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Hanna Spiller finanziert Restaurierung eines über 300 Jahre alten Buches aus dem Bestand des Gleimhauses Halberstadt Buchpaten retten wertvolle Kulturgüter

03.02.2015, 07:00

Halberstadt (geg) l Beim Rundgang durch die Ausstellung "Neues Leben für alte Bücher" im Gleimhaus entdeckte Hanna Spiller am Eröffnungstag ihr "Patenbuch" in einer der Vitrinen. Hinter Glas liegt Andreas Werckmeisters "Musicae Mathematicae Hodecus Curiosus oder Richtiger Mathematischer Weg-Weiser" aus dem Jahr 1686. "Ich habe mich bewusst für diesen 160 Seiten starken Band entschieden, weil er Mathematik und Musik thematisch vereint und damit auch meinen persönlichen Interessen entspricht", erklärte sie und erinnerte an den schlechten Zustand vor der Restaurierung.

Der vordere Deckel des Buches war gebrochen, beim hinteren waren Kanten und Ecken beschädigt, das Rückenleder der Einbanddecke fehlte und eine Oberflächenverschmutzung war unübersehbar. Restauratorin Cordula Teuffert sorgte für eine Trockenreinigung des Buchblocks, den sie vom Einband trennte. Dann wurden Vorsatzkonstruktion vorn und hinten erneuert, bevor der Buchblock eine neue Hinterklebung bekam und die Buchdeckel mit Pappe ergänzt und beider Ecken und Kanten gefestigt wurden. Der mit den Deckeln verbundene neue Rücken aus Leder wurde abschließend mit dem Buchblock zusammengehängt.

Wie bei allen wieder hergestellten Büchern weist eine bebilderte Dokumentation neben dem Zeitraum der Restaurierung und deren Kosten den Umfang der Arbeiten und die dafür verwendeten Materialien aus. Eine solche Übersicht und neuerdings das Buch "Kulturgüter im Zweiten Weltkrieg. Verlagerung - Auffindung - Rückführung" bekommt jeder Pate. Bei Einverständnis wird sein Name auf der Internetseite des Gleimhauses und in den "Gemeinnützigen Blättern" des Förderkreises genannt.

"Ich freue mich sehr, das Buch in diesem Zustand sehen zu können", sagt Hanna Spiller. Es sei eine gute Entscheidung gewesen, die Reparaturkosten zu übernehmen, bekräftigt die Buchpatin und befindet sich damit in guter Gesellschaft. So wie sie haben mehrere Spender aus der Region, aber auch aus Hildesheim, Hannover und Berlin Patenschaften übernommen, manche sogar mehrere.

Die vor einer Woche im Gleimhaus eröffnete Ausstellung gibt einen Einblick in das Buchpaten-Programm, präsentiert restaurierte Bände mit den dazu gehörenden Protokollen sowie Bücher, die noch auf eine fachgerechte Behandlung warten. Ein Katalog listet für Interessenten auf, welche "Patenbücher" besonders dringend eine Restaurierung nötig haben. Die Kosten für die Wiederherstellung richten sich nach dem Umfang des Schadens und reichen von wenigen Hundert bis zu mehr als tausend Euro.

Wer Interesse hat, eines der restaurierungsbedürftigen Bücher als "Patenbuch" auszuwählen, um es für künftige Generationen zu erhalten, kann sich bei der Bibliothekarin Annegret Loose im Gleimhaus melden. Die bis zum 8. März geplante Schau soll ein besonderes Dankeschön sein an alle Buchpaten, betonte Dr. Ute Pott, Direktorin des Gleimhauses, anlässlich der Eröffnung.