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Tötungsdelikt nicht ausgeschlossen Wurde 72-Jährige Opfer einer Gewalttat?

Entsetzen in Wernigerode: Anwohner haben am Mittwochmorgen im
Zillierbach die Leiche einer 72 Jahre alten Frau entdeckt. Laut Polizei
ist gegenwärtig unklar, ob die Frau Opfer eines Gewaltverbrechens wurde
oder tragisch verunglückt ist. Im Fokus der Ermittlungen steht der
48 Jahre alte Sohn.

Von Dennis Lotzmann und Sandra Reulecke 29.04.2015, 18:37

Wernigerode l Wo sonst Familien in Richtung des Wildparks Christianental flanieren, sind am Mittwoch in aller Frühe Kriminaltechniker im Einsatz. Ein Funkwagen parkt neben Zivilfahrzeugen der Kriminalpolizei und schirmt den Blick Richtung Zillierbach ab. Anwohner bleiben stehen und stutzen, Autofahrer wundern sich. Wenig später geistern erste Gerüchte durch die Stadt und nehmen über elektronische Medien ihren Weg. Von Mord und einem Toten ist die Rede. Spekulationen, die nach ersten Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft nicht zutreffend sind.

Bekannt ist bislang: Am Morgen, noch vor 7 Uhr, hat eine Anwohnerin eine tote Frau im Zillierbach entdeckt und die Polizei verständigt. Wenig später sind neben Beamten auch sechs Mitglieder der hauptberuflichen Wachbereitschaft der Feuerwehr vor Ort, um die Tote aus dem Wasser zu bergen. Parallel beginnen Ermittler der Kriminalpolizei mit der Spurensuche, um die Hintergründe aufzuklären. Die Identität des Opfers steht rasch fest: Es handelt sich um die 72 Jahre alte Roswitha B. aus Halberstadt, besagen die Papiere, die sie dabei hatte.

Wie die Rentnerin zu Tode kam, ist jedoch unklar: Ist sie unglücklich in den Bach gestürzt? Wurde sie gestoßen? Oder ist sie gar Opfer eines Tötungsdeliktes und wurde anschließend im Bach abgelegt?

Fragen, die sich die Ermittler stellen. Unklar ist auch die Herkunft von Verletzungen im Kopfbereich der Toten. Aufschluss und Antworten erhoffen sich Polizei und Staatsanwaltschaft von der Obduktion der Leiche.

Und sie haben eine erste heiße Spur. Möglicherweise hat der 48 Jahre alte Sohn von Roswitha B. etwas mit ihrem Tod zu tun. Der Mann wurde nach Volksstimme-Informationen vor Ort angetroffen. Er sei umhergeirrt, ist zu hören. Oberstaatsanwältin Eva Vogel von der Staatsanwaltschaft in Halberstadt erklärt auf Anfrage, dass der 48-Jährige vorläufig festgenommen wurde.

Der Sohn des Opfers ist nach Informationen der Volksstimme psychisch krank und in einer Fachklinik untergebracht. Aus dieser war er wohl verschwunden und irrte im Mühlental umher.

Gestützt werden diese Hinweise von Beobachtungen, die Anwohner aus dem Wernigeröder Ortsteil Nöschenrode gemacht haben: "Hier ist am Dienstag stundenlang ein offensichtlich verwirrter Mann immer wieder auf und ab gelaufen. Das war wirklich beunruhigend", berichtet eine Seniorin. Verwandte hätten nach einiger Zeit das Krankenhaus und die Polizei informiert. "Polizisten sind dann auch gekommen und haben lange mit dem gepflegt wirkenden, schmächtigen Mann gesprochen", so die Anwohnerin weiter. Mitgenommen hätten sie ihn jedoch nicht.

Auch andere Anwohner erinnern sich an jenen merkwürdig blickenden Mann, der sie verängstigt habe. Und: Gegen 22.10 Uhr haben Anwohner am Dienstag auf Höhe des späteren Fundortes der Leiche zwei Autos mit eingeschalteten Warnblinkanlagen beobachtet. Etwas später sei hier auch "Blaulicht" zu sehen gewesen - ob Polizei oder Rettungsdienst im Einsatz waren, konnten die Anwohner nicht erkennen. Ebenso offen ist, ob diese Beobachtungen mit dem Tod der Halberstädterin überhaupt in Verbindung stehen.

Oberstaatsanwältin Vogel erhofft sich von der Obduktion wichtige Hinweise und Aufschlüsse. Am Donnerstag soll wahrscheinlich entschieden werden, ob gegen den 48-Jährigen Haftbefehl beantragt wird.