1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Nach Tour der Superlative freut sich "Ufu" nun auf die Harzer Gipfel

Weltenradler Nach Tour der Superlative freut sich "Ufu" nun auf die Harzer Gipfel

Thomas Meixner, Weltenradler aus Jeßnitz bei Bitterfeld-Wolfen, hat es wieder mal geschafft: Nach vielen Radtouren quer durch und rund um die Welt hat er nun Nord- und Südamerika unter die Pedalen genommen. Erfolgreich.

Von Dennis Lotzmann 17.02.2015, 02:23

Jeßnitz/Harz l 6439 Meter über Normalnull. Für Thomas Meixner die neue persönliche Rekordmarke. Auf diese Höhe kletterte der 49 Jahre alte Jeßnitzer kürzlich. Nicht irgendwie und irgendwo, sondern wie so vieles in seinem Leben geplant und gut vorbereitet. Meixner, der Abenteurer aus dem Bitterfeld-Wolfener Ortsteil Jeßnitz, nahm den Mount Illimani. Oder - mit dem nötigen Respekt vor Natur und menschlicher Leistung formuliert - er erklomm den 6439 Meter hohen Hausberg der bolivianischen Metropole La Paz.

Für den Marathon-Radler, der seit vielen Jahren die Welt auf zwei schmalen Reifen und mit Pedalkraft erkundet und der auch im Huy und im Harz längst viele Fans hat, ein willkommener Höhepunkt während seines jüngsten Abenteuers. "Ich war dort und wollte unbedingt hoch - das musste einfach sein", erzählt Meixner. Zu viert seien sie gestartet - oben angekommen sei er allein. Vielleicht auch, weil Bergsteigen eine weitere Leidenschaft des Marathon-Radlers ist. So wurde der Mont Illimani sozusagen zum i-Tüpfelchen der Tour über 41 178 Kilometer von Alaska quer durch Nordamerika und anschließend durch Südamerika bis nach Feuerland. Ganze 20 Monate war er unterwegs, hat einige Tiefen und noch mehr Höhen erlebt.

Tiefen wie jenen Überfall in bolivianischen La Paz, als er von Unbekannten überfallen und krankenhausreif geschlagen wurde. Da sorgte für eine Woche Zwangspause, bis alle Fäden der Kopfwunde wieder gezogen waren. Die Räuber flohen mit einer Passkopie und sage und schreibe fünf US-Dollar. Oder jener Moment, als ihm seine Freundin in Deutschland Adieu sagte. "Da habe ich zwei Monate zu kauen gehabt", erinnert er sich. Auch der Kampf gegen den Schlamm bei der Amazonasquerung und die 39 Grad Fieber gehören in jene Kategorie. "Ich dachte schon, es wäre Malaria, hatte aber Glück."

Meixner erzählt all das mit seiner ganz typischen Unaufgeregtheit und Abgeklärtheit. Klar: Er hat schon verdammt viel gesehen und er weiß, dass er sich jedes Mal auf ein großes Abenteuer mit Restrisiko einlässt.

Deshalb schwingt stets große Achtung mit, wenn er von Menschen in anderen Ländern erzählt. Meixner weiß, wie vielschichtig die Welt ist, wie vergleichsweise gut es uns geht und kann über viele deutsche Probleme nur lächeln. Und dann sind da noch die positiven Erlebnisse. Seit der heute 49-Jährige, der sich schmunzelnd als "Ufu" - unter Fuffziger - bezeichnet, im Jahr 1998 die Anstellung als Fahrradmechaniker gegen den Abenteurer-Job eintauschte, hat er unzählige tolle Menschen getroffen. Nette und hilfsbereite, interessante, offene und welche, die den Deutschen einfach nur beeindruckten.

"All das wiegt die weniger netten Episoden zigfach auf", sagt Thomas Meixner. So auch die Gastfreundschaft einer kubanischen Familie, die er 14 Tage lang genoss. "Die waren so wunderbar, da gab es zum Abschied Tränen auf beiden Seiten", erzählt er.

Das wiederum ist der Stoff für die Reiseberichte, mit denen der Jeßnitzer durch die Lande reist. Was 1998 als "Botschafter für Völkerverständigung" (über sich selbst) mit der Tour zur Olympiade im australischen Sydney begann und schließlich zur 99 000-Kilometer-Weltumrundung wurde, hat längst Professionalität erreicht. Meixner lebt heute davon, Interessierte mitzunehmen auf seine Touren. Auf wohltuend andere Art, wie Gäste finden. Er erzählt frei und findet den richtigen Spagat zwischen technischer Perfektion und Bodenhaftung. So, als wollte er verdeutlichen: Wir sind auch nur ein Teilchen vom großen Ganzen.

Begeistert hat er mit seinen Vorträgen nicht nur seine Fangemeinde im Huy oder in Wernigerode, sondern auch die Halberstädter, Quedlinburger und Bad Suderöder. Damit finanziert er seine Abenteuer - "mein Budget für die 20 Monate Amerika lag bei 9000 Euro, die Flugtransfers eingeschlossen."

Im Moment hat Meixner den Radsattel mit dem Bürostuhl getauscht. Zig Fotos wollen bearbeitet werden, er feilt am nächsten Reisebericht. Premiere ist am 23. Oktober in Wolfen. Daneben plant er ein Buch - "ein Verlag hat schon angefragt", berichtet er erfreut. Gestern widmete ihm der NDR 45 Sendeminuten im Abendprogramm.

Und danach - wenn alle Geschichten erzählt sind und es wieder juckt in den Füßen? "Zentralasien, die Seidenstraße, würde mich nochmal reizen, da fühle ich mich am wohlsten", steckt er vorsichtig neue Ziele ab. "Ich muss sehen, werde ja schließlich auch nicht jünger", sagt er und erinnert an den persönlichen Wechsel vom "Ufu" zum "Uhu" im Herbst. Aus "unter Fuffzig" werde dann ein "unter Hundert". Na ja, da kann sich selbst Meixner das Lachen nicht verkneifen. Und schiebt einen Satz hinterher, der aus seinem Mund und mit seinen Erlebnissen eine ganz besonder Bedeutung bekommt: "Das Leben ist hier, jetzt und heute." Hier, jetzt und heute freut sich Meixner auf seinen nächsten Brocken-Trip.