommerbad."