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16. Halberstädter Jazznacht Ein musikalischer Abend der Gegensätze

Volles Haus zur 16. Halberstädter Jazznacht. In den zwei sehr unterschiedlichen Konzerten des Abends erlebte das Publikum Jazz vom Allerfeinsten.

Von Friedmar Quast 21.04.2015, 01:25

Halberstadt l Die 16. Halberstädter Jazznacht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) spann einen großen Bogen zwischen dem Jazz, wie er heute in einer seiner Spielformen angekommen ist, und von wo er herkam. Unterschiedlicher hätten die beiden Teile einer Jazznacht nicht sein können. Das Musikforum Halberstadt hat wieder einmal den Mut besessen, mit dem einmal im Jahr stattfindenden Event zwei völlig unterschiedliche Facetten des Jazz zu präsentieren.

Im ersten Teil der norwegische Trompeter Nils Petter Molvaer, der mit seiner Band das Publikum im Halberstädter Theater in eine mystische psychedelische Stimmung zog. Zeitgenössischer Jazz, wie er in seinen Möglichkeiten der Elektronik nicht hätte spezieller sein können. Nils Petter Molvaer verfremdete sein Trompetenspiel mit elektronischen Effekten. Blies die Trompete an, ließ den elektronischen Effekten ihren Lauf. Ebenso Geir Sundstol an der Slide-Gitarre und Jo Berger Myhre an der E-Gitarre, die durch elektronische Tonverschiebung zum Bass wurde. Erland Dahlen an den Drums kam ohne diese Effekte aus. Mit seinem fast groovenden Stil war er derjenige in der Band, der dem Cool-Jazz seiner Kollegen Drive entgegenzusetzen hatte.

Wer sich darauf einließ und die Stimmung in sich aufnahm, verstärkt vom blauen kalten Licht, der entrückte in die Klangsphären der Kompositionen von Nils Petter Molvaer, merkte erst am Ende des Sets, dass diese Klanggebilde über eine Stunde am Stück auf ihn einwirkten und in eine Musikwelt entführten, die der Insider sonst wahrscheinlich nur völlig zurückgezogen genießt. An diesem Abend live auf der Bühne. Nils Petter Molvaer, der im zeitgenössischen Jazz mit seiner im Jahr 2014 veröffentlichten CD "Switch" an seine großen Erfolge anknüpft. Cool-Jazz ohne Zwischenmoderation - Musikgenuss pur.

Im zweiten Teil die schwarze Sängerin Indra Rios-Moore, groß geworden in der Lower East Side of Manhattan, lernte mit 26 Jahren den dänischen Saxofonisten Benjamin Traerup kennen und ging mit ihm nach Dänemark. Eine Sängerin mit einer ausgereiften Stimme ganz im Stil ihrer großen Vorbilder der Jazz-Diven Billie Holiday und Ella Fitzgerald. Traditioneller hätte der Jazz nicht sein können in der Besetzung mit Saxofon, Gitarre und Kontrabass. So bediente Indra Rios-Moore auch in ihrem Repertoire die Jazzklassiker.

Getragen von einer großen Spiritualität, verkörpert sie dass, was man musikalisch mit dem schwarzen Amerika verbindet, Jazz, Gospel und Blues. Stimmlich kommt sie den großen Jazz-Diven sehr nahe. Aber sie kann auch anders. Die Interpretation des Roger Waters Pink-Floyd Klassiker "Money" war absolut gelungen.

An ihrer Seite immer im direkten Dialog Benjamin Traerup am Saxofon mit einem wunderbaren weichen Ton. Thomas Sejthen am Kontrabass ebenso einfühlsam. Uffe Steen an der E-Gitarre, ein technisch sehr versierter Gitarrist, dessen Gitarre man in diesem Zusammenspiel sich mit einem wärmeren Sound gewünscht hätte, sie wirkte bisweilen etwas spröde. Der zweite Teil des Konzertes brachte das Gefühl von Wärme zurück, und nicht nur dafür gab es zum Schluss Standing Ovations für Indra Rios-Moore.

Klaus Huch, der Motor des Halberstädter Musikforums, entließ das Publikum nicht ohne einen Hinweis auf die 17. Halberstädter Jazz-Nacht im April 2016.

Einmal im Jahr Jazz in Halberstadt und dann ganz groß! Diesem Motto wurde die Treue gehalten. Dank an die Mitstreiter des Halberstädter Musikforums für ihr Engagement.