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Solar-Projekt in Ströbeck Viel heiße Luft um Businesspark

Markige Versprechungen, ein großer Bahnhof mit Politprominenz und - wie sich rasch herausgestellt hat - letztlich nicht mehr als heiße Luft: das Hallstrom-Projekt im Gewerbepark Ströbeck. Die "Macher" sucht man heute ebenso vergeblich wie deren Hallen mit Photovoltaik-Platten auf dem Dach. Doch es gibt Hoffnung für das Areal ...

Von Dennis Lotzmann 20.04.2015, 03:35

Schachdorf Ströbeck l Irgendwie wirkte die Szenerie schon damals im August 2013 ziemlich skurril: Als mehrere Herren sich anschickten, im Gewerbepark Ströbeck per Spatenstich den Startschuss für ein Mega-Projekt zu zünden. Die Firma Hallstrom-Holding wollte am Rande des kleinen Dörfchens das ganz große Rad drehen. Auf den Gewerbeflächen, auf denen seit einer gefühlten Ewigkeit nur Unkraut wucherte, sollten für gut 13 Millionen Euro mehrere Hallen mit Solarzellen auf dem Dach emporwachsen. Hieß es vollmundig. Damals, im August 2013.

Wer etwas genauer hinschaute, wurde allerdings schon damals stutzig: Das Allerlei, das Bauherren bei ersten Spatenstichen üblicherweise in Kassetten aus edlen Metallen zu verstauen pflegen, wurde hier in ein vergleichsweise schnödes Abwasserrohr aus dem Baumarkt gezwängt. Gleichwohl wurde selbiges unter Beteiligung von Politprominenz - allen voran Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) - medienwirksam zwischen dem Unkraut im Erdboden versenkt.

Das Firmenschild, auf dem großspurig vom Businesspark Ströbeck getönt wurde, hing damals merkwürdig-provisorisch auf dem Rahmen eines anderen Firmenschildes und war nach Tagen schon wieder verschwunden. Weil die Auftraggeber der Hallstrom-Holding dafür bis heute nicht die Rechnung bezahlt hätten, wie der Ströbecker Metallbauer Olaf Michaelis am Freitag gesagt hat. Mehr als 1000 Euro seien dafür offen.

Und das Festzelt für Empfang und Schnittchen-Imbiss stand, wie wenig später bekannt wurde, auch nur eher zufällig auf dem Acker. Der Verleiher hatte, wie er sagte, instinktiv ein ungutes Gefühl und daher Vorkasse gefordert. Weil die Hallstrom-Manager die Summe irgendwie doch zusammenbekamen, blieb ihnen zumindest die Peinlichkeit, Wirtschaftsminister Hartmut Möllring direkt unter der heißen August-Sonne begrüßen zu müssen, erspart.

Ströbecks Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD) gehörte damals zu jenen, die die Hallstrom-Pläne eher skeptisch betrachteten. Er blieb an jenem wunderbar inszenierten Tag in der passiven Beobachter-Rolle, griff sich keinen Spaten - und tat letztlich gut daran.

Denn schon wenige Wochen darauf platzten die Träume und Ankündigungen von Hallstrom wie Seifenblasen. Trotz allerlei "Märchenstunden" (Jens Müller) im Ortschaftsrat, in denen die Hallstrom-Manager später stets neue Ankündigungen auftischten, blieben am Ende nichts als geprellte Dienstleister wie Metallbauer Michaelis oder ein Cateringanbieter, der unterm Strich zusetzte, und weiter munter sprießendes Unkraut im Gewerbepark.

Heute sind die Hallstrom-Manager, die damals auch gegenüber der Volksstimme immer wieder das Blaue vom Himmel versprochen hatten, verschwunden. Die Mobilfunkanschlüsse von Hallstrom-Sprecher Jörg Menyesch und Falk Hofmann, dem damals für Hallstrom vor Ort agierenden Mitarbeiter, sind beide abgeschaltet.

Derweil hat sich die Erde zumindest hinter den Kulissen weitergedreht: Laut Stadtverwaltung sei dem Wunsch des Ortschaftsrates Ströbeck entsprochen und nach weiteren Lösungen für das Industriegebiet gesucht worden, hat Stadtsprecherin Ute Huch jüngst mitgeteilt. Um dafür formell die Weichen zu stellen, habe der Stadtrat vor einigen Wochen den Verkaufsbeschluss für die Fläche im Industriepark Ströbeck zugunsten von Hallstrom aufgehoben.

"Zugleich konnten mit mehreren verschiedenen Interessenten Gespräche geführt werden", berichtet Ute Huch. Erfolgreich: "Für eine rund 2,9 Hektar große Fläche konnte mittlerweile ein notarieller Kaufvertrag abgeschlossen werden." Zudem gibt es laut Verwaltung gegenwärtig Verhandlungen über den Verkauf von weiteren rund 10 000 Quadratmetern.

Was nach einem Happy End im Industriepark Ströbeck, der perspektivisch in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden soll, klingt. Kommt auch der zweite Grundstücksdeal über ein Hektar Fläche zustande, wären laut Verwaltung 70 Prozent der Gesamtfläche im Ströbecker Industriepark veräußert, heißt es aus dem Halberstädter Rathaus.

Was der bereits vertraglich gebundene Käufer auf den 2,9 Hektar Land, die wohl auch schon bezahlt sind, plant, überrascht derweil nicht wirklich: Er strebt eine Nutzung an, die für unausgelastete Gewerbeparks heute allenthalben gängig ist: Stromerzeugung mittels Solarzellen. Laut Verwaltung stehen die nötigen Genehmigungsverfahren kurz vor dem Abschluss. Das Projekt selbst solle noch in diesem Jahr umgesetzt werden.

"Für eine Fläche von rund 2,9 Hektar konnte mittlerweile ein notarieller Kaufvertrag abgeschlossen werden."

Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt

Was der weitere Interessent hinsichtlich der Nutzung anstrebt, ist offen. Einiges spricht dafür, dass auch er in Richtung Solarstromerzeugung denkt. Ortsbürgermeister Jens Müller hatte vor einigen Monaten von Kontakten mit mehreren Interessenten gesprochen, die allesamt in Richtung Solar gingen.

Bleibt abzuwarten, ob bei der Montage der Solarflächen vielleicht sogar das im August 2013 beim ersten Spatenstich verbuddelte Abwasserrohr nebst Beigaben gefunden wird. Was letztlich aber ziemlich egal sei, wie Beobachter frotzeln: Darin sei garantiert nichts Spannendes, sondern wahrscheinlich auch nur heiße Luft.