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Kunden bleiben teilweise unversorgt / Bürgermeister wendet sich an Telekom / Unternehmen mit Ausbauplänen DSL-Netz im Huy stößt stellenweise an Grenzen

Von Dennis Lotzmann 10.03.2015, 02:13

Gemeinde Huy l Der Ausbau des Internet-Breitbandnetzes und immer schnellere Datenzugänge selbst in entlegenen Dörfern bleiben auf höchster politischer Ebene aktuell. Die Bundesregierung drängt auf einen schnellstmöglichen flächendeckenden Ausbau, damit Deutschland im europaweiten Vergleich mithalten kann. Der Name ist dabei Programm: Das frühere Bundesverkehrsministerium firmiert mittlerweile als "Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur". Allein: In Teilen der Gemeinde Huy, die bislang als flächendeckend DSL-versorgt galt, mehren sich nun wieder kritische Stimmen. Und: Punktuelle Probleme räumt selbst die Deutsche Telekom ein. Sie will ihr Netz weiter ausbauen und verspricht ab Jahresende Verbesserungen.

Die offenkundigen Probleme hatten Bürgermeister Thomas Krüger Anfang des Jahres zum Handeln veranlasst. "Anlass waren kritische Stimmen, die immer öfter zu vernehmen waren", berichtet der CDU-Kommunalpolitiker.

Krüger, der um die Bedeutung schneller Internetzugänge weiß, fackelte nicht lange. Er bat kurzerhand über einen Aushang die Einwohner in den Huy-Ortsteilen um konkrete Hinweise auf langsame Datenzugänge oder gar Absagen bei Anschluss-Wünschen. "Ich wollte einfach genaue Daten haben, um die Telekom mit konkreten Fakten ansprechen zu können."

Heute, gut zwei Monate später, ist Krüger im Bilde. Alles in allem rund 50 Betroffene aus mehreren Huy-Ortsteilen hätten sich gemeldet und ihre ganz persönlichen Probleme geschildert. "DSL-Engpässe und Schwierigkeiten gibt es allem Anschein nach insbesondere in Eilsdorf, Anderbeck, Eilenstedt sowie Huy-Neinstedt und Wilhelmshall", resümiert Krüger. Betroffen seien die Ortsnetze Badersleben und Dingelstedt.

Und: Thomas Krüger kann die Kritik der Einwohner auch persönlich sehr gut nachvollziehen. "Ich bin selbst DSL-Kunde und musste feststellen, dass die Verbindung immer schlechter wird. Dafür muss es doch Ursachen geben."

Ursachen, denen die Telekom auf den Grund gehen sollte, hofft Krüger. Deshalb habe er die Schilderungen der Einwohner zum Anlass genommen, die Chefetage der Telekom-Technikabteilung im Detail zu informieren und um Abhilfe zu bitten. Der Brief mit jener Manöverkritik zwecks "Qualitätsverbesserung" (Krüger) sei vor wenigen Tagen versandt worden, eine Antwort gebe es noch nicht.

Die Volksstimme hat drei Fälle aus den Bereichen Dingelstedt und Eilsdorf herausgegriffen und Telekom-Pressesprecher Georg von Wagner um Prüfung gebeten. Das Resultat ist - aus Sicht der Kunden - zumindest vorerst ernüchternd.

Zum Beispiel für Andreas Knirsch in Eilsdorf: "Ich vermiete hier mehrere Wohnungen, die komplett mit Datenleitungen verkabelt sind. Leider kann die Telekom die gewünschten DSL-Leitungen nicht schalten." Ein Mieter sei ausgezogen und habe seinen Anschluss mitgenommen. Der Nachfolger habe bei der Telekom vergeblich angeklopft.

Ein vergleichbares Bild in einem anderen Haus in der Ernst-Thälmann-Straße: Zwei Mieter, die Anschlüsse buchen wollten, seien wegen fehlender DSL-Ports leer ausgegangen. "Dabei gibt es schnelles Internet in Eilsdorf, gleich einen Eingang weiter nutzt ein Mieter DSL mit 16 Mbit pro Sekunde", berichtet Andreas Knirsch.

Entnervt ist auch Ingo Bögelsack vom gleichnamigen Bürotechnik-Unternehmen in Dingelstedt-Arbketal. "Wir sind immer wieder bei der Telekom vorstellig geworden, um Telefonanschluss und Internet zu bekommen", berichtet er. Mal habe es geheißen, dass es klappe, dann sei von einer LTE-Funkanbindung die Rede gewesen. "Letztlich hat das eine aber ebensowenig funktioniert wie das andere", berichtet der Unternehmer.

Was ihn besonders ärgert: "Der große Verteilerkasten der Telekom steht direkt vor unserer Tür an der Straße und wir gehen trotzdem leer aus." Notgedrungen nutze er nun LTE von einem anderen Anbieter - zufriedenstellend sei das keineswegs. "Ich muss unbedingt telefonisch erreichbar sein. Schon das sei mitunter problematisch und störanfällig."

Fall Nummer drei ist Ernst Timme in Eilsdorf, der zum Telefon-Anschluss ebenfalls einen DSL-Zugang hinzubuchen möchte. Sei nicht möglich, weil aktuell keine DSL-Ports mehr frei seien, heißt es.

Die Volksstimme hat Telekom-Sprecher Georg von Wagner in allen drei Fällen um detaillierte Informationen gebeten: Woran scheitert die Realisierung dieser drei Kundenwünsche? Wie stellt sich die DSL-Versorgung im Bereich der Gemeinde Huy aus Sicht der Telekom generell dar, gibt es punktuell Engpässe und Probleme? Welche Übertragungsraten sind in den Ortsteilen verfügbar? Gibt es aktuell weitere Ausbaupläne im Bereich Internet/DSL im Huy? Und: Wie sind - auch mit Blick auf den generell geplanten Umstieg der Telekom auf internetbasierte Telefonie - dafür die zeitlichen Perspektiven?

Die Anwort des Telekom-Sprechers von Wagner erschöpft sich in zwei Sätzen: "Alle drei Kunden sind noch auf eine ältere Technik geschaltet. Hierzu besteht bereits eine Beauftragung für eine größere Baumaßnahme, im Zuge derer alle drei dann auch schnelleres Internet erhalten werden - voraussichtlich im vierten Quartal 2015." Dann seien bis zu 50 Megabit pro Sekunden möglich.

Alle weiteren Fragen blieben unbeantwortet. Nachfragen zu "punktuellen Kapazitätsproblemen" im Netz wies von Wagner zurück: "Das ist eine Unterstellung und ganz grundsätzlich falsch. Die alte Technik kann kein DSL und wird deswegen auch sukzessive gegen neuere ausgetauscht."

Zugleich verweist er auf die gerade freigeschaltete Hybrid-Technologie der Telekom. Dabei werden langsame DSL-Festnetzzugänge mit funkbasierten Internetzugängen gekoppelt und die Bandbreiten gewissermaßen zusammenaddiert. Wie dies freilich funktionieren soll, wenn die Telekom gegenwärtig nicht einmal Festnetz-DSL als Basis anbieten kann, ließ von Wagner freilich offen.